Der Leuchtturm von Alexandria zählt zu den sieben Weltwundern der Antike. Mehr Spaß als dort haben die Menschen rund um die Insel Pharos aber wahrscheinlich auf Vergnügungsbooten gehabt. Nun haben Forscher des Europäischen Instituts für Unterwasserarchäologie (IEASM) offenbar ein solches Gefährt vor der Küste Alexandrias entdeckt. Zuvor hatte unter anderem der »Guardian« berichtet.
Das 35 Meter lange Boot wurde vor der versunkenen Insel Antirhodos gefunden, die Teil des großen Hafens von Alexandria war. Es stammt laut den Forschern aus der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts. Nach den Beschreibungen des griechischen Historikers Strabon aus dem ersten Jahrhundert waren diese Schiffe »luxuriös ausgestattet und werden vom Königshof für Ausflüge genutzt; und von den Feiernden, die von Alexandria aus den Kanal hinunter zu den öffentlichen Festen fahren; denn Tag und Nacht sind die Boote voller Menschen, die Flöte spielen und ohne Hemmungen und mit äußerster Zügellosigkeit tanzen.«
»Es ist äußerst spannend, denn es ist das erste Mal, dass ein solches Boot in Ägypten entdeckt wurde«, sagte der Leiter des IEASM, Franck Goddio dem »Guardian«.
Eine andere Theorie besagt, dass das Boot eine heilige Barke gewesen sein könnte, die zu einem Tempel für die ägyptische Göttin Isis gehörte. Es könnte laut Goddio Teil einer »Seezeremonie zu Ehren der Göttin« gewesen sein.
Obwohl die Erforschung des Wracks noch in den Anfängen steckt, verspricht sie neue Einblicke in »Leben, Religion, Luxus und Vergnügen auf den Wasserstraßen des frühen römischen Ägyptens«, sagte Goddio. Auf dem Boot wurden Graffitis in griechischer Sprache gefunden, die noch nicht entschlüsselt worden sind.
Goddio vermutet, dass das Boot im Zuge einer Reihe von Erdbeben und Flutwellen versunken sein könnte, denen auch der Große Hafen und Paläste Alexandrias zu Opfer fielen.
Das Wrack wird allerdings nicht vom Meeresgrund geborgen. Mit Verweis auf Vorschriften der Unesco sei es besser, die Überreste unter Wasser zu lassen, sagte Goddio.
Römisches Mosaik um 100 vor Christus, das den Nil zeigen soll
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