Das sind die besten Trips im September

Noch ist Barfußzeit. Füße stecken sockenlos in Schuhen. Doch bald schon ist der Sommer vorbei, für viele endet damit die schönste Zeit des Jahres. Zugegeben: Auch ich mag Augustwärme, mag Tage, die aus Strand, Gelato und Nichtstun bestehen. Aber meine Vorfreude auf den Herbst wächst – und die beste Zeit überhaupt ist jetzt, im Spätsommer. Nicht nur wegen Pflaumenkuchen oder Zwetschgendatschi, wie es in diesem Rezept heißt. Auch, weil es herrlich ist, im September unterwegs zu sein – lange bevor von irgendwo her Kürbiskernaroma oder Glühweingeruch weht.

Was aber tun, wo urlauben? Ein Städtetrip ist jetzt eine gute Idee – ganz ohne die hochsommerliche Hitze, dafür mit viel Programm. Zum Beispiel in Chemnitz! Sachsens drittgrößte Stadt ist dieses Jahr Europäische Kulturhauptstadt und eine echte Entdeckung. Als ich neulich dort war, fragte ich mich: Ist Chemnitz die am meisten unterschätzte Großstadt Deutschlands? 

Unter anderem traf ich Christoph Dittrich, den Generalintendanten der Theater Chemnitz. Er freue sich über die vielen Touristen und Touristinnen, die er in diesem Jahr in der Stadt sehe: »Chemnitz hatte lange einen gut gepflegten Minderwertigkeitskomplex – völlig zu Unrecht«, sagt er.

Im Jahr der Kulturhauptstadt werde der Kulturbegriff besonders weit gedehnt, sagt Dittrich, sodass sich viele Menschen von dem »ziegelsteindicken Kulturprogramm« angesprochen fühlen könnten. Einen Überblick über alle Veranstaltungen verschaffen Sie sich am besten online . Und hier geben Einheimische Ihnen Tipps für einen unvergesslichen Chemnitzbesuch .

Was an Städtetrips toll ist: Zwischen Frühstückscafé und Freilichtkino passt alles, was einem Spaß macht, ob es nun Ausstellungen sind oder Sehenswürdigkeiten oder ein Boutiquenbummel. Was ich immer wissen will, wenn ich irgendwo hinfahre: Gibt es ein schönes Schwimmbad oder – besser noch – Badestellen an der frischen Luft?

Darum habe ich mich sehr über die Recherche unserer Autorin Aileen Tiedemann gefreut. Sie hat Locals nach ihren Lieblingsorten zum Schwimmen gefragt – von Basel über Paris bis Krakau , von Kopenhagen bis Helsinki . Hätten Sie gewusst, wo Baden im Fjord ganzjährig möglich ist? Und wo es beheizte Pools im Hafenbecken gibt?

Sie ziehen Südeuropa vor? Dann könnte Saragossa ein Ziel für Sie sein: 2000 Jahre Geschichte, Bauwerke der Römer, der Mauren und der christlichen Spanier, die hier zwei der imposantesten Kathedralen des Landes errichtet haben. Dazu unzählige Brücken, die den längsten Fluss Spaniens, den Ebro, überqueren. Haben Sie Lust bekommen auf einen ausgedehnten Spaziergang an seinem Ufer?

Das Beste an Saragossa ist laut meiner Kollegin Alexandra Frank, dass man die Stadt genießen kann. Denn auch wenn die mittlerweile viertgrößte Stadt Spaniens sicher keine Unbekannte sei, wirke sie keineswegs so überlaufen wie andere Metropolen. »Sie hat ihren Mix aus entspanntem Lebensstil, Weltoffenheit und Traditionsbewusstsein bewahren können.« Was man bei einem Saragossa-Trip auf keinen Fall verpassen darf, hat Alexandra vor Ort erkundet. Weitere Geheimtipps für Städtereisen in Spanien  verrät sie hier.

Haben Sie gute Erinnerungen an Reisen im Spätsommer? Welcher Ort hat Sie überrascht – vielleicht auch, weil er ohne den Trubel der Hauptsaison viel schöner war als erwartet? Schreiben Sie uns an: reise.leserpost@.de . Betreff: »Spätsommer«. Einige Ihrer Tipps möchten wir gern auf SPIEGEL.de veröffentlichen.

