Seit dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung hat Hollywoodschauspielerin Sharon Stone, 67, immer wieder über ihre Erfahrungen in der Filmbranche gesprochen. Lange habe sie unter der Machokultur gelitten, Jahrzehnte um genau zu sein. In einem Interview mit CBS sagte sie schon 2018: »Können Sie sich das Geschäft vorstellen, in das ich vor 40 Jahren hineingeraten bin? So, wie ich ausgesehen habe?« Auch zu Harvey Weinstein, dessen Übergriffe auf Frauen den Anstoß zu #MeToo gaben, äußerte sie sich vor einigen Jahren – damals aber nur knapp.
Sie sei nicht überrascht. Und sie hoffe, Weinstein müsse ins Gefängnis.
Dieser Wunsch hat sich erfüllt: 2020 wurde der heute 73-Jährige der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung schuldig gesprochen, weitere Verfahren laufen noch. Und Sharon Stone wurde in einem neuen Interview mit dem »Guardian« konkreter: »Ich bin das Mädchen, das er auf einer Cocktailparty durch den Raum geschubst hat. Und ich bin das Mädchen, das er geschlagen hat. Und ich bin das Mädchen, dem er an den Hintern gefasst hat.«
Weinstein habe sie nicht um eine Massage gebeten oder vergewaltigt, sei jedoch mehrfach gewalttätig geworden und habe seine Macht auch ihr gegenüber missbraucht.
Berichte von Gewalterfahrungen
Auch bei der gemeinsamen Charityarbeit für die amfAR-Stiftung, die sich für die Aids-Forschung starkmacht, sei Weinstein Stone gegenüber ausgerastet. Weil die Schauspielerin ihm auf der Bühne das Mikrofon weggenommen habe, habe Weinstein sie geschubst und gesagt, sie solle ihn nicht so erniedrigen. Stone habe daraufhin geantwortet: »Du bist ein Gauner, Harvey, lass deine verdammten Finger von mir.« Er habe nicht versucht, sie zu »ficken«, so führt Stone in dem Interview weiter aus, »aber er war definitiv körperlich gewalttätig. Er hat mich geohrfeigt, durch den Raum geschleudert und mich unzählige Male herumgeschubst.«
Weinstein selbst hat sich zu diesen neuen Anschuldigungen noch nicht geäußert. Seit 2017 hatten ihm mehr als 80 Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
2025 wurde Weinstein erneut verurteilt. Wegen eines Verfahrensfehlers wurden die Fälle der Klägerinnen Miriam Haley, Kaja Sokola und Jessica Mann neu verhandelt. Im Fall Haley wurde er erneut des sexuellen Übergriffs schuldig gesprochen, im Fall Sokola gab es einen Freispruch. Beim Teil der Anklage, der Mann betrifft, gelangten die Geschworenen jedoch zu keiner Entscheidung, weshalb das Verfahren scheiterte.
Nun soll Weinstein im Fall Jessica Mann erneut vor Gericht gestellt werden. Der New Yorker Richter Curtis Farber sagte am Mittwoch, er wolle den Prozess noch in diesem Jahr beginnen. Und zwar bevor das Strafmaß für den Schuldspruch im Fall Haley verhängt wird. Diese Verkündung ist für den 30. September angesetzt.
Verschobenes Urteil
Richter Farber kündigte an , Weinstein im Fall Haley erst dann zu verurteilen, wenn er erneut wegen der Anklage im Zusammenhang mit Mann vor Gericht steht. Sofern er sich nicht schuldig bekennt, die Staatsanwaltschaft die Anklage fallen lässt oder die Anklage nicht vor Ende September verhandelt wird, wird das Urteil vermutlich auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Schuldig bekennen wolle sich Weinstein zum jetzigen Zeitpunkt nicht, sagte sein Anwalt. »Er möchte nicht, dass das Wort Vergewaltigung mit ihm in Verbindung gebracht wird«, so Arthur Aidala gegenüber Reportern. Man hoffe indes, dass die Staatsanwaltschaft die Anklage wegen Vergewaltigung vor der nächsten Anhörung fallen lasse.
Angeklagter Weinstein in New York: Er will auf nicht schuldig plädieren
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