Auf Reisen kann man oft erleben, was einem theoretisch immer klar sein könnte und was im Alltag doch oft vergessen wird: wie schön die Welt ist, wie wundersam der Mensch mit seinen verschiedensten Lebensmodellen und Traditionen – und wie privilegiert wir sind, wenn wir unterwegs sein dürfen.
Denn oft begegnen einem neben fantastischem Essen, freundlichen Menschen und kulturellem Reichtum auch Armut, bettelnde Kinder, verfallende Strukturen und Sozialsysteme. Und viele Reisende fragen sich, wie man damit umgehen kann.
So wie die Australierin Tara Winkler. Als sie Anfang 20 durch Kambodscha reiste, hätte es sich einfach falsch angefühlt, nur Urlaub zu machen zwischen so viel Armut, erzählt sie – sie ging in ein Waisenhaus, um zu helfen. Heute hält sie das für einen großen Fehler. Und verändert, gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner, einem ehemaligen buddhistischen Mönch, ein ganzes System.
Bei meinem Besuch habe ich wieder einmal festgestellt: Einerseits ist vieles komplizierter, als man denkt. Und auf der anderen Seite ist es oft überraschend leicht, vieles im Leben richtigzumachen. Hier können Sie lesen , was Tara Winkler Reisenden, die helfen wollen, heute empfehlen würde.
Wohin im November? Meine Lesetipps
Falls Kalender, Klimagewissen oder Konto gerade keine spontane Reise nach Kambodscha ermöglichen, kann man natürlich auch näher an der Heimat bleiben. Zum Beispiel, indem man sich aus der Therme in die Ferne träumt – mithilfe dieser Texte:
Um Zürich zu schätzen, benötigt man »eine Begeisterung für Berge, Boutiquen und die Schweizer Bequemlichkeit« schreibt Simon Maurer über seine Heimatstadt – und gibt zehn Tipps für Menschen, die ihr Geld »lieber in Erinnerungen als in Fonds anlegen«. Na dann mal auf.
Der Bestsellerautor Ewald Arenz (»Zwei Leben«, »Katzentage«) stammt aus Nürnberg, lebt in der Nähe von Fürth, liebt den Herbst und Franken. Ein perfekter Gesprächspartner also, um sich der Region zu nähern und Tipps einzusammeln – von Felsengärten bis zu einem Ort, der einen »vor lauter fränkischer Kleinstadtromantik ganz besoffen« mache.
Wer sich weiter weg träumen will, kann sich Michael Martins Fotos aus Borneo anschauen. Um seine Bilder von Orang-Utans zu machen, musste er sich extra Anti-Blutegel-Schuhe kaufen und hatte trotzdem immer einige der Sauger am Körper. Manche Erlebnisse sind in der Vorstellung eben deutlich romantischer als in der Realität.
Reiseträume – unsere Frage, Ihre Antwort
Und wo wir schon beim In-die-Ferne-Träumen waren: Für mich ist der November einer dieser Monate, die ich mir in Deutschland auch sparen könnte: zu nieselig und zu grau, kein Herbstgold mehr an den Bäumen, sondern glitschiger Laubbrei auf den Straßen. Noch kein Weihnachtszauber in den Städten, aber schon kalte Füße und laufende Nasen.
Dagegen hilft, neben einer Reise, natürlich auch ein Ausflug in eine sogenannte Wellnessoase. Ein Tag mit Planschen, Sauna und Aufguss kann mir so viel Erholung schenken wie eine Woche Urlaub. Nach ein paar Umzügen weiß ich allerdings auch: Den richtigen Ort zu finden, ist keine leichte Aufgabe.
Ich gehöre zum Beispiel eher zur Fraktion »Klappe halten in der Sauna«, nicht zu der »Sektchen und Schnack bei 90 Grad« – auch wenn sie meine tiefsten Sympathien hat! Wenn man aber in der falschen Gruppe sitzt, schwitzt man auch aus Abneigung – und zack, ist es vorbei mit der Erholung.
Außerdem versuche ich dem Aufguss-Ansturm antizyklisch entgegenzuwirken, denn jaja, es ist ganz schön, mit Eukalyptusduft abgefächert zu werden, aber eben nicht so schön, wie mich ausstrecken zu können, ohne versehentlich einen fremden Schweißnacken zu berühren.