Los geht’s – meine Lesetipps

Auf der Suche nach noch mehr Reise-Inspiration? Diese Texte nehmen Sie mit durch Deutschland, Europa und die Welt.

  • Schweden und Kroatien, Belgien und die Dolomiten: Unterwegs auf den neu empfohlenen Strecken sieht die Welt Schritt für Schritt gleich viel schöner aus – ob beim Inselhopping vor Stockholm, auf den Spuren der Walser in den Alpen oder im Herzen Europas. Sechs neue europäische Wanderrouten, die Sie kennen sollten .

  • Auszeit in den Bergen – dafür braucht es kein teures Chalet oder Hotel, findet mein Kollege Philipp Laage. »Es gibt Hütten, die sich hervorragend für einen Kurzurlaub eignen.« Das Hüttenleben sei ein einfaches und gerade deshalb entschleunigend. Hier stellt Philipp sieben seiner Favoriten vor , die sich bestens für einen mehrtägigen Aufenthalt eignen.

  • Das perfekte Land für einen Roadtrip: Montenegro ist kleiner als Schleswig-Holstein und lockt doch mit Canyons und Fjorden, Stränden und Bergen. Mittendrin: abgelegene Unterkünfte und gepflegte Campingplätze .

  • Der Norden British Columbias, das ist Kanada jenseits der Postkartenidylle. Eine Landschaft, die von der Industrie gezeichnet und doch immer noch wild und schön ist. Unser Autor Ole Helmhausen sagt nach seinem Roadtrip: Hier hört das Kanada auf, das alle kennen .

Hingucker – das Bilderrätsel

Kennen Sie diese pastellbunten Badehäuser? Wissen Sie, wo sie stehen? Die richtige Antwort finden Sie am Ende des Newsletters.

Reisebüro – eine Frage, eine Antwort

Wer in den Urlaub will (oder von dort zurückkommt), hat viele Fragen: Wie finde ich eine bezahlbare Traumunterkunft? Und wo den verlorenen gegangenen Koffer? Auch Ihnen helfen wir gern weiter. Schreiben Sie uns Ihre Reisefrage an: reise.leserpost@.de . Betreff: »Reisebüro«

Eine Frage, die man sich einfach immer wieder stellt: »Warum schmeckt der Urlaubswein im Urlaub besser als zu Hause?«

Die Antwort: Lebensmittelsensoriker Guido Ritter nennt es »das klassische Urlaubsphänomen«. Man sitzt irgendwo in einer Strandbar, blickt aufs Meer. Vielleicht geht gerade sogar die Sonne unter. »Der Hauswein, den man in diesem Moment trinkt, kommt einem unter Garantie köstlich vor.« Doch er warnt davor, dieses Gefühl konservieren zu wollen. »Bringt man nämlich eben diesen Wein aus dem Urlaub als Souvenir mit nach Hause, schlägt man beim ersten Glas in der Heimat vermutlich die Hände über dem Kopf zusammen.« Das liege aber nicht daran, dass sich der Wein beim Transport verändert hätte.

Zum einen seien wir im Urlaub offener für Neues und toleranter gegenüber Fehlern, erklärt Ritter meiner Kollegin Maren Keller im Interview. »Vielleicht war schon in der Strandbar der Wein korkig oder hatte andere Mängel. Die Chancen sind aber groß, dass uns das da nicht gestört hat.«

Und zum anderen sei das, was wir Geschmack nennen, eine multisensorische Erfahrung: Das Licht, die Atmosphäre, die ganze Umgebung beeinflusse unsere Wahrnehmung. Schon die im Hintergrund laufende Musik würde sich auf das Geschmackserlebnis auswirken. Was uns noch manipuliert und was Aperol mit Bungee-Jumping zu tun hat, erfahren Sie hier .

Jetzt haben Sie Durst? Wir auch. Hier sind sechs Getränke, die uns zurück in den Urlaub beamen .

Hier gibt es Futter – für Kopf und Bauch

Gute Bücher und gutes Essen machen satt und glücklich. An dieser Stelle haben wir zweierlei für Sie:

Für den Kopf: Haben Sie schon mal einen Leuchtturm fotografiert, bei einer Küstenwanderung vielleicht? Sind Sie um einen herumgelaufen, sogar eingetreten, um drinnen eine Treppe zu nehmen, und dann hoch?

