Größer als der Tod

Größer als der Tod

Laura Dahlmeier, die deutsche Spitzenbiathletin, ist bei einem tragischen Bergunfall in Pakistan ums Leben gekommen. Aber das, wofür sie als Mensch stand, wird weiterleben. So tragisch der Tod einer 31-Jährigen unzweifelhaft ist, hat es vielleicht doch etwas Tröstendes zu sehen, wie Dahlmeier viele Menschen mit ihrem freundlichen Wesen verzaubert und für sich eingenommen hat. Etwas Vergleichbares schaffen nur die Wenigsten von uns.

Dahlmeier war zweifache Olympiasiegerin, siebenfache Weltmeisterin, ein Jahrhunderttalent in ihrer Sportart Biathlon. Aber, das zeigen die Reaktionen auf ihren Tod, sie war vor allem ein Mitmensch, der nun von vielen ganz arg vermisst wird.

Dieses gutmütige, verantwortungsvolle und selbstlose Wesen zeigt sich auch in einem Wunsch, den sie hinterlassen hat. Schriftlich hatte sie verfügt, dass niemand sein Leben riskieren solle, um sie zu retten oder zu bergen, falls sie in den Bergen verunglücken sollte.

So kam es dann auch.

  • Der Nachruf auf Laura Dahlmeier hier: Die Freiheit in den Bergen war ihr heilig

Der Pendel-Diplomat

Bundesaußenminister Johann Wadephul fliegt heute zu einem zweitägigen Besuch nach Israel und ins Westjordanland. Die Reise steht allein deshalb unter verschärfter Beobachtung, da die Rolle der Bundesregierung zum israelischen Vorgehen in Gaza international für anhaltendes Kopfschütteln sorgt. Die Klarheit, mit der zum Beispiel die französische und die britische Führung den Einsatz Israels kritisieren und Konsequenzen fordern, hat die Regierung Merz bislang nicht gezeigt (mehr dazu hier ).

Einerseits an der Möglichkeit von Waffenlieferungen für Israel festzuhalten und andererseits eine Luftbrücke für Gaza zur Unterstützung der unter Hunger und israelischen Waffen leidenden Zivilbevölkerung zu organisieren, wird von vielen als beherzte Rumeierei empfunden.

So ist auch die Wadephul-Reise ein entschiedenes Sowohl-als-auch. In Israel wird der Außenminister Gespräche mit seinem Kollegen Gideon Sa’ar führen. Im Zentrum werde die »humanitäre Katastrophe in Gaza stehen«, so ein Ministeriumssprecher. Am Freitag will Wadephul dann mit Vertreterinnen und Vertretern der Vereinten Nationen in Jerusalem über die humanitäre Situation sprechen. Und in Ramallah will er schließlich mit Vertretern der Palästinensische Autonomiebehörde reden.

Ziel dieser Art Pendeldiplomatie ist es, einen Beitrag zu einem möglichen Waffenstillstand zu leisten. Dafür muss man logischerweise mit beiden Seiten sprech- und verhandlungsfähig bleiben. Mir persönlich ist dieser Ansatz nicht unsympathisch. Mich schaudert es vielmehr, wenn ich Leute höre, die mit heiligem Eifer erklären, was eine Bundesregierung tun muss und was in keinem Fall getan werden darf.

  • Mehr Hintergründe hier: Welches Kalkül hinter Merz’ Gazakurs steckt 

Die Merkel-Bilanz

Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am 24. September mein Gast im SPIEGEL-Spitzengespräch sein. Normalerweise nehmen wir die Sendung in unserem Berliner Studio auf. Mit Merkel gehen wir auf die große Bühne des Berliner Admiralspalasts. Dort werden wir unter anderem auch über die Bilanz ihrer Flüchtlingspolitik sprechen, zehn Jahre nach ihrem berühmt gewordenen Satz »Wir schaffen das«. (Was tatsächlich geschafft wurde und was nicht, ist auch Gegenstand der neuen SPIEGEL-Titelstory, die heute digital erscheint.)

Ich freue mich auf den Abend. Nicht weil ich ein großer Fan von Merkels Politik war. Sondern weil ich seit Jahren Fragen zu ihren Entscheidungen als Bundeskanzlerin habe. Und diese dort in angemessener Ruhe und Höflichkeit stellen kann.

