Ein BSW ohne Sahra Wagenknecht ist möglich, aber sinnlos

1. Sanktionslos

Am Montag wollen der syrische Übergangspräsident Ahmed al-Sharaa und sein Innenminister Anas Hasan Khattab zu Donald Trump nach Washington reisen. Es wäre das erste Mal, dass ein syrischer Präsident einen US-Präsidenten besucht, ein wichtiges diplomatisches Zeichen also. Damit Sharaa und Khattab überhaupt einreisen dürfen, hat jetzt der Uno-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen die beiden aufgehoben. Bislang standen die Politiker wegen früherer Verbindungen zur Terrormiliz al-Qaida auf der Sanktionsliste des Rates.

Dass es in dieser Woche in den Nachrichten viel um Syrien ging, lag vor allem daran, dass sich Außenminister Johann Wadephul und Bundeskanzler Friedrich Merz, beide CDU, nicht einig waren , wie schlimm die Zustände ein Jahr nach dem Krieg sind: verheerend oder stabil genug, um Syrer in großer Zahl abzuschieben.

Was für ein Glück deshalb, dass meine Kollegin Asia Haidar vor zehn Tagen selbst nach Syrien reisen und sich ein eigenes Bild machen konnte. Sie ist dort aufgewachsen und floh während des Kriegs nach Deutschland. Sie berichtet von Bergen von Trümmern (»es war, als wäre ein Riese durch die Stadt gestampft«), von obdachlosen Kindern und Gerüchten über entführte Frauen und Kinder. Asia schreibt: »Vieles hat sich verändert, doch eines bleibt gleich: Niemand ist sicher.«

  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Hier ist niemand sicher 

2. Rückzug auf Raten?

Seit einer Woche fragt sich das politische Berlin, wie es mit dem BSW und seiner Gründerin Sahra Wagenknecht weitergeht. Eigentlich sollte das am vergangenen Wochenende bei einer Klausurtagung geklärt werden, doch dann meldete sich Wagenknecht krank. Und aktuell bedeutet das offenbar Stillstand für das Bündnis.

Wie mein Kollege Marc Röhlig berichtet, bereitet sich das BSW auf einen möglichen Abgang von Wagenknecht vor. Möglicherweise kandidiert sie nicht mehr als Vorsitzende. Wagenknecht selbst hat sich bislang nicht öffentlich zu den Gerüchten geäußert.

Stattdessen könnte sie eine neu ins Leben gerufene Grundwertekommission leiten und so weiterhin Einfluss nehmen. Parteifunktionäre haben Marc gegenüber beteuert, Wagenknecht werde in jedem Fall eine »führende Rolle« behalten. »Ihre Getreuen wollen sie nicht ganz gehen lassen und wissen, dass das BSW ohne Wagenknecht noch weniger Strahlkraft hat«, sagt Marc. »Aber ein bisschen soll die führende Rolle auch ein gesichtswahrender Abschied sein.« Man könnte auch frei nach Loriot sagen: Ein BSW ohne Sahra Wagenknecht ist möglich, aber sinnlos.

  • Lesen Sie hier, wie sich das BSW neu aufstellen will: BSW bereitet sich auf möglichen Abgang von Parteichefin Wagenknecht vor 

3. Tatverdächtige im Fall Fabian in U-Haft

Die Frau, die verdächtigt wird, den achtjährigen Fabian aus Güstrow bei Rostock ermordet zu haben, ist jetzt in Untersuchungshaft. Der Verdacht gegen sie habe sich aus »einer Zusammenschau der bislang ermittelten Indiztatsachen« ergeben, so die Polizei.

Die Beschuldigte selbst hat laut Staatsanwaltschaft bislang keine Angaben zur Sache gemacht. Nach SPIEGEL-Informationen handelt es sich bei der Verdächtigen um die Ex-Freundin von Fabians Vater.

Fabian war am 10. Oktober verschwunden und vier Tage später tot an einem Tümpel bei einem Feld gefunden worden – ausgerechnet von der jetzt Beschuldigten. Damals gab die Frau an, mit einer Freundin und deren Hunden auf einem Spaziergang gewesen zu sein.

Wochenlang schien unklar, wer als Täter oder Täterin infrage käme. Noch am Mittwochabend saß ein Polizist der Kripo Rostock im Studio der TV-Sendung »Aktenzeichen XY… Ungelöst« und bat die Bevölkerung um Hinweise. Am Donnerstagfrüh wurden dann mehrere Objekte durchsucht – und am Abend eine Frau wegen Mordverdachts verhaftet.

