Liebe Leserin, haben Sie noch kein Tagesgeld? Dann wird es aber Zeit.
Lieber Leser, Sie haben das Geld zu Hause unter dem Kopfkissen? Erzählen Sie das bitte niemandem.
Lieber Sparer, Sie horten Ihr Erspartes auf dem Girokonto? Nicht optimal.
Mein Kollege und Finanztip-Co-Chefredakteur Saidi Sulilatu hat gerade ein neues Buch geschrieben: »Finanzen ganz einfach«. Das Tagesgeldkonto spielt darin eine wichtige Rolle. Es ist natürlich in erster Linie ein Sparstrumpf, damit Sie in Krisenzeiten nicht das Girokonto überziehen und dafür teure Dispozinsen bezahlen müssen. Für Saidi aber ist es auch unerlässlich im Leben, das beruhigende Polster für alle Fälle.
Denn für den Sparstrumpf auf dem Tagesgeldkonto gibt es auch ein bisschen Zinsen. Auf einem guten Tagesgeldkonto sogar ein bisschen mehr. 2,9 Prozent aktuell in der Spitze . Und wenn Sie kontinuierlich das bisschen Zinsen einnehmen, statt keine Zinsen auf dem Girokonto zu bekommen, dann läppert sich das. Ohne viel Arbeit: Das Einrichten eines gut verzinsten Tagesgeldkontos mit Videoident und dem Smartphone dauert vielleicht eine halbe Stunde.
Wenn Sie im Jahr 2010 zum Beispiel 10.000 Euro auf einem guten Tagesgeldkonto geparkt und mit einigen Wechseln im Schnitt seither 2,5 Prozent Zinsen bekommen haben, sind aus den 10.000 Euro jetzt 14.483 Euro geworden. Auf dem Girokonto wären Sie immer noch bei 10.000 Euro.
Der Haken: Wer kann denn schon 10.000 Euro einfach so aufs Tagesgeldkonto packen? Chefredakteure, ja okay, die können das. Aber wie kommt denn der Normalbürger, die Normalbürgerin, an jene 10.000 Euro? Damals wie heute liegt die Sparquote in Deutschland zwar bei zehn Prozent, jede Bundesbürgerin spart im Schnitt über zehn Prozent des ihr zur Verfügung stehenden Einkommens. Im Schnitt ginge das also. Die eine Hälfte der Bevölkerung spart auch kräftig und oft viel mehr. Aber die andere Hälfte spart praktisch gar nicht, kann gar nicht, der fehlt einfach das Einkommen.
Der Startpunkt
Mein Kollege Saidi hat eine hartnäckige Botschaft: Probier’s doch einfach. Pack doch einfach nach dem Gehaltseingang erst mal 200 Euro im Monat auf dein Tagesgeldkonto, bevor du dann versuchst, mit dem Rest des Geldes über den Monat zu kommen – bevor das erste Mal das Auto vollgetankt oder der Pizzadienst bestellt wird. Und zwar am besten konsequent per Dauerauftrag, dann musst du dich nicht jeden Monat neu dazu zwingen. Bei Bedarf kannst du es dir ja jederzeit wieder zurücküberweisen – aber es wird sich garantiert was ansammeln. 50, 30, 20 ist heute Saidis Formel: 50 Prozent, die Hälfte des Einkommens für Miete, Lebensmittel und alles, was sein muss. 30 Prozent für die Pizza, das Kino, das Fitnessstudio und Netflix. Und 20 Prozent zum Sparen , erst fürs Tagesgeldkonto und dann für die Altersvorsorge.
Die Zielgröße finde ich prima. Im Alltag beginne ich bei Gesprächen mit Leserinnen und Lesern, Zuschauerinnen und Zuschauern über fehlendes Geld für die Altersvorsorge aber nach wie vor andersherum. Führen Sie bitte für drei, vier Monate ein Haushaltsbuch. Und schreiben auf, wofür Sie Ihr Geld aktuell ausgeben. Sie stellen schon im ersten Monat fest: 100 Euro sind vom Monatsgehalt tatsächlich übrig. Und eine Menge der Ausgaben im Haushaltsbuch könnte man sich sparen.
