1. Wann kommt der Todesstern?
Zugegeben, die Gesichtsfarbe des alten Mannes ist beunruhigend, aber hey, in seiner Position kommt es schließlich nicht auf Schönheit an. Sondern auf Macht: Kaum an der Spitze der Republik hat er politische Gegner abgesetzt, das ganze System auf sich zugeschnitten, Personenkult statt Freiheit, hail to the king. Militärisch ist er ohnehin nicht zu schlagen, keiner hat mehr Schiffe, mehr Soldaten. Auf dem Höhepunkt seiner Herrschaft zucken sogar blaue Blitze aus seinen Fingerspitzen. Okay, spätestens jetzt wissen Sie: Es geht ausnahmsweise nicht um Trump. Sondern um den bleichen Kapuzen-Imperator aus der »Star Wars«-Saga, Sheev Palpatine.
Ausgerechnet der Disney-Konzern verdient mit den »Krieg der Sterne«-Filmen viele Milliarden; in immer neuen Spin-offs wird die Geschichte über den Kampf der intergalaktischen Rebellen gegen das dunkle Imperium erzählt. Und am Ende siegt immer das Gute. Wie im Fall Jimmy Kimmel: Heute Abend wird der Talkmaster wieder auftreten, Disney ist nach Social Shitstorm und Boykottdrohungen eingeknickt, the show will go on. (Hier mehr dazu.) Feiern wir jetzt schon »Die Rückkehr der Kimmel-Ritter«? Oder droht jetzt erst recht »Die dunkle Bedrohung«? »Kimmels Rückkehr ist beruhigend«, schreibt mein Kollege Cornelius Dieckmann, der die Sendung heute verfolgen wird. »Aber der Kampf um die Meinungsfreiheit in den USA ist damit nicht vorbei. Man kann nicht oft genug in Erinnerung rufen, wie groß die Dämme sind, die in Washington gerade brechen: Der US-Präsident hat negative mediale Berichterstattung über ihn offen ›illegal‹ genannt.«
Die eigentliche Frage ist jetzt: Wann schickt Trump den Todesstern?
Lesen Sie hier, wie Kimmels Talk-Kollegen auf seine Rückkehr reagieren.
2. Still jetzt!
Kommen Sie, wir machen ein Experiment: Sie schließen jetzt die Tür, legen das Smartphone weg, setzen sich hin und warten. Drei Minuten lang. Nichts tun. Kein Kaffee, keine Musik, keine Zigarette, nichts. Warum? Geduld, das erkläre ich schon noch. Also: Pssst.
Haben Sie’s geschafft? Chapeau, ich weiß, schon drei vollkommen ereignislose Minuten können sich dehnen wie Kaugummi. Und das ist ja nur der Anfang: Stellen Sie sich jetzt mal vor, wie sich erst eine komplett tonlose halbe Stunde anfühlen wird. Doch gerade das ist die Lösung für ausnahmslos jedes Problem. Behauptet zumindest Selbstoptimierungs-Guru Brian Tracy in einem Video von 1986, das gerade auf TikTok trendet. »Dein Gehirn wird sich komplett leeren und nach ungefähr 25 Minuten setzt auf einmal eine Flut von Ideen ein«, verspricht Tracy, »und wham! Du wirst exakt die Antwort bekommen, die du brauchst!«
Es klingt etwas esoterisch, schon klar, aber einen Versuch wäre es wert, oder, Lars Klingbeil? Ich ahne, dass es als Finanzminister nicht allzu viele 30-Minuten-Slots für derlei Stillübungen gibt, aber wenn Ihnen dabei die Großlösung für alle deutschen Geldsorgen einfallen würde: Halleluja, habemus Haushalt! Es ist ja auch ein Dilemma: »Es hat noch nie eine Regierung gegeben, die 30 Milliarden einsparen musste«, klagte Klingbeil heute im Bundestag. Gleichzeitig keilt die Opposition: »Sonntagsreden, Kommissionen, Widersprüche in der Koalition: bisher vor allem Bullshit und nichts Konkretes«, so Grünen-Haushälter Sebastian Schäfer. Die Wirtschaft dümpelt, die Schulden steigen. Und bis Ende November muss der Etat 2026 stehen.
»Genug Zeit, um vorher ein paar unbequeme Steuerverschwendungen anzusprechen«, meint unsere Kolumnistin Alexandra Zykunov. Und sie hat ein klares Ziel: Männer. »Mindestens 63 Milliarden Euro Steuergeld kostet uns männliches Fehlverhalten insgesamt jährlich«, schreibt sie, es geht um Steuergeschenke, Hooligans und Gefängniskosten, die Kalkulation ist so überraschend wie lesenswert. Ist sie das, die Klingbeil’sche Großlösung? Ich werde mir jetzt mal eine halbe Stunde nehmen und darüber nachdenken. Wham!
