Man würde annehmen, John Williams liebt die Filmmusik. Der 93-Jährige hat die Titelstücke für mehr als 100 Filme komponiert. Fünf Oscars hat er damit gewonnen, 54 Mal war er dafür nominiert, so oft wie kein anderer Komponist, Schauspieler oder Regisseur.
Umso erstaunlicher klingt, was Williams in einem Interview mit seinem Biografen sagt: »Ich habe Filmmusik nie besonders gemocht.« Der britische »Guardian« berichtet darüber.
Williams fügt hinzu: »Filmmusik, so gut sie auch sein mag – und das ist sie normalerweise nicht, abgesehen vielleicht von ein paar achtminütigen Passagen hier und da. Ich finde einfach, dass die Musik nicht da ist.« Vieles an Filmmusik sei vergänglich, so der 93-Jährige. »Die Vorstellung, dass Filmmusik im Konzertsaal denselben Stellenwert hat wie die beste Musik im Kanon, ist meiner Meinung nach ein Irrglaube.«
Williams ist der Komponist vieler der bekanntesten Melodien von Filmklassikern wie »Star Wars«, »Indiana Jones« oder »Der weiße Hai«.
Tim Greiving, Autor der Biografie »John Williams: A Composer's Life«, zeigt sich selbst überrascht, wie harsch Williams über seine eigene Kunstform spricht. »Seine Kommentare sind irgendwie schockierend, und sie sind keine falsche Bescheidenheit. Er ist wirklich selbstironisch und lehnt ‚Filmmusik‘ im Allgemeinen ab«, sagt er im »Guardian«.
Neben der Filmmusik hat Williams auch Dutzende Konzerte komponiert und war mehr als ein Jahrzehnt lang Musikdirektor des Boston Pops Symphonieorchesters. Laut Greiving genießt Williams auch in der klassischen Musikszene weltweiten Respekt.