Zum Auftakt der Uno-Ozeankonferenz in Nizza will Umweltminister Carsten Schneider (SPD) zusammen mit dem Extremsegler Boris Herrmann für mehr Meeresschutz werben. Ziel sei es, »gemeinsam auf das wichtige Thema Ozeanschutz und Meeresforschung aufmerksam zu machen«, sagte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums. Dafür wolle Schneider an der Jungfernfahrt des Forschungsschiffs »Malizia Explorer« am Sonntag teilnehmen.
Das Forschungsschiff hatte seine Schiffstaufe am Freitag in Monaco. Der etwa 25 Meter lange Segler soll dabei helfen, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane zu erforschen. Herrmann hatte im Januar nach 80 Tagen auf See die Einhandregatta Vendée Globe beendet. Der engagierte Segler war 2019 mit der Klimaschützerin Greta Thunberg zum Uno-Klimagipfel nach New York gesegelt.
Schneider leitet die deutsche Delegation auf der am Montag beginnenden dritten Uno-Ozeankonferenz im südfranzösischen Nizza. Dazu werden Vertreter von 130 Staaten sowie Aktivisten, Unternehmenschefs und Geldgeber erwartet. Neben einer bereits weitgehend ausgehandelten Erklärung zum Schutz der Ozeane sollen die Staaten eine Liste von Selbstverpflichtungen vorlegen.
Das alle vier Jahre stattfindende Treffen gilt als wichtigster internationaler Gipfel für den Meeresschutz. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron lädt etwa 50 Staats- und Regierungschefs, unter ihnen seinen brasilianischen Amtskollegen Luiz Inácio Lula da Silva, bereits am Sonntagabend zu einem Eröffnungsessen ein.
Ozeane sind zu warm, zu sauer, zu vermüllt
Wegen des Klimawandels und der Vermüllung sind die Ozeane derzeit in einem schlechten Zustand. »Ihre natürlichen Funktionen sind durch Plastikmüll, Überfischung, den Eintrag von Chemikalien und die Auswirkungen des Klimawandels massiv eingeschränkt«, erklärt das Bundesumweltministerium. Die Uno-Ozeankonferenz vom 9. bis 13. Juni sei daher ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum besseren Schutz der Meere.
Umweltminister Schneider will mehrere Maßnahmen vorstellen, um den Schutz der Meere voranzutreiben, etwa den Einsatz gegen Plastikmüll, das Werben für eine »vorläufige Pause« beim Tiefseebergbau und die Einrichtung von Meeresschutzgebieten auf hoher See. Deutschland will außerdem sein Programm zur Bergung und Vernichtung von Altmunition aus den beiden Weltkriegen in der Nord- und Ostsee vorstellen.
Nizza liegt am Mittelmeer, das zu den am stärksten verschmutzten Meeren weltweit zählt. Im vergangenen Sommer wurde eine historische Höchsttemperatur von 28,9 Grad gemessen. Die steigenden Meerestemperaturen sind eine Folge der Erderwärmung.
Macron hofft auf Signalwirkung, allerdings fehlen die USA
Frankreich hat als Ziel ausgegeben, dass die Nizza-Konferenz für den Schutz der Ozeane ähnlich bedeutend wird, wie es die Pariser Klimakonferenz 2015 für den Kampf gegen die Erderwärmung war. Derzeit stehen nur etwa acht Prozent der Weltmeere unter Schutz. Mit der Konferenz in Nizza könnte die Schwelle von zehn Prozent überschritten werden, hofft das französische Umweltministerium.
Zu den großen Abwesenden bei der Uno-Ozeankonferenz zählen allerdings die USA, die erstmals keine Regierungsdelegation schicken. Präsident Donald Trump hatte erst Ende April ein Dekret zum umstrittenen Tiefseebergbau in internationalen Gewässern unterzeichnet .
Meere und Ozeane spielen eine wichtige Rolle mit Blick auf die Erderwärmung, da sie große Mengen an Kohlenstoffdioxid (CO₂) aus der Atmosphäre aufnehmen. Dadurch verändert sich allerdings die chemische Zusammensetzung des Meerwassers, es wird saurer. Korallen, Austern, Seeigel und zahlreiche weitere Meereslebewesen werden dadurch gefährdet.
»Das Jahr 2025 kann ein Wendepunkt für die Ozeane werden. Diese Chance muss die Weltgemeinschaft nutzen, denn gesunde Meere sind für das Leben auf diesem Planeten unersetzlich«, sagt Axel Krumsiek von der Naturschutzorganisation WWF Deutschland.