Das japanische Start-up Ispace hat kurz nach dem Versuch einer Landung auf dem Mond den Kontakt zu seinem Mondlander »Resilience« verloren. Die in Tokio ansässige Firma hofft, es den US-Firmen Intuitive Machines und Firefly Aerospace gleich tun zu können und sich als privates Unternehmen in einem sich verschärfenden globalen Wettlauf um den Mond zu positionieren.
Der Mond war lange Zeit das Ziel von Regierungen, doch seit 2019 nehmen auch private Unternehmen Kurs auf den Erdtrabanten – bisher mit mehr Fehlschlägen als Erfolgen. Schon vor zwei Jahren hatte Ispace sich an einer Mondlandemission versucht. Sie war in einer Bruchlandung geendet.
Im Januar dieses Jahres wagte die Firma den zweiten Versuch. Eine Rakete war mit dem privaten Mondlander an Bord gestartet, im vergangenen Monat erreichte »Resilience« die Mondumlaufbahn. Die Mission zielte auf die Nordseite des Mondes ab, die weniger herausfordernd ist als die schattigen Regionen am Südpol. Das Ispace-Team wählte eine flache Gegend mit wenigen Felsbrocken im Mare Frigoris, auch »Meer der Kälte« genannt, einer langen und schmalen Region voller Krater und alter Lavaflüsse im nördlichen Bereich der erdzugewandten Mondseite.
Eine Schaufel für Mondstaub
»Resilience« hat unter anderem das Minigefährt »Tenacious« dabei, welches die Mondoberfläche erkunden und lockeres Material einsammeln soll. Geplant war, dass die 2,3 Meter hohe »Resilience« den mitgeführten Rover auf die Mondoberfläche absetzt, sobald der Lander wieder ausreichend Energie hat, um mit der Erde zu kommunizieren. Der fünf Kilogramm schwere Rover kann sich gegebenenfalls auf vier Rädern fortbewegen und soll mit einer Schaufel Mondstaub für die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa sammeln. Mit weniger als einem Zentimeter pro Sekunde soll er sich im Kreis bewegen. Neben wissenschaftlichen und technologischen Experimenten gibt es auch eine künstlerische Fracht: Der Rover trägt ein winziges, typisch schwedisches rotes Häuschen mit weißen Verzierungen und einer grünen Tür, das vom Künstler Mikael Genberg als »Moonhouse« bezeichnet wird. Es soll auf der Mondoberfläche platziert werden – wenn der Rover denn aktiviert werden kann.
Die live gestreamten Flugdaten des Unternehmens zeigten, dass die Flughöhe von Resilience kurz vor dem geplanten Aufsetzen am Freitag um 20:17 Uhr deutscher Zeit nach einem einstündigen Abstieg aus der Mondumlaufbahn plötzlich auf Null sank. »Wir waren nicht in der Lage, die Kommunikation zu bestätigen«, und die Mitglieder des Kontrollzentrums werden »kontinuierlich versuchen, mit dem Lander zu kommunizieren«, so das Unternehmen in der japanischen Live-Sendung. Die Aufnahmen aus dem Kontrollraum zeigten nervöse Gesichter der Ispace-Ingenieure.
»Blue Ghost« ist schon da
An Bord der Rakete im Januar war zudem nicht nur »Resilience«, sondern auch ein weiterer Rover zum Mond gestartet. »Blue Ghost«, entwickelt und gebaut von dem Unternehmen Firefly Aerospace mit Sitz in Texas, nahm im All eine andere Flugroute als das japanische Gefährt. Mit Erfolg: Am 2. März 2025 setzte die Landefähre im Mare Crisium auf, einer Tiefebene auf der erdzugewandten Seite des Mondes.
Im Februar vergangenen Jahres wiederum war der US-Firma Intuitive Machines mit »Odysseus« die erste kommerzielle Landung der Raumfahrtgeschichte auf dem Mond gelungen.
Ispace plant weitere Missionen
Takeshi Hakamada, CEO und Gründer von Ispace hat gesagt, seine aktuelle Mondmission sei »nur einen Zwischenschritt«. Der nächste, deutlich größere Lander soll bis 2027 mit Unterstützung der Nasa starten. Weitere Missionen sind geplant. »Wir versuchen nicht, den Markt zu dominieren. Wir versuchen, den Markt aufzubauen«, sagte Jeremy Fix, Chefingenieur der US-Tochterfirma, auf einer Konferenz im vergangenen Monat. »Es ist ein riesiger Markt mit enormem Potenzial.«
Fix betonte jedoch, dass Ispace, wie andere Unternehmen auch, nicht über »unendliche Mittel« verfügt und sich wiederholte Fehlschläge nicht leisten kann. Die Kosten der aktuellen Mission wurden nicht offengelegt, doch Unternehmensvertreter sagten, sie seien geringer als die der ersten Mission, die mehr als 100 Millionen Dollar kostete; etwa 87,5 Millionen Euro.
Zwei weitere US-Unternehmen planen Mondlandungen bis Ende des Jahres: Jeff Bezos’ Blue Origin und Astrobotic Technology. Der erste Mondlander von Astrobotic verfehlte 2024 den Mond komplett und stürzte zurück in die Erdatmosphäre.
Seit Jahrzehnten konkurrieren Regierungen darum, den Mond zu erreichen. Nur fünf Länder haben bisher erfolgreiche robotische Mondlandungen durchgeführt: Russland, die USA, China, Indien und Japan. Von diesen haben allein die USA Menschen auf den Mond gebracht: Zwischen 1969 und 1972 landeten dort zwölf Nasa-Astronauten.
Mondlandefähre »Resilience« vor dem Start in Japan
Foto: dpa