Wer schweigt, ist böse?

Der Chef mobbt seine Mitarbeiterin, und die Kollegen und Kolleginnen schauen zu. In diesem Szenario scheint es einen Aggressor und ein Opfer zu geben. Die Sache ist aber komplexer, wie eine neue wissenschaftliche Studie ergeben hat. Die internationalen Forscher hatten dafür 239 Fachkräfte aus dem Finanzsektor befragt, die bereits Mobbing-Erfahrungen gemacht hatten. Sie fanden heraus, was schon auf der Hand lag: Die meisten Mobber sind Vorgesetzte, und sie attackieren die berufliche und persönliche Reputation ihrer Opfer, was bei diesen dann zu starkem Stress führt. Sie zeigten daraufhin Symptome der emotionalen Erschöpfung – also das, was man Burn-out nennt. Verstärkend aber wirkte, wie die Wissenschaftler zeigen konnten, die zweite Welle: das Schweigen der Kolleginnen und Kollegen. Aus Angst vor Rache, aus dem Gefühl der Machtlosigkeit heraus oder aufgrund der Annahme, das Unternehmen gehe sowieso nicht gegen Mobbing vor, mischten sie sich nicht ein. Sondern schauten dem Mobbing zu.

Dieses Schweigen verstärkt bei den Opfern das Gefühl der Hilflosigkeit, der Isolation und Ungerechtigkeit, was den Burn-out beschleunigt. Die Studie zeigt also, dass die schweigenden Kolleginnen und Kollegen sich nicht heraushalten, sondern, wenn vielleicht auch ungewollt, zu Mittätern beim Mobbing und dessen verheerenden Folgen werden.

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