  • Lesen Sie hier mehr über die Festnahme: Eine allzu verdächtige Zeugin 

Was heute sonst noch wichtig ist

  • Siemens baut bis zu 200 S-Bahnen für die Schweiz: Der Zughersteller Siemens erhält einen Milliardenauftrag von den Schweizer Bundesbahnen. Die unterlegene Konkurrenz spricht von einer »großen Enttäuschung«.

  • Niedrigwasser, Windstille und extrem viel Sonne führten zu Massensterben der Delfine: Hunderte Delfine verendeten vor zwei Jahren in Seen des Amazonas. Nun erklären Forscher: Eine unglückliche Kombination mehrerer Faktoren war dafür verantwortlich.

  • Pistorius wertet Drohnensichtung als russischen Einschüchterungsversuch: Die Bundeswehr unterstützt Belgien bei der Drohnenabwehr. Zuvor war es zu mehreren Vorfällen im belgischen Luftraum gekommen. Verteidigungsminister Pistorius glaubt, dass Moskau damit eine Botschaft senden will.

  • Zuwanderung aus Syrien sinkt deutlich: Die Zahl der syrischen Staatsangehörigen, die in ihre Heimat zurückkehren, steigt seit dem Sturz des Assad-Regimes an. Gleichzeitig kommen weniger Syrer nach Europa.

  • Meta macht offenbar Milliarden mit betrügerischer Onlinewerbung: Bauernfänger scheinen leichtes Spiel mit dem Facebook-Konzern zu haben. Einem Bericht zufolge winken automatische Überwachungssysteme viele manipulative Anzeigen durch. Finanziell lohnt sich das.

Mein Lieblingsinterview heute: »Ich weiß gar nicht, wie andere Frauen ihre Wochenbett-Traumata verarbeiten«

Carolin Kebekus ist eine der erfolgreichsten Komikerinnen Deutschlands. Seit sie selbst Mutter geworden ist, macht sie oft Gags über Stillprobleme und irre Unterhaltungen in Krabbelgruppen und Kita-WhatsApp-Gruppenchats. Nun hat sie das Buch »8000 Arten, als Mutter zu versagen« geschrieben. Im Interview mit meiner Kollegin Carola Padtberg erzählt sie, sie habe schon am Morgen das Gefühl gehabt, alles falsch gemacht zu haben. Ihr zweijähriges Kind habe neben ihr geschlafen – anstatt im eigenen Bett. Und dann habe sie auch noch im Beisein des Kindes auf ihr Handy geschaut. »Leider habe ich nicht nur eine Nachricht gelesen, sondern direkt Instagram aufgemacht, und dann haben wir da kurz ein paar Sachen angeguckt«, sagt sie im Interview . »Es war sehr gemütlich. Aber es ist, glaube ich, alles sehr schlecht von mir.«

  • Komikerin Carolin Kebekus über die vielen Wege, als Mutter zu versagen: »Ich muss das Bild der perfekten Mutter endlich kaputt machen« 

Was heute weniger wichtig ist

Alter, …: Moderatorin und Sängerin Ina Müller, 60, leidet eigenem Bekunden nach unter Altersdiskriminierung. »Dass da so getan wird, als wäre ich rücksichtslos und schuld an allem, das beleidigt mich zutiefst«, sagte Müller dem »Playboy«. Worauf sie sich konkret bezog, blieb dabei unklar. Sie fuhr fort: »Ich habe mich während meines Lebens nie als Frau diskriminiert gefühlt, aber jetzt fühle ich mich wegen meines Alters diskriminiert.«

Mini-Hohl

Hier finden Sie den ganzen Hohl.

Cartoon des Tages

Und am Wochenende?

Könnten Sie die zweite Staffel der deutschen Serie »Maxton Hall«  schauen, die ab heute bei Amazon Prime läuft. Als die erste Staffel letztes Jahr kurz nach dem Start in mehr als 120 Regionen auf Platz eins der Prime-Video-Charts stieg, überraschte das selbst die Macher. Boy meets Girl, Girl hates Boy – und am Ende kriegen sich James und Ruby doch. So könnte man die erste Staffel zusammenfassen. Dass das Ende vorhersehbar ist (zumal die Serie auf einer Adaption des Bestsellers »Save Me« von Mona Kasten beruht), schien niemanden zu stören. Und so wird es auch jetzt wohl niemanden stören, dass die neue Staffel genauso vor Klischees strotzt.


Einen schönen Abend. Herzlich

Ihre Laura Backes, Autorin

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Von der Website von »Upday News«, upday.com

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