Deutscher Regisseur gewinnt goldenen Studenten-Oscar

Der deutsche Regisseur Tobias Eckerlin und sein Team sind bei den diesjährigen Studenten-Oscars zusammen mit Nachwuchstalenten aus aller Welt ausgezeichnet worden. Bei der Vergabe der 52. Student Academy Awards in New York holte Eckerlin in der Sparte »Animation« die Spitzentrophäe in Gold. Das gelang dem Absolventen der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg mit seinem animierten Kurzfilm »A Sparrow’s Song«, basierend auf einer wahren Geschichte.

In dem gut neunminütigen Film erzählt Eckerlin von einer verwitweten Luftschutzwartin in London, die mitten im Zweiten Weltkrieg einen sterbenden Spatzen findet, den sie zu retten hofft. Über ihr Klavierspiel entsteht eine tiefe Bindung. Im Luftschutzbunker sorgt der kleine Vogel für Unterhaltung und bringt etwas Hoffnung.

Für ihn sei dies eine Geschichte, wie man ein Trauma überwinden und zu sich finden kann, indem man anderen hilft, erklärte Eckerlin in einem Video, das bei der Preis-Zeremonie gezeigt wurde.

Drei Jahre Arbeit, neun Minuten Film

Es sei »ein wenig unglaublich«, hier auf der Bühne zu stehen, sagte Eckerlin nach Erhalt der Trophäe – und dankte seinen vielen Mitarbeitern, Mentoren und der Filmakademie Baden-Württemberg. Es sei ein »wahnsinnig anspruchsvolles« und nicht leicht umzusetzendes Projekt gewesen: »Aber wir haben es geschafft.« Eckerlin, 1993 in Schwetzingen geboren, hatte drei Jahre lang mit teils mehr als 50 Helferinnen und Helfern an dem Film gearbeitet.

Wahre Geschichte

»Mehr oder weniger zufällig« sei er bei Recherchen auf die wahre Geschichte der Britin Clare Kipps und ihres Spatzen Clarence gestoßen, sagte Eckerlin der Nachrichtenagentur dpa. »Das war eigentlich nur so ein Zweizeiler im Internet, wo ich erst nicht glauben konnte, dass das echt ist«, sagte er über ihr Tagebuch aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Geschichte habe ihn sehr berührt: Gerade die Tatsache, dass die Frau »in so einer schlimmen, globalen Krise sich die Zeit und Energie nimmt, um sich um so etwas Kleines wie einen Spatzen zu kümmern« – und damit viel Positives für sich und für ihre Mitmenschen schuf.

Sprungbrett nach Hollywood

Mit den Trophäen ehrt die Akademie seit 1972 Auslandsregisseure und junge Talente von Filmhochschulen in den USA. Im vorigen Herbst etwa holte der deutsche Nachwuchsregisseur Jens Kevin Georg, Absolvent der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam, den Student Academy Award in Silber für seinen Live-Action-Kurzfilm »Kruste«.

Der Studenten-Oscar hat sich als Sprungbrett für eine Hollywood-Karriere erwiesen. Regisseure wie John Lasseter (»Toy Story«), Spike Lee (»Malcolm X«), Robert Zemeckis (»Zurück in die Zukunft«) und Cary Fukunaga (»Keine Zeit zu sterben«) zählen zu früheren Preisträgern.

Tobias Eckerlin: »Mehr oder weniger zufällig« auf das Thema gestoßen

Foto: Filmakademie Baden-Württemberg / Tobias Eckerlin / dpa

Verwandte Artikel

Next Post