Weshalb der Kaffee aus Kot so besonders schmeckt

Der Fleckenmusang, manchen Menschen besser bekannt als Lieferant des legendären Kopi Luwak, veredelt Kaffeebohnen auf ganz eigene Weise: Die in Asien vorkommende Schleichkatze frisst die Früchte, verdaut das Fruchtfleisch – und was hinten herauskommt, ist die Grundzutat für einen der weltweit teuersten Kaffees.

Bis zu 1300 Dollar pro Kilo, umgerechnet mehr als 1200 Euro, lassen sich Menschen den Katzenkacke-Kaffee kosten. Das sind etwa 75 Dollar pro Tasse, also rund 70 Euro. Dafür soll er mit wenig Säure besonders mild, erdig und schokoladig schmecken.

Forscher aus Indien wollten wissen: Macht die Verdauung im Schleichkatzenkörper tatsächlich einen Unterschied? Sie sammelten 68 Fleckenmusang-Kotproben auf Robusta-Plantagen in Karnataka, Indien, und zum Vergleich reife Kaffeekirschen von jeder Plantage.

Ungeröstete Bohnen

Alle Bohnenproben wurden nach der Reinigung für die chemische Analyse gemahlen – und siehe da: Die Exkrementenextrakte enthalten mehr Fette und Fettsäureester als direkt geerntete Bohnen, wie das Team in der Fachzeitschrift »Scientific Reports«  berichtet. Besonders Letztere sollen für die Aromen in Kaffee relevant sein; sie helfen etwa dabei, verschiedene Sorten voneinander zu unterscheiden .

Das stützt die These, dass der vermeintlich bessere Geschmack von Kopi Luwak auf die Chemie zurückzuführen ist. Die Verfasser der aktuellen Studie vermuten, dass die Fermentation im Katzenbauch für das besondere Aroma sorgt.

Neben Kopi Luwak aus Asien gibt es Schleichkatzen-Kaffee aus afrikanischen Ländern wie Äthiopien. Dort sind Zibetkatzen verantwortlich, der Prozess aber ist vergleichbar: Die Tiere fressen die Kaffeekirschen, scheiden die Bohnen aus, diese werden gesammelt und weiterverarbeitet. Der Geschmack variiert, manche beschreiben ihn als vergleichsweise kräftiger und fruchtiger.

Eine Studie aus dem Jahr 2004  zeigte bereits, dass Bohnen, die von Schleichkatzen verarbeitet wurden, durch den Kontakt mit Magensäften aufgeraut und spröde sind. Und eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2019  ergab, dass geröstete Kopi-Luwak-Bohnen weniger Protein und mehr Fett enthalten als gewöhnliche geröstete Arabica-Bohnen.

Zu beachten ist, dass die Forscher dieses Mal ungeröstete Bohnen untersucht haben. Der Röstprozess könnte die chemische Zusammensetzung der Bohnen weiter beeinflussen, heißt es in der Studie. Außerdem merkt das Team an, Robusta-Bohnen analysiert zu haben, während der meiste Schleichkatzenkaffee aus Arabica-Bohnen hergestellt wird.

Tierquälerei für Luxuskaffee?

Neben dem Geschmack und den Preisen steht Kopi Luwak auch wegen der Herstellung in der Kritik. Tierrechtler, Artenschützer und Hersteller diskutieren die Frage, ob es vertretbar ist, die Tiere ausschließlich für die Kaffeeproduktion auf speziellen Farmen zu halten.

Vergangenes Jahr hatte die Tierrechtsorganisation Peta beklagt:  Fleckenmusangs müssen für die Produktion leiden. Auf Farmen, die die Kaffeedelikatesse in Massen produzieren, würden die eigentlich nachtaktiven Raubtiere manchmal mit bis zu 100 Exemplaren in teils winzigen Käfigen gehalten, sagt der Vizepräsident für internationale Kampagnen bei Peta Asien, Jason Baker.

Die Forschenden betonen, dass Schleichkatzen in ihrem Untersuchungsgebiet frei leben und sich von wild wachsenden Früchten ernähren. Drei verschiedene Arten würden dort vorkommen, wobei der Fleckenmusang am häufigsten sei. Diese Art gilt laut der Roten Liste der IUCN  bisher als »nicht gefährdet«, wobei der Bestand abnimmt. Die beiden anderen Arten haben hingegen stark fragmentierte und kleine Populationen und werden nur selten gesichtet.

Forschende haben den Kot der Schleichkatze vor Ort fotografiert

Foto: Ramit Mitra

Eine Frau verarbeitet Bohnen für Kopi Luwak auf Bali, Indonesien

Foto: Emin Sansar / Anadolu Agency / IMAGO

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