Lego-Raumschiffe, Rollerblades und Krokodil-Versicherungen

Geschenke lösen oft intensive, emotionale Reaktionen aus. Sie können Beziehungen stärken, Zugehörigkeit vermitteln, Freundschaften entstehen lassen und lang anhaltende Erinnerungen schaffen. Sie können aber auch Beziehungen ruinieren, Verwirrung, Enttäuschung oder Verärgerung auslösen. All das gilt natürlich auch für Präsente, die Politikerinnen und Politiker von Kolleginnen und Kollegen oder Staatsgästen erhalten. Eine nicht vollständige Liste von interessanten Geschenken, die Würdenträger von anderen Volksvertretern erhalten haben.

Lego, harte Nüsse und ein Lächeln auf Abruf

Der scheidende Bundesminister für Bildung und Forschung der Bundesrepublik, Cem Özdemir, bekam von seiner Nachfolgerin bei der Amtsübergabe ein Lego-Raumschiff (Alter 7+). Künftig firmiert das Ressort unter der Leitung von CSU-Politikerin Dorothee Bär nämlich unter dem Namen »Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt«.

Für die neue Gesundheitsministerin Nina Warken von der CDU gab es das gleiche Antrittsgeschenk, das 2021 schon ihr Vorgänger Karl Lauterbach erhalten hatte: einen Nussknacker für harte politische Entscheidungen.

Deutschlands neuer Außenminister Johann Wadephul hatte für seine Vorgängerin Annalena Baerbock auch ein Abschiedsgeschenk parat. Für Baerbocks Wechsel zur Uno gab es einen Hoptimisten, eine Art Wackeldackel, der bei Bedarf lächelt. Dieser solle Baerbock helfen, wenn es einen »Frustrationsmoment« bei ihrem neuen Job gebe. Das Geschenk war wohl eine Revanche für Baerbocks Geschenke an Wadephul. Neben einer Tasse und Blumen gab es für den CDU-Politiker das Buch »In der Männer-Republik: Wie Frauen die Politik eroberten«.

Bundespräsidenten und Spielgeräte

Der einstige Bundespräsident Horst Köhler hatte bei seinem Antrittsbesuch in Polen 2004 einen Fußball im Gepäck. Zusammen mit dem polnischen Präsidenten Aleksander Kwaśniewski wurde das Spielgerät gleich eingeweiht.

Sieben Jahre später reiste Köhlers Nachfolger Christian Wulff nach Afghanistan. Als Präsent hatte er ein Fahrrad (und einen Korb mit Schokolade) für den damals vierjährigen Sohn des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai dabei. Für alle anderen Afghanen gab es von Wulff damals die Zusicherung, dass Deutschland das Land nach dem Abzug der Bundeswehr im Jahr 2014 nicht im Stich lassen werde.

Besondere Teppiche, Rollerblades und eine Krokodil-Versicherung

Heidar Alijew, seinerseits Präsident Aserbaidschans, hatte sich für sein Treffen mit seinem US-Amtskollegen Bill Clinton 1997 etwas ganz Besonderes ausgedacht. Er hatte einen Teppich in Auftrag gegeben, auf dem Bill und Hillary Clinton abgebildet waren.

Eine interessante Idee hatte 2008 auch der niederländische Premierminister Jan Peter Balkenende. George Bush, der damals im Weißen Haus saß, bekam von Balkenende schwarze Rollerblades. Dazu gab es noch ein paar Handgelenk-, Knie- und Ellbogenschützer dazu, um die Sicherheit des Präsidenten zu gewährleisten.

Barack Obama bekam im Jahr 2011 für einen Besuch in Australien ein makaberes Geschenk: eine Versicherung gegen einen Krokodilangriff. 50.000 australische Dollar hätte die damalige First Lady Michelle Obama demnach erhalten, wenn der US-Präsident während seines Besuchs in Darwin von einem der Reptilien angegriffen worden wäre. »Ich muss zugeben, dass wir bei der Reform des Gesundheitswesens in Amerika die Krokodil-Versicherung ausgelassen haben«, sagte Obama damals.

Tierische Geschenke

Vor allem in früheren Zeiten waren Tiere ein beliebtes Geschenk unter Politikern. Heute ist das – wohl vor allem aufgrund des Tierwohls – nur noch selten der Fall. Was schenkt man einem aufstrebenden Politiker? Warum nicht das eigene Wappentier, mag sich auch der damalige US-Justizminister Robert F. Kennedy gedacht haben. Am 2. Februar 1962 überreichte er dem Regierenden Bürgermeister von West-Berlin, Willy Brandt, einen Weißkopfseeadler. Das Tier wurde nach seinem Besitzer getauft. Die Geste sollte verdeutlichen, dass »die USA West-Berlin unter ihre schützenden Fittiche nehmen«, so die Historikerin Mieke Roscher. Der greise Adler konnte sich allerdings kaum noch auf dem Ast halten. 1964 starb »Willy«.

Bundespräsident Johannes Rau wurde 2002 bei seinem Besuch in Mali mit einer besonderen Gabe bedacht: Parlamentspräsident Ali Nouhoum Diallo schenkte dem deutschen Politiker ein Zebu-Rind. Ob der Wiederkäuer mit den Hörnern zu sperrig für den Regierungsflieger war, oder nicht – Rau nahm das Präsent jedenfalls nicht mit nach Hause.

Kamele gelten in der arabischen Welt als Symbol für Wohlstand und Schönheit. Die Tiere wurden Angela Merkel gleich mehrfach zum Präsent gemacht. 2007 überreichte König Abdullah Merkel bei ihrem Kurzbesuch in Saudi-Arabien mit viel Pomp zwölf goldene Kamele. Anwesende Mitglieder der deutschen Delegation berichteten von einer regelrechten »Zirkusshow«, Merkel zeigte sich entzückt. Als ihr der turkmenische Präsident wenig später zwei lebende Exemplare schenken wollte, lehnte sie dankend ab. Der offizielle Grund: logistische Probleme.

Wladimir Putin inszeniert sich gern als Tierfreund. Durch ein flauschiges Präsent Putins Gunst zu gewinnen, erhoffte sich womöglich 2010 der bulgarische Staatschef Bojko Borissow. Er übergab Putin einen Karakatschan-Welpen namens »Buffy«. Zwei Jahre später erhielt Putin aus Japan die Akita-Hündin Yume. Dabei können Hunde, die weniger wertvoll gelten, laut Historikerin Roscher als ambivalentes Präsent aufgefasst werden. »Als diplomatisches Geschenk kann ein Hund durchaus auch einen Affront darstellen.«

Ob Antilopen, Bären, Elefanten, Zebras oder Löwen – der selbst ernannte Tierfreund Josip Broz Tito sammelte sie alle. Staatsoberhäupter wie Indiens Premierministerin Indira Ghandi wussten um die Vorliebe des Politikers. Von ihr erhielt Tito unter anderem zwei Elefanten und einen besonders wilden Tiger namens Tigar für seinen privaten Zoo auf den Brijuni-Inseln.

Nina Warken kann nun Nüsse knacken

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Boys will be boys: Aleksander Kwaśniewski und Horst Köhler beim Kicken

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Ein Fahrrad und Schokolade

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Barack Obama während seines Besuchs in Darwin, Australien

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»Willy« sitzt auf einem Ast, Willy Brandt, Robert F. Kennedy und seine Frau Ethel stehen drum herum.

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Wladimir Putin, Buffy und Bojko Borissow

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