Bundesregierung alarmiert über drohende Chipengpässe

Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof hat eigenen Angaben zufolge am Rande des EU-Gipfels in Brüssel mit Bundeskanzler Friedrich Merz über die Lage beim Chipzulieferer Nexperia gesprochen. »Ich habe einfach (die Situation) erklärt. ... Es hat viele Missverständnisse gegeben«, sagte Schoof und fügte hinzu, dass es nach seiner Erklärung mehr Verständnis dafür gegeben habe, wie die Niederlande gehandelt hätten. »Die Maßnahme richtete sich gezielt gegen diesen abtrünnigen Firmenchef«, sagte Schoof.

Angesichts der Lieferprobleme hatte sich Berlin einem Bericht des »Handelsblatts« zufolge als Vermittler zwischen China, den Niederlanden und den USA angeboten. Das Bundeswirtschaftsministerium teilte mit, es sei mit den Unternehmen sowie den niederländischen und europäischen Partnern »in verschiedenen Formaten« im Gespräch. »Wir setzen uns gegenüber China für die Interessen der deutschen Abnehmer der nun gesperrten Nexperia-Komponenten auf allen uns zur Verfügung stehenden Kanälen ein«, erklärte eine Sprecherin. Weitere Details habe das Ministerium nicht nennen wollen.

Ersatzlieferungen in Aussicht

Die niederländische Regierung hatte am 30. September die Kontrolle über Nexperia übernommen. Daraufhin verbot die Regierung in Peking den Export der fertigen Produkte des Unternehmens. Für die deutsche Autoindustrie könnte das weitreichende Folgen haben. Der Branchenverband ACEA warnte, die Bestände reichten nur noch wenige Wochen. Auch die Bundesregierung hatte sich am Mittwoch »besorgt« über mögliche Lieferschwierigkeiten geäußert. Chips seien aus modernen Produkten nicht wegzudenken, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums.

Volkswagen will drohende Produktionsstopps mithilfe eines neuen Zulieferers abwenden. »Wir haben einen alternativen Lieferanten, der den Lieferausfall der Nexperia-Halbleiter ausgleichen könnte«, sagte VW-Markenproduktionsvorstand Christian Vollmer am Donnerstag.

Nexperia ist eine Tochtergesellschaft des chinesischen Unternehmens Wingtech. Die niederländische Regierung hatte die Übernahme mit der Sorge vor einer Weitergabe von Technologie an die chinesische Muttergesellschaft begründet und den Firmenchef per Gerichtsbeschluss absetzen lassen. Hintergrund ist der Handelsstreit zwischen den USA und China. Wingtech steht in den USA wegen angeblicher Gefahren für die nationale Sicherheit auf einer schwarzen Liste. Gerichtsdokumenten zufolge drängte die US-Regierung die Niederlande zu dem Schritt.

Lesen Sie auch: Deutschlands Autohersteller sind alarmiert. Ein Politikkrimi um den niederländischen Chiphersteller Nexperia könnte dafür sorgen, dass in hiesigen Werken bald die Bänder stillstehen. So heikel ist die Lage. 

Verwandte Artikel

Next Post