Die besten Bankangebote für Freiberufler und Soloselbstständige

Die Wohnungsreinigung überlasse ich seit 15 Jahren einer Firma. Die schreibt eine monatliche Rechnung anhand der Stundenzahl des Mitarbeiters. Die Summe überweise ich – und kann sie sogar als haushaltsnahe Dienstleistung  bei der Steuer angeben.

Vor einigen Jahren hat der Firmeninhaber plötzlich das Konto gewechselt. Er ging von einer mir vertrauten preiswerten Bank zu einer mir vertrauten nicht so preiswerten Bank. Ich rief an und fragte: warum?

Die Antwort: »Na ja, die alte Bank hat mich hinausgeworfen und gesagt, Firmenkonten führe sie nicht. Ich müsse mir ein neues Konto bei einer anderen Bank suchen.«

Andere Selbstständige in meinem Bekanntenkreis erzählten Ähnliches. Als Selbstständiger müssen Sie – anders als eine GmbH oder eine Unternehmergesellschaft (UG) – rechtlich gesehen kein separates Konto führen. Aber viele Banken lassen in ihren Geschäftsbedingungen die betriebliche Nutzung eines privaten Kontos nicht zu. Ein separates Geschäftskonto erleichtert zudem Buchführung und Steuerfragen, egal ob man die Steuer am Ende selbst macht oder eine Steuerberaterin machen lässt.

Bei dem Gespräch und vielen folgenden wurde mir allerdings auch klar, dass Girokonten für Selbstständige, Freiberufler und Kleingewerbetreibende nicht nur anders sind als mein klassisches Girokonto. Sie sind meist auch teurer.

Girokonten für Selbstständige

Inzwischen sind einige Jahre vergangen, die Digitalisierung im Alltag ist bei der Kontoführung weit fortgeschritten und es gibt bundesweit digitale Kontoangebote für kleine Unternehmen ohne viele Mitarbeiter/innen, für Freiberufler und Soloselbstständige, die nicht mehr wahnsinnig teuer sein müssen. Bei klassischen Girokonten gibt es online sogar verlässliche Datenbanken. Die Finanzaufsicht Bafin, die seit 2024 eine komplette Übersicht über die Girokonten für Verbraucher bereitstellt , spart Geschäftskonten allerdings aus.

Meine Kollegen von »Finanztip« haben bei einem ersten Screening im Netz über 150 Angebote gesichtet und für die relevante Kundengruppe dann über 60 reale Angebote identifiziert. Dann haben sie reine Auslandsbanken ohne deutsches Vertragsangebot und besonders teure Modelle – ab 50 Euro im Monat – für ihren ersten bundesweiten Vergleich aussortiert. Am Ende blieben 37 Kontomodelle, die sich meine Kollegen genauer angesehen haben.

Kunden der verglichenen Kontomodelle bekommen einen deutschen Vertrag, eine deutsche IBAN. Die Kontoführungsgebühr liegt niedriger als 50 Euro im Monat. Wichtig zu wissen: Der Vergleich zielt auf die Konten für kleine Selbstständige, nicht auf Mittelständler mit 50 oder 100 Angestellten.

»Finanztip«-Empfehlungen

Am Ende kamen sechs Empfehlungen  heraus, wie Selbstständige und Unternehmen ein geeignetes Konto finden können. Kontoführungsgebühren spielen dabei eine wichtige, aber nicht die einzige Rolle. Hier eine Auswahl der besten Angebote:

  • Fyrst, eine Onlinetochter der Deutschen Bank, bietet ein Kontomodell ohne monatliche Kontogebühren und mit 50 freien Buchungsposten pro Monat an. Anschließend kostet jede weitere Buchung 19 Cent.

  • N26 verlangt in einem von zwei Kontomodellen ebenfalls keine Grundgebühr sowie keine Gebühr für jede einzelne Buchung. Der Nachteil: Eine Girocard oder eine echte Kreditkarte kann man zum Kontomodell nicht dazubekommen. Bareinzahlungen müssten Sie über Viacash  zum Beispiel beim Toom-Baumarkt, bei Penny oder Rossmann vornehmen. Sicher eine günstige Möglichkeit, wenn man an der Stelle genügsam ist.

  • Die Skatbank, eine bundesweit aktive Genossenschaftsbank, ist etwas teurer. Sie verlangt fünf Euro Monatsgebühr und zehn Cent für jede Buchung. Dafür gibt es eine Girocard und eine Kreditkarte. Auch ein Gewerbekredit bei der Bank ist möglich, ebenso die Bareinzahlung bei den meisten der knapp 7000 Filialen der Volks- und Raiffeisenbank . Dieses Modell bietet sich an, wenn der Gewerbetreibende regelmäßig Bareinzahlungen tätigt, weil er zum Beispiel häufig auf dem Wochenmarkt steht.