Ähnliche Fragen drängten sich mir auch schon bei der Wahl der Therme auf: Braucht es Wasserrutschen verschiedenster Größen (Rutschenwelt Therme Erding ), echte Pinguine (Spreewald-Therme Lübbenau ) oder einen Wellenstrudel (Center-Park Hochsauerland ) für den Schwimmspaß von Groß und Klein? Einen Heißluftballon, der über die tropische Landschaft mit echten Flamingos schwebt (Tropical Island Brandenburg )? Oder so viele Whirlpool-Massage-Gelegenheiten und wenig Kinder wie möglich?
Und während also einerseits Menschen vor manchen Wellness-Tempeln stundenlang anstehen und andererseits viele Bäder um ihr Bestehen bangen, ist die Frage: Wie halten Sie es mit der Entspannung? Gibt es einen besonderen Ort, den Sie empfehlen können? Haben Sie Strategien? Und, sehr wichtig, nehmen Sie Snacks mit oder gehört sich das nicht? Erzählen Sie uns von Ihren liebsten Wellness-Tricks und Orten in einer Mail an reise.leserpost@.de . Einige Ihrer Tipps möchten wir gern auf SPIEGEL.de veröffentlichen.
Hingucker – das Bilderrätsel
Heiße Quellen gibt es natürlich auf der ganzen Welt. In diesem »Thermalen Wunderland« kann man wegen großer Hitze und teils ungesunder Gase nicht schwimmen, sondern wandern – und das Farbspektakel bewundern. Wissen Sie, wo es liegt?
Hier gibt es Futter – für Kopf und Bauch
Gute Bücher und gutes Essen machen satt und glücklich. Wer den Kochlöffel schwingt, kann sich einen duftenden Hauch Urlaub in die Wohnung holen. Träumen wir uns also nach Japan, mit einem Buch über das Leben als Go-go-Girl in Osaka und einem Rezept für Gemüsepfannkuchen namens Okonomiyaki.
Für den Kopf:
Die Welt öffnet und schließt sich in verschiedenen Richtungen, je nachdem, mit welchem Geschlecht, welcher Hautfarbe, welchen Neigungen und welchem Einkommen man so unterwegs ist.
Pauline Picker widmet sich in »Weltwandlerinnen« der Frage, wie es Frauen geht, deren Lust auf die Entdeckung der Welt nicht aufhört. Die über Jahre hinweg reisen, die Schlittenhunde trainieren oder International Wilderness Guides werden, die trampen, in Hostels arbeiten und versuchen, in Deutschland ihre eigenen Utopien aufzubauen, zu denen sie von der Welt inspiriert wurden. Ein Buch für jüngere Weltwandlerinnen auf der Suche nach Inspiration und ein Einblick für alle, die sich fragen, wie es wohl ist, ein »rastloses« Leben zu führen.
Für den Bauch: Es gibt so Rezepte, die einem das Leben leichter machen. Wie diese japanischen Pfannkuchen mit herzhafter Füllung und flexiblen Zutaten. »Yaki bedeutet auf Japanisch ›gegrillt‹ oder ›gebraten‹, Okonomi steht für ›nach Belieben‹ oder etwas freier übersetzt ›was du willst‹«, schreibt mein Kollege Sebastian Maas.
Was auch immer sich noch im Kühlschrank befindet, vieles davon ist okonomiyaki-geeignet – und schmeckt doch, als sei man gerade nicht in Europa. Klar, je mehr japanische Originalzutaten man auftreiben kann, desto besser funktioniert das. Aber sogar die Variante mit der guten alten deutschen Brühe versetzt einen ins Staunen. Ein Rezept für eine schnelle, kleine Alltagsflucht.
Ich plane jetzt meinen nächsten Ausflug in die Sauna – und von da aus dann die nächste Reise!
Lassen Sie es sich gut gehen.
Ihre Franziska Bulban
*Auflösung des Bilderrätsels: Diese heiße Quelle ist nicht zum Baden geeignet – der »Champagner Pool« von Waiotapu , so genannt wegen aufsteigender Bläschen, liegt im Norden Neuseelands und ist für seine Farbpracht berühmt.
Tara Winkler in Kambodscha: Heute würde sie vieles anders machen
Foto:Cambodian children's trust
Pool vor goldenen Blättern: Im Herbst beginnt die Saunasaison
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