Die Inflation in Deutschland ist im Oktober weniger stark gesunken als erwartet. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung ermittelte. Im September war die Inflationsrate mit 2,4 Prozent auf einen Jahreshöchststand gestiegen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 2,2 Prozent gerechnet.
Entlastet wurden die Verbraucher durch billigere Energie: Dafür mussten 0,9 Prozent weniger bezahlt werden als ein Jahr zuvor. Im September war das Minus mit 0,7 Prozent kleiner ausgefallen. Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 3,5 Prozent, nach 3,4 Prozent im September. Die Preise für Nahrungsmittel zogen um 1,3 Prozent an, nach 2,1 Prozent im September. Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, die sogenannte Kerninflation, verharrte bei 2,8 Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt in der Währungsunion mittelfristig eine Inflation von zwei Prozent an. Die nach europäischen Standards berechnete deutsche Inflationsrate lag im Oktober mit 2,3 Prozent darüber.
Den Leitzins hält die EZB nun zum dritten Mal in Folge konstant. Das teilte die Notenbank nach einer auswärtigen Sitzung in Florenz mit. Der für Banken und Sparer wichtige Einlagenzins bleibt dementsprechend bei 2,0 Prozent. Er dient als maßgebliches Steuerungselement für die Geldpolitik im Euroraum.
Die EZB hat ihren Leitzins seit vergangenem Jahr achtmal gesenkt, weil der Preisdruck insgesamt nachgelassen hat. Bundesbankchef Joachim Nagel hatte jüngst signalisiert, dass er geldpolitisch gegenwärtig keinen Handlungsbedarf sehe. Sein österreichischer EZB-Ratskollege Martin Kocher stieß zuletzt ins gleiche Horn. Für den Fall einer krisenhaften Zuspitzung in der Eurozone und der Weltwirtschaft sei es wichtig, »genug Pulver trocken zu halten«.