Dass ich tatsächlich noch nie einen bestiegen habe, wurde mir erst beim Lesen eines Buches bewusst, das in diesem Monat im Schweizer Dörlemann Verlag erscheint. Die mexikanische Schriftstellerin Jazmina Barrera schreibt darin: »Aus der Ferne ist der Leuchtturm ein Gespenst, eher ein Mythos, ein Symbol. Von nahem ist er ein schönes Gebäude. Wenn man im Inneren des Leuchtturms ist, hört er auf, einer zu sein, denn der Leuchtturm ist Richtung und niemals ein Ankunftspunkt.«

Barreras Buch, das bereits 2017 auf Spanisch erschien und nun ins Deutsche übersetzt wurde, trägt den schlichten Namen »Leuchttürme«, handelt aber nicht nur von den Bauwerken, die für viele eine große Anziehungskraft haben. Barrera streift auf 160 Seiten durch die Literaturgeschichte, spürt den Leuchttürmen nach, die Homer, Virginia Woolf, Jules Verne, Edgar Allan Poe und andere beschrieben. Sie widmet sich der Ingenieurskunst, der Faszination, den Umständen, die sie überhaupt notwendig mach(t)en, und den Menschen, die sie bauten.

Sie widmet sich – natürlich – auch dem Meer. Seiner Monotonie, seinem Klang, seiner zerstörerischen Kraft. Man könne den Leuchtturm nicht ohne das Meer denken, notiert Barrera. Denn beide seien eins und zugleich gegensätzlich.

»Das Meer weitet sich zum Horizont hin, der Leuchtturm sticht in Richtung Himmel.

Das Meer ist permanente Bewegung, der Leuchtturm ist ein eingefrorener Wächter.

Das Meer ist flüchtig, ›ein Schlachtfeld der Emotionen‹ nennt es Virginia Woolf. Der Leuchtturm ist ein stoischer Herr, den nichts bewegen kann.«

Barrera begegnet aber nicht nur literarischen Leuchttürmen, sondern besucht auch selbst immer wieder welche, sie sammelt sie, wenn man das so sagen kann – vom Ärmelkanal über das nordspanische Asturien bis in die USA. Ihre Gedanken teilt sie in sechs Essay-Kapiteln mit. Mal detailversessen (der Leuchtturm von Yaquina Head in Oregon blinke »zwei Sekunden, dann zwei Sekunden nicht, dann wieder zwei Sekunden, vierzehn Sekunden nicht«), mal emotional: Vielleicht möge sie Leuchttürme, weil ihr die Orientierung fehle, schreibt Barrera. »Ich fühle mich ständig auf Abwegen, deswegen wirkt das Bild des verlorenen Matrosen auf hoher See so beängstigend auf mich.«

Das Buch könnte Menschen gefallen, die gern an einer Küste stehen und staunend in Richtung Horizont blicken. Und die vielleicht diesen Satz von Jazmina Barrera verstehen:

»Das Meer ist das Reich der Natur. Der Leuchtturm ist das Artefakt, das sich ihr in seinem würdevollen Kleinsein widersetzt.«

Einer, der gewissermaßen auch Leuchttürme sammelt, ist Tim Wittenbecher. Der Berliner Unternehmer baut sie in Hotels um: auf Usedom, an der Nordsee, in der Bucht von Neapel. Er versteht Leuchttürme – anders als die Buchautorin Barrera – sehr wohl als Orte, an denen man ankommen und sogar rasten kann. Die Liebe zu Leuchttürmen teilen die beiden jedoch.

Meine Kollegin Eva Lehnen hat Wittenbecher im Faro Punta Imperatore auf Ischia getroffen und ihn gefragt, wie das ist, wenn man einen verfallenen Leuchtturm in Italien restauriert. Kompliziert sei das, sagt Wittenbecher. Aber Leuchttürme seien nun mal die »positivsten Gebäude der Welt«. Und sie stünden an den allerbesten Orten. Ich lege Ihnen Evas Text über den Faro Punta Imperatore  sehr ans Herz.

Für den Bauch: Augen zu – Happs! – und noch mal ein Stückchen Sommer kosten. Mit gebratener Zucchini, wie sie die Spitzenköchin Elif Oskan zubereitet , sollte das möglich sein.

