Sie sind 25, haben gerade Ihren ersten Job in Aussicht, und der wird gut bezahlt. Welche Versicherung brauchen Sie dann unbedingt? Eine private Haftpflichtversicherung haben Sie schon, hoffentlich. Dann sollten Sie jetzt über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nachdenken .
Warum? Weil nur eine solche private Berufsunfähigkeitsversicherung Ihren Lebensstandard sichert, wenn Sie später aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr richtig Geld verdienen können. Je jünger und gesünder Sie den Vertrag abschließen, desto günstiger ist er zumeist .
Das Risiko
Ein Viertel aller Berufstätigen wird einmal im Leben berufsunfähig . Das kann die Existenz bedrohen: Das Haus lässt sich nicht mehr abbezahlen, die Küche nicht mehr reparieren, oder die Kinder können nicht mehr studieren.
Und nicht komplett bis zur Rente durcharbeiten zu können, macht Sie schon im Erwerbsleben zum armen Wicht. Im Ruhestand wird das, weil Sie ja weniger haben einzahlen können, dann auch nicht wesentlich besser.
Der Staat schützt Ihren Lebensstandard nicht wie früher
Früher hat der Staat bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf nicht mehr ausüben konnten, für ein Auskommen gesorgt. Für alle, die seit Januar 1961 geboren sind, ist diese Versorgung aber deutlich abgeschmolzen worden. Der Staat hat stattdessen 2001 den Versicherern ein weiteres lukratives Geschäftsfeld eröffnet: eben diese Berufsunfähigkeitsversicherung – kurz: BU. Für rund sechs Millionen Hauptverträge haben Kunden Ende 2024 regelmäßig bezahlt, hinzu kommen noch einmal 10,5 Millionen Zusatzversicherungen, oft mit niedriger Absicherung .
Lukrativ für die Versicherer bedeutet teuer für Sie als Kunde. Die Unternehmen verlangen schnell einige Hundert Euro im Monat von ihren Kunden, wenn man zum Beispiel Zweidrittel seines Nettoeinkommens mit einer solchen Police abdecken will. Vor allem, wenn Sie in einem riskanten Beruf arbeiten. Für die Versicherungen sind das zum Beispiel körperlich anspruchsvolle Berufe, etwa im Handwerk.
Aber das Problem ist nicht nur der Preis bei der BU. Sie müssen überhaupt erst mal ein Unternehmen finden, das Sie auch versichern will. Und nach Möglichkeit auch noch eins, das dafür keine Mondpreise verlangt.
Beides ist nicht automatisch gewährleistet. Ein Fünftel der Interessenten für eine solche Police erhalten laut vieler Studien nicht unmittelbar einen Vertrag, viele bekommen sogar überhaupt keinen. Und viele andere schließen Verträge mit zu niedrigen Versicherungssummen ab. Die durchschnittliche Versicherungssumme fürs Jahr lag 2023 unter 15.000 Euro. Das sind weniger als 1250 Euro im Monat, davon lässt sich kaum leben .
An dieser Stelle kommen Versicherungsmakler ins Spiel. Ja, richtig gelesen. Denn bei »Finanztip« sagen wir sonst meist, Finanzen kannst Du selbst, Du brauchst keinen teuren Finanzdienstleister. Doch beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist die Hilfe eines Maklers tatsächlich oft sehr nützlich, um erstens überhaupt einen Vertrag zu bekommen und zweitens eine Versicherung zu finden, die bezahlbar ist.
Lukratives Geschäftsmodell voller Großrisiken
Warum sind die Versicherer bei der BU so vorsichtig? Sie wünschen sich per se keine Risiken, nur zahlungskräftige Kunden. Eigentlich aber ist jeder Kunde, der eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, ein Großrisiko. Stellen Sie sich vor, der versicherte Arbeitnehmer wird mit 45 Jahren berufsunfähig, bekommt monatlich 2000 Euro von der Versicherung bis zum 65. Geburtstag, also 20 Jahre. Allein für die Zahlungen an den Kunden müsste das Unternehmen dann 480.000 Euro bezahlen, mit allen Kosten drumherum wäre es rund eine halbe Million.
Da lässt die Versicherung lieber genau prüfen, ob sie dieses Risiko eingeht – und ob sie am Ende auch zahlen muss. Tatsächlich zeigen Studien des Analysehauses Franke und Bornberg , dass bei höheren Versicherungssummen von über 3000 Euro im Monat nur bei 72 Prozent der Anträge am Ende auch gezahlt wird, bei niedrigeren Summen liegen die Zahlungen oftmals bei 80 Prozent der Anträge.
Aus Versicherungssicht ist das Risiko mittlerweile auch sehr schlecht prognostizierbar. Früher haben die Versicherer in dieser Sparte vor allem mit klassisch vorhersehbaren Schadensfällen gerechnet: Dachdecker, die vom Dach fallen, Tischler, die sich Finger absägen und Fliesenleger, die sich bei der Arbeit ihren Rücken oder die Knie ruinieren.
Heute kann der wesentliche Teil der langzeiterkrankten Arbeitnehmer, also der BU-Fälle, aus psychischen Gründen nicht mehr arbeiten. Mehr als ein Drittel aller Frauen und Männer werden wegen Depressionen, Burn-outs und anderen psychischen Belastungen berufsunfähig, Tendenz steigend . Die aber sind im Streit mit der Versicherung besonders schwer nachzuweisen. Tatsächlich liegt auch hier die Anerkennungsquote um zehn Prozent niedriger als zum Beispiel bei Krebserkrankungen.
