Pistorius wertet Drohnensichtung als russischen Einschüchterungsversuch

Nach wiederholtem Drohnenalarm hat Belgien die Bundeswehr um Unterstützung gebeten. Die kurzfristig ins Nachbarland entsandten Spezialisten unterstützen von Freitag an aktiv bei der Drohnenabwehr. Die deutschen Kräfte seien nach dem Gesuch der Regierung in Brüssel noch in der Nacht nach Belgien gereist und sollten »im Laufe des Tages dort die Einsatzbereitschaft herstellen«, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin.

SPIEGEL-Informationen zufolge wird eine spezialisierte Einheit der Luftwaffe temporär in Belgien stationiert. Es soll sich um etwa 40 Personen handeln, die ersten seien bereits am Donnerstag vor Ort gewesen.

Die erst kürzlich aufgebaute Schnelle Reaktion Einheit (SRE) kann auch kleinere unbemannte Flieger mit einem Antidrohnensystem vom Typ »Asul« und »Radis« orten, auch die Piloten von kommerziellen Drohnen können aufgeklärt werden. Werden Drohnen mit den Spezialradaren oder der ebenfalls verbauten Nachtsichtkamera gesichtet, können die Soldaten sie mit Jammern vom Typ »HP47« stören. Mit speziellen Visieren für herkömmliche Sturmgewehre ist rein technisch auch ein Abschuss möglich. Ebenso im Marschgepäck haben die Spezialisten auch sogenannte Netzwerfer-Drohnen vom Typ »Argus«, die sich anderen Drohnen nähern und diese »einfangen« können.

Der Bundeswehreinsatz in Belgien ist nicht Teil einer Nato-Mission. Belgien hatte Deutschland am Mittwochvormittag direkt über die Schiene der Generalinspektoren angefragt.

Störungen im Flugverkehr durch Drohnen

Die Einheit war bereits Anfang Oktober beim EU-Gipfel in Kopenhagen im Einsatz, dort konnten die deutschen Soldaten in mindestens einem Fall eine kommerzielle Drohne aufklären, die in der Nähe des Treffens aufgestiegen war.

Zuvor hatte es zahlreiche Drohnensichtungen in Belgien gegeben. Die jüngste ereignete sich am Freitag in Lüttich. Dort wurde der Flugverkehr nach einer Drohnensichtung zwischenzeitlich unterbrochen. Schon am Donnerstagabend war der Flugverkehr am internationalen Flughafen Brüssel-Zaventem wegen einer erneuten Drohnensichtung vorübergehend eingestellt worden. Nach etwa einer halben Stunde konnte der Flugverkehr gegen 22 Uhr wieder aufgenommen werden.

Und am Dienstagabend war der Flugverkehr in Zaventem sowie am Flughafen von Lüttich wegen Drohnensichtungen zeitweise eingestellt worden. Belgiens Premierminister Bart De Wever berief wegen der Vorfälle am Donnerstag den nationalen Sicherheitsrat ein.

Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius wertet die akute Drohnenbedrohung in Belgien als russischen Einschüchterungsversuch im Streit über eingefrorene russische Staatsvermögen. Dies sei ein Vorgehen, das Verunsicherung und Angstmache in Belgien schüren solle, sagte der SPD-Politiker. Die dahinterstehende Botschaft sei: »Wagt es bloß nicht, wieder an die Assets zu gehen.« Dies könne man gar nicht anders interpretieren.

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