Oskan ist für eine moderne Interpretation der anatolischen Küche berühmt und teilt in SPIEGEL Genuss Rezepte, die ihr am Herzen liegen. Sie bereitet Zucchini mit Joghurt oft mittags oder abends zu. Noch besser schmecke es am nächsten Tag, wenn alles durchgezogen ist. »Eigentlich ist dies aber ein Frühstücksgericht.« Ihr Rat für die zum Gemüse passende Soße mit Zitronennote: »Verwenden Sie auf keinen Fall fettreduzierten Joghurt, der hat nicht genug Geschmack.« Zu dem Gericht passt übrigens dieses Brot perfekt: Ekmek mit Olivenöl und Sesam .

So bekämpfen Sie den Post-Holiday-Blues

Berge oder Meer? Rosato mit oder ohne Eis? Kann man so sehen oder so. In einem dürften sich die meisten jedoch einig sein: Urlaub ist viel zu schnell vorbei. Gleich danach droht der Post-Holiday-Blues. Viele Menschen finden, dass die Tage und Wochen nach dem Urlaub schwer erträglich sind. Sie fühlen sich unmotiviert und sehnen sich zurück auf Almwiese oder Strandliege. Muss das sein? Natürlich nicht. Es gibt jede Menge Tricks, um sich die Rückkehr in den Alltag zu erleichtern.

»Gerüche können mich innerhalb von Sekunden an einen anderen Ort und in eine andere Zeit katapultieren«, erzählte mir etwa meine Kollegin Franziska Bulban. »Jemand im Bus trägt CK one? Denke ich an meine Mutter. Blühender Jasmin? Versetzt mich sofort auf eine Hochzeit in Indien.«

Franziska hilft daher nichts so gut gegen miese Laune nach dem Urlaub wie die Aromatherapie. »Ich nehme auf Reisen kein Duschgel mit, sondern kaufe es vor Ort«, sagt sie. Zu Hause verstaue sie es im Fach mit den Reise-Duschgelen. Und wann immer ein Tag sich besonders grau und muffelig anfühle, ziehe sie eine der Flaschen hervor, dusche damit oder lasse sich ein Bad ein. »Mich bringt das in Gedanken sofort weit weg – mal nach Venedig, mal auf die Philippinen.«

Was tun Sie gegen negative Gefühle nach dem Urlaub? Schreiben Sie uns an: reise.leserpost@.de . Betreff: »Post-Holiday-Blues«. Einiger Ihrer Tipps möchten wir gern auf SPIEGEL.de veröffentlichen.

Sie könnten es auch machen wie meine Kollegin Eva und den Koffer mit den sandigen Badetüchern noch eine Weile stehen lassen. »Es soll Menschen geben, die nach dem Urlaub ganz fix damit sind, ihre Klamotten zu waschen und alles wieder fein säuberlich zu verstauen«, sagt sie. »Ich gehöre nicht dazu.« Lesen Sie hier, warum nicht.

Ich wünsche Ihnen einen schönen September mit herrlich spätsommerlichen Auszeiten im Alltag – oder gar im Urlaub. Falls Letzteres zutrifft: Gute Reise!

Ihre Julia Stanek

*Auflösung des Bilderrätsels: Das Foto zeigt den Strand von Berck-sur-Mer in Nordfrankreich. Von Paris aus braucht man rund zweieinhalb Autostunden an die sogenannte Opalküste, deren Name auf das Blaugrün des Ärmelkanals zurückgeht. Die bunten Badehäuser – von Rosa über Gelb bis Minzgrün – sind ein tolles Fotomotiv.

Ein Sprung ins Wasser – mitten in Kopenhagen: Der Spätsommer ist für so vieles gut

Foto: Cavan Images / Cavan Images RF / Getty Images

Basilika de Nuestra Señora del Pilar: Saragossa hat Kulturinteressierten viel zu bieten

Foto: frantic00 / Getty Images

Ein Bild zum Rätseln

Foto: Louis-Michel DESERT / Getty Images

Anstoßen bei wolkenlosem Himmel: Eine multisensorische Erfahrung

Foto: Yana Iskayeva / Getty Images

Leuchtturm von Yaquina Head an der Küste von Oregon, USA: Weiß mit einer schwarzen Spitze

Foto: Design Pics Editorial / Universal Images Group / Getty Images

Zucchini mit Joghurt: »Eigentlich ein Frühstücksgericht«

Foto: Pascal Grob / AT Verlag

Verwandte Artikel

Next Post