Fallstrick Gesundheitsfragen
Die Versicherer wehren sich gegen das Großrisiko psychischer Erkrankungen, indem sie versuchen, alle Verdachtsfälle als Kunden auszuschließen.
Am einfachsten lässt sich das bewerkstelligen, indem man den interessierten Kunden detaillierte Gesundheitsfragen stellt. Wer eine BU abschließen will, muss oft Dutzende Fragen exakt beantworten. Wer als Kunde dabei zugibt, kürzlich in Behandlung gewesen zu sein, weil zum Beispiel die Partnerin weggelaufen ist, der bekommt keinen Vertrag. Denn er ist ja psychisch gefährdet.
Wer hingegen die Termine bei der Therapeutin verschweigt und später berufsunfähig wird, der bekommt kein Geld, weil er die Versicherung belogen hat. Anzeigepflichtverletzung nennen das die Versicherer.
Klassisch fragen die Versicherer vor einem Vertragsabschluss nach allen Arztbesuchen in den vergangenen fünf Jahren und allen stationären Aufenthalten in einer Klinik in den vergangenen zehn Jahren.
Und wie bekommen Sie trotzdem einen guten Vertrag?
Zuerst habe ich Ihnen also gesagt, Sie sollten einen solchen Vertrag abschließen. Dann habe ich geschrieben, warum Sie vielleicht keinen bekommen. Zugegeben, ein wahres Dilemma. Doch die Lösung liefere ich Ihnen jetzt: Es sind – wie bereits erwähnt – gute Makler. Denn diese können parallel bei zahlreichen Versicherern anfragen, ob Unternehmen Sie trotz einer Vorerkrankung oder der Termine beim Therapeuten, trotz Hexenschuss, Allergie oder Depression nehmen. Das nennt sich anonyme Risikovoranfrage. Zwar mit Ihren Kundendaten, aber eben ohne Ihren Namen.
Und das ist unschlagbar. Denn anfragen könnten Sie zwar prinzipiell auch selbst. Wenn Sie das aber machen und der erste Versicherer Sie ablehnt, fragt der zweite, ob Sie schon eine Ablehnung erhalten haben. Antworten Sie wahrheitsgemäß mit ja, befasst er sich gar nicht mehr mit Ihnen als Kunde. Und der Traum von der BU kann damit endgültig geplatzt sein.
In vier Schritten zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Erstens: Sie bemühen sich möglichst jung um einen solchen Vertrag, denn wenn Sie jung sind, haben Sie wahrscheinlich noch keine Vorerkrankungen und das Risiko, dass ein Versicherer Sie ablehnt, bleibt klein. Zudem zahlen Sie niedrigere Beiträge, wenn Sie sich früh absichern .
Zweitens: Sie nutzen einen guten, seriösen Makler, um zu einem guten Vertrag zu kommen. Die von »Finanztip« empfohlenen Makler haben mehrere erfahrene BU-Beraterinnen und -Berater im Unternehmen, die jeweils mindestens 60 Beratungen im Jahr absolvieren und Kunden an mindestens 30 Versicherungsgesellschaften vermitteln können.
Drittens: Sie nutzen dabei die Checkliste meiner »Finanztip«-Kolleginnen und -Kollegen, um mit dem Dienstleister den passenden Vertrag zu finden .
Viertens: Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, haben Sie bei einem anderen Versicherer schon vor Abschluss der BU eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen , die einspringt, wenn der Versicherer am Ende doch nicht zahlen will. So ein Kampf kann lange dauern und Nerven aufreiben. Aber 64 Prozent der gerichtlichen Prozesse um eine Berufsunfähigkeitsrente enden in einem Vergleich .
Alternativ lassen Sie sich von Anfang an von einer spezialisierten Anwaltskanzlei beim Antrag auf eine Berufsunfähigkeitsrente helfen. Die Anwaltskosten müssen Sie dann aber aus eigener Tasche zahlen , solange die Versicherung die Zahlung der Rente nicht verweigert.
Eine Zahlungsverweigerung ist zwar nicht der Normalfall. In 80 Prozent aller Fälle sollen die Unternehmen klaglos zahlen, sagen sowohl Makler als auch der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV).
Wenn aber doch, stellt schon die erste Weigerung ein Riesenproblem dar. Nicht nur, weil Ihnen das Geld fehlt. Sondern auch, weil Ihnen gerade in dem Augenblick, in dem Sie schwer krank sind, natürlich die Kraft fehlt, selbst mit dem Versicherer zu streiten. 40 Prozent der abgelehnten Fälle beruhen darauf, dass sich die Versicherungsnehmer nicht mehr bei der Versicherung melden. Vielleicht, weil der Anspruch nicht so gut begründet ist und die Versicherung nachbohrt. Vielleicht aber auch, weil Sie einfach nicht mehr können .
Wenn Sie jetzt fragen, hat denn der Tenhagen eine solche Versicherung damals abgeschlossen? Ja, hab ich. Und ich habe seither auch immer eine Rechtsschutzversicherung gehabt, um mich im Zweifel streiten zu können.
Beides habe ich zum Glück nicht gebraucht. Und das wünsche ich Ihnen auch.