Lesen Sie hier die gesamte Kolumne: Wo Deutschland Milliarden verliert
3. Hoho, ihr Menschlein
Drohnen über Skandinavien, der Flughafen in Kopenhagen war über Stunden Sperrgebiet, auch in Oslo blieben die Jets unten. »Was wir letzte Nacht erlebt haben, ist der bislang schwerwiegendste Angriff auf die kritische Infrastruktur Dänemarks«, sagt Premierministerin Mette Frederiksen. (Lesen Sie hier mehr.) Die Fluggeräte hätten immer wieder Lichter an- und wieder ausgeschaltet. Was sie wohl gerufen hätten, hätten sie Stimmen? Wahrscheinlich: »Hoho, ihr Menschlein, bald wird das Blut fließen, hoho«, wie die Wilddruden in Astrid Lindgrens Kinderroman »Ronja Räubertochter«. Diese Wesen, gefiederte Raubtiere mit Menschenköpfen, sind ebenso rätselhaft wie die Drohnen über Dänemark: Keiner weiß, woher sie kommen. Oder wo sie sich als Nächstes zeigen. Frederiksen hat jedoch eine begründete Vermutung (nicht zu den Druden, aber zu den Drohnen): »Ich kann jedenfalls überhaupt nicht zurückweisen, dass es Russland ist.«
Vor Dänemark kreuzt die russische Schattenflotte in der Ostsee; Norwegen und Finnland grenzen sogar direkt an das Kremlreich. »Die Dänen warnen seit Langem vor einem solchen Vorfall«, schreibt mir mein Kollege und Skandinavien-Experte Jan Petter. »Der große Flughafen am Öresund ist eine Schwachstelle. Dass sie nun den Ernstfall gekommen sehen, erklärt die dramatische Wortwahl.«
Was jetzt passiert? Die Nato berät. Politiker mühen sich mit ernster Miene zu Entschlossenheit. Sicherheitskonzepte werden erbrütet. Und irgendwo in den Tiefen des Kreml hört man es kichern: »Hoho.«
Lesen Sie hier, was zu dem Drohnenvorfall bisher bekannt ist.
Was heute sonst noch wichtig ist
Nato warnt Russland vor weiteren Verletzungen des Luftraums: Wie reagiert die Nato auf die Provokationen Russlands? Nach der jüngsten Verletzung des estnischen Luftraums warnen die Bündnisstaaten: Man werde zur eigenen Verteidigung alle militärischen wie auch nicht militärischen Mittel einsetzen.
Söder will Handys bis zur siebten Klasse verbieten: Vor drei Jahren lockerte Bayern sein striktes Handyverbot an weiterführenden Schulen. Nun plant Ministerpräsident Markus Söder eine Kehrtwende.
SPD kritisiert Verkehrsminister Schnieder wegen Bahn-Personalie: Die Bahn bekommt eine neue Führung. Eine Wunschpersonalie von Verkehrsminister Schnieder sorgt jedoch für Widerstand aus der Gewerkschaft. Verständnis dafür zeigt nun die SPD.
So viel lässt sich durch eine Bürgergeldreform tatsächlich sparen: Angesichts explodierender Kosten für den Sozialstaat will die Union beim Bürgergeld etwa fünf Milliarden Euro einsparen. Selbst mit einer umfassenden Sozialstaatsreform ist laut Ifo-Forschern aber nur etwas weniger rauszuholen.
OECD senkt Wachstumsprognose für Deutschland: Auch nach zwei Jahren Rezession kommt die deutsche Wirtschaft nicht aus der Krise: Die Industriestaaten-Organisation OECD rechnet dieses Jahr nur noch mit einem leichten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts – um 0,3 Prozent.
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen
Spotify dominiert das Musikstreaming, doch die Schweden wollen mehr: Trotz ständiger Kritik und Aufreger ist Spotify eine der größten Techfirmen Europas. Sein Chef Daniel Ek gibt nun eine Milliarde zahlende Kunden als Ziel aus. Klingt größenwahnsinnig, doch Spotify ist längst mehr als ein Audiodienst .
Was heute weniger wichtig ist
Keine Hermine und leicht einen sitzen: Vieldreherin Emma Watson, 35, hat ihre langjährige Filmpause gutgetan: Sie sei »vielleicht so glücklich und gesund wie nie zuvor«, sagte die Schauspielerin, die schon als Zehnjährige als Hermine Granger in den »Harry Potter«-Filmen mitspielte, jetzt im Interview mit »Hollywood Authentic«. Das (leicht abgewandelte) Harald-Juhnke-Zitat über das größtmögliche Glück (s.o.) hat sie sich offenbar zu Herzen genommen: Zusammen mit ihrem Bruder hat sie 2023 eine eigene Gin-Marke herausgebracht. Cheers, Miss Granger.
Mini-Hohl
Hier finden Sie den ganzen Hohl.
Cartoon des Tages
Und heute Abend?
Vielleicht könnten Sie eine Runde laufen gehen. Ich war kurz heute Morgen im Räuber-Hotzenplotz-Wald hier in der Gegend: Frühnebel über der Lichtungswiese, der September räkelte sich übermütig und warf mit Kastanien: »Der Herbst ist immer unsere beste Zeit«, schrieb Goethe einst an Schiller. Wenn Sie noch mehr Motivation brauchen als bunte Laubfolklore: Sieben Kolleginnen und Kollegen haben hier über ihre größten , lustigsten und skurrilsten Laufherausforderungen geschrieben, es geht um das unverhoffte Glück von Kilometer15 oder Glückstränen beim »Hermann«, ich kann Ihnen diesen Text jedenfalls nur, äh, zu Füßen legen.
Einen schönen Abend. Herzlich
Ihr Jens Radü, Chef vom Dienst
Jimmy Kimmel
Foto: Scott A Garfitt / Invision / dpaFrau und Mann mit gleichem Gehalt (Symbolbild)
Foto: Andrea Warnecke / dpa Themendienst / picture allianceDänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen
Foto:Emil Nicolai Helms / REUTERS
Spotify-App
Foto: Anadolu / Getty ImagesAus der »Bild«
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Thomas Plaßmann