Kölner Hauptbahnhof zehn Tage gesperrt – obwohl das neue Stellwerk gar nicht kommt

Dieser Artikel erschien erstmals am 10. November 2025 und wurde am 12. November 2025 mit den Informationen zum Softwarefehler aktualisiert.

1300 Züge pro Tag, Hunderttausende Reisende: Der Kölner Hauptbahnhof ist eine zentrale Drehscheibe für den Bahnverkehr im Westen Deutschlands. Von Freitagabend, 14. November, steht sie für zehn Tage weitgehend still. Die Deutsche Bahn will – inzwischen muss man sagen wollte – ein neues Stellwerk in Betrieb nehmen.

Bei der Überprüfung durch Sachverständige wurde nun allerdings ein Softwarefehler festgestellt. Durch den Fehler könne man wichtige Tests nicht durchführen – und letztlich nicht garantieren, ob mit dem neuen Stellwerk ein sicherer und zuverlässiger Bahnbetrieb möglich ist. Die Folge: Das alte Stellwerk wird vorerst weitergenutzt. An der angekündigten Sperrung ab Freitagabend hält die Bahn allerdings fest.

Die Umstellung auf das neue Stellwerk erfolgt später. Dafür sei dann allerdings eine zweite Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs nötig. Einen Zeitplan dafür gebe es bislang nicht, sagte ein Bahn-Sprecher gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Auch wie lang diese zusätzliche Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs dauern wird, ist Stand 12. November noch unklar.

Hier sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen, die Zugreisende sich jetzt – mit guten Nerven im Gepäck – stellen:

Fahren wirklich zehn Tage lang keine Züge am Kölner Hauptbahnhof?

Ab Freitagabend, 21 Uhr, fahren keine Fern- und Regionalzüge mehr zum Kölner Hauptbahnhof. Am besten informiert man sich mithilfe der Onlineauskunft, wie die eigene Verbindung trotz der Bauarbeiten funktioniert, rät das Unternehmen.

Der S-Bahn-Verkehr ist von der Sperrung weitestgehend ausgenommen. In der Nacht vom 19. auf den 20. November wird der Hauptbahnhof jedoch auch komplett für S-Bahnen gesperrt.

Warum überhaupt?

Die Deutsche Bahn baut seit Jahren an mehreren Stellwerken rund um Köln. Die meiste Zeit hat das praktisch keine Auswirkungen auf den Zugverkehr. Doch jetzt sollte das alte Stellwerk für den Kölner Hauptbahnhof abgeklemmt und die neue Technik angeschlossen werden.

Obwohl dieses Stellwerk nun außerplanmäßig weitergenutzt wird, will die Bahn die geplante Sperrung trotz der Software-Probleme für »wichtige Arbeiten« etwa an Weichen und Oberleitungen nutzen, sagte der Sprecher.

Was gilt für den Fernverkehr?

Kurz zusammengefasst: Viele ICE halten in Köln-Ehrenfeld oder Messe/Deutz statt am Hauptbahnhof. Einige Fernzüge machen aber auch einen ganz großen Bogen um die Stadt, sodass Reisende ab Düsseldorf oder aus Bonn andere Verbindungen nutzen müssen.

  • ICE-Züge in/aus Richtung Aachen/Brüssel: Die Züge werden innerhalb Kölns umgeleitet und halten nicht am Kölner Hauptbahnhof. Ersatzweise halten die Züge in Köln-Ehrenfeld.

  • ICE-Züge in/aus Richtung Amsterdam: Die Züge halten nicht am Kölner Hauptbahnhof. Ersatzweise halten sie in Köln Messe/Deutz.

  • ICE-Züge in/aus Richtung Berlin: Es bestehen noch zweistündliche Direktverbindungen von/nach Köln Messe/Deutz. Alle weiteren Züge entfallen. Zusätzlich bestehen jedoch stündliche Umsteigeverbindungen via Düsseldorf. Am 15. November verbleiben aufgrund eines ausgedehnten Sperrzustands lediglich die Umsteigeverbindungen via Düsseldorf.

  • ICE-Züge in/aus Richtung Frankfurt via Schnellfahrstrecke: Diese Züge verkehren ebenfalls via Köln Messe/Deutz. Die normalerweise nur zwischen Köln und Frankfurt verkehrenden Züge entfallen.

