Rund 50 Menschen haben gegen eine mögliche Wahl von Ex-Bundesfamilienministerin Anne Spiegel zur Sozialdezernentin der Region Hannover demonstriert. Die Organisatoren legten am Samstagmittag 135 Kreuze und Grablichter auf den Opernplatz mitten in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Die Kreuze sollen symbolisch für die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 stehen.
Kritiker werfen Spiegel ein Versagen während der Flutkatastrophe mit 135 Todesopfern vor. Die ehemalige Umweltministerin der Grünen in Rheinland-Pfalz war nur kurz nach der Ahrtal-Überflutung im Sommer 2021 im Familienurlaub in Südfrankreich gewesen. Nach der Bundestagswahl im September 2021 wurde Spiegel Bundesfamilienministerin, geriet dann aber wegen der Umstände der Flutkatastrophe unter Druck. Von ihrem Ministeramt trat sie 2022 zurück.
»Mir ist bewusst, dass ich mit Gegenwind starte«, sagte Spiegel Mitte Oktober der »Hannoverschen Allgemeine Zeitung« (HAZ). Sie sei aber davon überzeugt, dass sie in ihrer neuen Rolle als Sozialdezernentin des Regionalverbands Hannover viel Gutes leisten könne und werde. Ihre Wahl ist für Dienstag geplant.
Als Sozialdezernentin in Hannover würde Spiegel sich ab Mai 2026 um die sozialen Probleme von 1,2 Millionen Menschen kümmern. Die Region um Niedersachsens Landeshauptstadt ist der größte Landkreis Deutschlands. Wie die HAZ im Oktober berichtete, stünde Spiegel dafür ein Budget von zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Ein besonderer Bezug der ehemaligen Bundesministerin zu Niedersachsen ist nicht bekannt. Spiegel, die eine sizilianische Großmutter hat, ist in Rheinland-Pfalz aufgewachsen und war für ihr Amt als Familienministerin nach Berlin gezogen.