  • Auch die Targobank bietet eine relativ günstige Kontovariante. Die Grundgebühr liegt zwar bei 14,90 Euro, doch immerhin sind die ersten 30 Buchungen frei, die Girocard ist inklusive, die Kreditkarte für unter 20 Euro im Jahr möglich. Bar einzahlen kann man bei den bundesweit 340 Filialen der Targobank  und mit einer Gebühr von 1,5 Prozent nach den ersten 100 Euro im Monat über Viacash.

ING, Postbank und Deutsche Bank waren in unserem Modellfall zum Teil deutlich teurer.

Unterschiedliche Kundenbedürfnisse

Das Filialbeispiel zeigt deutlich: Es gibt eine Reihe von Punkten, in denen sich Geschäftskonten von den über 110 Millionen normalen Girokonten unterscheiden . Es existieren aber auch große Unterschiede bei den Konzepten für Geschäftskonten. Ich spreche hier nur von Konten für kleine Unternehmen, Freiberufler und Soloselbstständige .

Bei der Gesamtbewertung spielen für die kleinen Unternehmen neben den Kostenpositionen auch Leistungen wie vernünftige Schnittstellen zum Steuerberater oder zur Buchhaltungssoftware, die Einrichtung von Unterkonten oder die Kontaktmöglichkeiten zur Bank eine Rolle. Eine Schnittstelle zur Steuerberatungsgenossenschaft Datev hilft, wenn Sie zum Beispiel mit einem Steuerberater zusammenarbeiten. Über Schnittstellen können Sie auch Ihren Onlineshop direkt mit Ihrem Konto und der Buchhaltung verbinden. Zahlungsmöglichkeiten über Google Pay und Apple Pay sind nach unserer Übersicht für die meisten Anbieter von Geschäftskonten selbstverständlich.

Servicefragen

Wer gerade gegründet hat, möchte vielleicht auch eine Mail an die Bank schreiben oder telefonieren, nicht nur mit einem Chatbot  reden. Gerade Onlinegründer machen oft ihre ganz eigenen Erfahrungen, was die Dienstleistungen von Geschäftspartnern angeht. Der Chatbot allein ist nicht unbedingt eine Hilfe. Die Diskussion über sogenannte Service-Level-Agreements mit Onlinedienstleistern gehört nach meiner Wahrnehmung zum Alltag ihrer Arbeit.

Service benötigen Sie auch, wenn Sie nicht den alleinigen Zugriff auf das Firmenkonto haben wollen, sondern etwa einer Mitgründerin Zugang gewähren wollen. Klären Sie, was Sie brauchen und wählen Sie dann eine Bank, die das auch anbietet.

Zu den klassischen Serviceangeboten bei einem guten Geschäftskonto gehören der Kontokorrent-Kredit, sozusagen der Dispo für Ihre Firma, das Angebot einer richtigen Kreditkarte und auch die Möglichkeit von Firmenlastschriften. Das erhöht Ihre Glaubwürdigkeit als Firma . Firmenlastschriften können Sie allerdings, anders als private Lastschriften, nicht zurückrufen.

Imagethemen

Ihre Kontoverbindung ist auch eine Imagefrage. Ein Konto bei einer Tochter der Deutschen Bank verheißt für den einen Solidität, der andere stößt sich an der Geschäftspolitik des Konzerns und will damit nicht in Verbindung gebracht werden. Solche Fragen sollten Sie sich als Firmenchefin oder Gründer stellen. Sind Sie recht neu im Geschäft, sehen Sie nach, was vergleichbare Anbieter aus Ihrer Branche machen, wie gravierend solche Imagefragen sind.

Kennen Sie Ihr Recht im Ausland?

Wenn Sie bei anderen Vergleichen vorbeischauen oder einfach im Netz nach einer Geschäftsbank suchen, finden Sie dort auch Anbieter wie Bunq aus den Niederlanden, Vivid aus Luxemburg und Wise aus Belgien. Die empfehlen meine Kolleginnen bei »Finanztip« bewusst nicht. Solche Banken bewegen sich in einem anderen Rechtsrahmen, der Ihnen im Streitfall unter Umständen Schwierigkeiten bereiten kann.

Bei Vivid gehört zudem keine gesetzliche Einlagensicherung zum Programm. Vivid ist nicht im eigentlichen Sinne eine Bank, die Geld verleiht, sondern eher eine Kapitalsammelstelle, die das Geld nur auf Bankkonten oder äußerst konservativ anlegen darf. Das gilt auch für den in Deutschland präsenten finnischen Finanzdienstleister Holvi.

Das Geschäftskonto soll ein Service sein, keine Baustelle für Ihre Kunden. Deshalb sehe ich das so. Die Putzfirma meiner Reinigungshilfe hatte ihre beiden Konten bei einer großen Bank in Deutschland. Der Eigentümer, ein Bulgare, empfand diese Bankverbindung als besonders seriös.

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