Ihre Konsequenz: Sie nehmen die 100 Euro aus dem ersten Monat und packen Sie auf Ihr neues Tagesgeldkonto, anschließend richten Sie einen Dauerauftrag ein und überweisen ab dann zu jedem Monatsbeginn 100 Euro aufs Tagesgeldkonto. Sie werden sehen: Die bewusstere Ausgabenpolitik (Haushaltsbuch) führt dazu, dass Sie auch am Ende des zweiten Monats trotzdem noch mal einen Hunderter übrig haben. Den zahlen Sie auch ein und erhöhen Ihren Dauerauftrag für Monat drei gleich anschließend auf 200 Euro.
Arbeit im Alltag
Und dann kommt die Arbeit im Alltag. Sie nehmen sich jetzt für die kommenden drei Monate die zehn Verträge vor, für die Sie regelmäßig das meiste Geld ausgeben. Strom, Heizung, Handy, Kfz-Versicherung, Krankenkasse, Girokonto, Hausrat, Netflix, DAZN und das Fitnessstudio.
Und jeden Samstag finden Sie im kommenden Vierteljahr für einen Ihrer Verträge eine günstigere Lösung. Zuerst lesen Sie samstags meine SPIEGEL-Kolumne, dann sparen Sie zum Beispiel viele Euro mit der preiswerteren Kfz-Versicherung , der besseren Krankenkasse oder dem günstigeren Stromtarif – und anschließend, ganz wichtig: Belohnen Sie sich! Bestellen Sie beispielsweise Pizza und öffnen Sie den Rotwein mit der Partnerin. Oder: Gehen Sie ins Kino mit dem Partner! Oder laden Sie die Freunde für Samstagabend zum Scrabble oder Monopolyspielen ein.
Es bleibt noch mal deutlich mehr Geld am Monatsende übrig.
Nach nur vier Monaten stehen Sie auf finanziell deutlich solideren Füßen.
Sie haben einen guten Lauf. Bleiben Sie jetzt unterwegs. Mit etwas Ehrgeiz haben Sie nach zwei Jahren so viel Geld auf dem Tagesgeldkonto, dass Sie die empfohlene eiserne Reserve erreicht haben, drei Nettomonatseinkommen.
Was Sie außer Tagesgeld machen können
Wenn Sie das Tagesgeldkonto gefüllt haben, können Sie Pläne für die Zukunft machen.
Ich habe in den Neunzigerjahren in Berlin eine große Immobilie zum Vermieten und selbst Einziehen gekauft. Der Kauf des Hauses war damals noch günstig. Mieten schien in Berlin noch günstiger, viele Freunde winkten deshalb ab. Aber langfristig war das ein Volltreffer. Die laufenden Kosten haben wir immer niedrig gehalten, indem wir selbst die Hausverwaltung gemacht haben. Gute Handwerker hält man sich warm. Das läuft seither prima.
Mein Kollege Saidi hat als Quasimünchner in den vergangenen zehn Jahren die Mietervariante der Geldanlage optimiert: Er hat Geld für die Altersvorsorge im richtigen Produkt, in einem weltweiten, marktbreiten ETF anzulegen , kostengünstig, risikoarm, mit einer sehr ordentlichen Rendite investiert.
Das gemeinsame Angebot bietet für unseren Arbeitsalltag in der Redaktion genug Stoff zum Diskutieren und regelmäßigen Optimieren. In diesem November habe ich das Pflegekonto meiner Eltern und die eigene Kfz-Versicherung auf meinem Plan. Und die Solaranlage soll endlich ans Netz gehen. Mit Saidi und allen Kolleginnen und Kollegen in der »Finanztip«-Redaktion werde ich die kurzfristigen Risiken von Geldanlagen, all die Crash-Szenarien oder auch Optimierungsmöglichkeiten bei den Heizkosten für den Winter diskutieren.
Und Sie können gern mitdiskutieren. Schreiben Sie mir!