  • ICE/IC-Züge in/aus Richtung Bonn/Koblenz/Mainz: Diese Fernverkehrsverbindungen verkehren nur noch im reduzierten Umfang und halten dabei größtenteils nicht mehr im Knoten Köln. Einzelzüge halten ersatzweise in Köln Süd.

  • ICE/IC-Züge in/aus Richtung Bremen/Hamburg/Norddeich: Es bestehen weiterhin Direktverbindungen in/aus Richtung Bremen und Hamburg ab/bis Köln Messe/Deutz. Die Direktverbindungen in/aus Richtung Norddeich verkehren nur ab/bis Düsseldorf oder entfallen.

  • IC-Züge in/aus Richtung Gera/Dresden: Die Züge verkehren nur von/bis Dortmund.

Und im Regionalverkehr?

Die Bahn hat »große Einschränkungen auf allen in Köln Hbf verkehrenden Linien mit Ausnahme der S-Bahn-Linien und der RB 25« angekündigt.

Einige Linien wie der RE 1 (Aachen–Hamm) oder der RE 5 (Wesel–Koblenz) umfahren die Stadt weiträumig und halten dadurch zum Beispiel nicht in Leverkusen oder Düsseldorf-Benrath. Insgesamt kommt es auf etwa einem Dutzend Regionalverkehrslinien zu Umleitungen.

Eine Vorankündigung mit den betroffenen Linien ist hier einsehbar  und auf dieser Karte .

Dort, wo man mit seinem Zug nicht wie gewohnt hinkommt, sollen Reisende auf die S-Bahn oder auf Busse und U-Bahnen umsteigen. In einzelnen Nächten fahren auch Ersatzbusse.

Läuft ab dem 24. November dann alles wieder normal?

Der Plan ist, dass die Züge pünktlich zum Berufsverkehr am Montag, 24. November, ab fünf Uhr wieder nach Plan rollen. Wann die Umstellung auf das neue Stellwerk erfolgt, mit der damit verbundenen zweiten Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs, ist derzeit noch unklar.

Auch wie lang diese zusätzliche Sperrung dauern wird, ist noch unklar. Hinzu kommt, dass im Februar die Generalsanierung der Strecke Köln-Wuppertal-Hagen beginnt. Die fünfmonatige Sperrung der Strecke hat weitreichende Auswirkungen auf den Fern- und Regionalverkehr in Köln.

Was unterscheidet das bisherige Stellwerk von dem neuen?

In einem Stellwerk sorgen die sogenannten Fahrdienstleiter dafür, dass Züge von A nach B kommen – etwa, indem sie Weichen richtig stellen und die Signale auf Grün schalten, wenn ein Gleisabschnitt frei ist. Jedes Stellwerk ist für eine bestimmte Region zuständig. Das Kölner Stellwerk, das nun erneuert wird, ist für alle Zugstrecken von Köln nach Düsseldorf, Aachen und Bonn zuständig.

Bisher saßen die Fahrdienstleiter vor Hebeln und Knöpfen und mussten damit Weichen und Signale stellen. Künftig sitzen sie vor einer Wand aus Bildschirmen und können die Verkehrsleitung mithilfe ihrer Computermaus vornehmen. Das geht laut Bahn schneller und braucht weniger Personal. Das ist ein wichtiger Aspekt: Zuletzt blieben wegen des Personalmangels bei Fahrdienstleitern immer wieder einzelne Stellwerke unbesetzt, sodass kein Zug mehr in dem Bereich fahren konnte.

Welche Vorteile gibt es künftig für die Reisenden?

Laut Deutscher Bahn kann aus dem neuen elektronischen Stellwerk bei Störungen viel flexibler reagiert werden. Wenn es irgendwo ein Problem gibt, soll das nicht gleich eine ganze Region lahmlegen. Das sorge für mehr Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, so das Versprechen.

Insgesamt hat das Unternehmen allein rund um den Knoten Köln in den vergangenen Jahren drei neue elektronische Stellwerke gebaut und dafür 360 Millionen Euro investiert.

Drehscheibe: Hunderttausende Reisende pro Tag im Kölner Hauptbahnhof

Foto: Rene Traut / IMAGO

Statt am Hauptbahnhof: Viele ICE halten in Köln-Ehrenfeld oder Messe/Deutz

Foto: Hans-Jürgen Serwe / IMAGO

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