Die albanische Volleyballföderation hat eine Spielerin eines Vereins suspendiert, nachdem rivalisierende Teams Zweifel an ihrem Geschlecht geäußert hatten, allerdings ohne dafür Beweise vorzulegen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Interviews mit der Spielerin, ihrem Verein und Dokumenten, die der Agentur vorliegen.
Nayara Ferreira spielt für Dinamo, derzeit Zweiter der albanischen Frauen-Volleyballliga. Seit Oktober hat die 32-jährige Brasilianerin mehrere Spiele verpasst, nachdem die Föderation angeordnet hatte, dass sie in einem bestimmten Labor einen Geschlechtstest durchführen müsse, um nachzuweisen, dass sie eine Frau sei.
»Für mich ist eine Welt zusammengebrochen«, sagte Ferreira. »Noch nie zuvor hat jemand mein Geschlecht infrage gestellt.« Sie lehnte die Anordnung des Verbands ab und wurde suspendiert. Nach eigenen Angaben ließ sie in einer anderen Klinik freiwillig Tests durchführen, um ihrem Verein ihre Geschlechtszugehörigkeit nachzuweisen. Ergebnisse werden demnach in den kommenden Tagen erwartet.
Beschwerden von Konkurrenten
Die Suspendierung erfolgte nach Beschwerden der Vereine Vllaznia und Pogradeci, die behaupteten, Ferreira könne männlich sein oder Hormonpräparate zur Leistungssteigerung verwenden. Weder die Föderation noch die Vereine haben Reuters zufolge Belege für diese Vorwürfe vorgelegt. Ferreira und ihr Verein bezeichnen die Vorwürfe als unbegründet. Ein Vertreter von Pogradeci lehnte der Nachrichtenagentur gegenüber eine Stellungnahme ab, Vllaznia war demnach nicht erreichbar.
Die albanische Volleyballföderation reagierte den Angaben zufolge ebenfalls nicht auf Anfragen. In einem Schreiben vom 6. Oktober, das Reuters vorliegt, teilte sie Dinamo mit, dass Tests »zur Überprüfung der natürlichen körperlichen Leistungsfähigkeit und zur Feststellung des Geschlechts der Spielerin« vorgesehen seien.
Der Internationale Volleyballverband, der den Sport weltweit reguliert, erklärte, ihm sei der Fall bekannt. Man stehe mit der Spielerin und der albanischen Föderation in Kontakt. Nationale Verbände seien jeweils selbst für die Anwendung ihrer Teilnahmebestimmungen bei nationalen Wettbewerben zuständig, hieß es weiter.
Sicherheitsbedenken der Spielerin
Ferreira lebt seit rund zwei Monaten in Albanien. Zuvor hatte sie bereits in Saudi-Arabien und anderen europäischen Ländern gespielt. Sie berichtet, sich seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe in den Medien unsicher zu fühlen. »Jedes Mal, wenn ich auf die Straße gehe, habe ich Angst, dass etwas passieren könnte«, sagte sie.
Trainer Orlando Koja und Ferreiras Teamkolleginnen befürchten, dass die Suspendierung ihre Chancen auf den Meistertitel beeinträchtigt. Sie sehen zudem negative Auswirkungen auf junge Frauen in Albanien, die eine Sportkarriere anstreben.
Nayara Ferreira
Foto: Florion Goga / REUTERS