Der Raum für kontroverse, aber zugleich respektvolle und zivilisierte Auseinandersetzungen schrumpft nämlich leider. Das konnte ich diese Woche wieder beobachten. Die Veranstaltung mit Angela Merkel haben wir seit dieser Woche auch auf diversen Social-Media-Kanälen angekündigt. Was von vielen dort an Hass, Hetze, persönlichen Beleidigungen und Vulgärvokabeln zurückkam, insbesondere in der neurechten Jauchegrube X, ist erschreckend. Natürlich gibt es vieles, was man an Merkels Politik kritisieren kann, ich sehe selbst vieles kritisch. Aber die enthemmte, aggressive und primitive Art, mit der viele »Diskursteilnehmer« unterwegs sind, verheißt nichts Gutes.

Wenn Sie Interesse an einem offenen Austausch haben, kommen Sie gern am 24. September vorbei.

  • Tickets für die Veranstaltung gibt es hier: Spitzen­gespräch live mit Angela Merkel 

Hier geht’s zum aktuellen Tagesquiz

Noch mehr Rätsel wie Wordle, Wortsuche und Paarsuche finden Sie bei SPIEGEL Games.

Gewinner des Tages …

… sind die Macher des Films »Die nackte Kanone«, der heute in die Kinos kommt.

Selten waren die Erwartungen an ein Reboot höher. In insgesamt drei Filmen hatte Hauptdarsteller Leslie Nielsen in der Rolle des begriffsstutzigen Cops Lieutenant Frank Drebin zwischen 1988 und 1994 unzählige Menschen zum Lachen gebracht. Jetzt versucht Liam Neeson in seine Fußstapfen zu treten. Kann das gut gehen?

Mein Kollege Lars-Olav Beier hat den Film schon gesehen und war offenbar recht angetan. Der Film sei »auf charmante Art pubertär«. Und auch wenn er »an das Tempo und die Dichte seiner Vorgänger nicht heranreicht, hat er sehr lustige und originelle Szenen«.

Ich werde ihn mir auch anschauen. Über kaum etwas habe ich herzhafter gelacht als über die alten »Nackte Kanone«-Filme. (»Ein Fisch namens Wanda« und Dieter Hallervordens »Der Doppelgänger« und »Der Experte« fand ich auch großartig.)

Aber ein bisschen habe ich auch Bammel vor dem Test, wie ich heute auf jenen Humor reagiere, den ich damals so lustig fand.

  • Wie der Vater, so der Sohn

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • USA verhängen hohe Strafzölle gegen Brasilien und Sanktionen gegen einen Richter: 50 Prozent auf alles außer Orangensaft: Das gilt künftig für brasilianische Exporte in die USA. Zusammen mit Sanktionen gegen einen Richter will Trump so offenbar seinen Verbündeten, Ex-Präsident Jair Bolsonaro, freipressen.

  • MediaMarkt-Saturn-Mutter erhält Übernahmeangebot aus China: Die Elektronik-Handelsketten MediaMarkt und Saturn sollen einen chinesischen Eigentümer bekommen. Es sei »der richtige Partner zur richtigen Zeit«, heißt es bei Ceconomy in Düsseldorf.

  • Trumps Zölle kosten Ford zwei Milliarden Dollar: Der Autoriese Ford produziert einen Großteil seiner Fahrzeuge in den USA, importiert aber Teile aus der ganzen Welt. Wegen Trumps Zöllen rechnet der Konzern mit einer Milliardenbelastung und kürzt seine Prognose.

Heute bei SPIEGEL Extra: Shit, Sonnenbrand!

Einmal kurz am Strand eingenickt, schon leuchtet man himbeerrot. Kann sich die Haut noch dauerhaft erholen? Und: Was hilft am besten: After Sun oder Quark? 

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Markus Feldenkirchen, Autor im SPIEGEL-Hauptstadtbüro

Laura Dahlmeier (1993-2025)

Foto: Hendrik Schmidt / dpa

Außenminister Wadephul beim Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem im Mai dieses Jahres

Foto: AA / IMAGO

Angela Merkel beim Besuch einer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete im Herbst 2015

Foto: Christian Thiel / IMAGO

Liam Neeson in der Rolle des Frank im neuen Film »Die nackte Kanone«

Foto: Frank Masi / AP
Foto:

Tom and Steve / Getty Images

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