Gruselige, verrückte und offensichtlich gefälschte Inhalte werden im Englischen als »slop« bezeichnet. Die Verbreitung dieses Begriffs im Internet, auf die wachsende Verfügbarkeit generativer künstlicher Intelligenz zurückzuführen, brachte ihm den Titel »Wort des Jahres 2025« von Merriam-Webster ein.
»Es ist ein sehr anschauliches Wort«, sagte Greg Barlow, der Präsident des US-Wörterbuchverlags der Nachrichtenagentur Associated Press. Es sei Teil einer transformativen Technologie, der KI, »und es ist etwas, das die Menschen faszinierend, nervig und ein bisschen lächerlich finden«.
»Slop« wurde erstmals im 18. Jahrhundert verwendet, um weichen Schlamm zu bezeichnen, entwickelte sich aber allgemein zu einer Bezeichnung für etwas von geringem Wert. Die Wörterbuchdefinition wurde inzwischen erweitert und umfasst nun »digitale Inhalte von geringer Qualität, die in der Regel mithilfe künstlicher Intelligenz in großer Menge produziert werden«.
Mit anderen Worten: »Absurde Videos, seltsame Werbebilder, kitschige Propaganda, gefälschte Nachrichten, die echt aussehen, minderwertige, von KI geschriebene digitale Bücher«, so Barlow. Mit KI-Videogeneratoren wie Sora lassen sich schnell realistische Clips erstellen, die lediglich auf Textvorgaben basieren. Aber eine Flut dieser Bilder in den sozialen Medien, darunter Clips, die Prominente und verstorbene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zeigen, hat Sorgen über Fehlinformationen, Deepfakes und den Missbrauch von Urheberrechten aufkommen lassen.
Solche Inhalte gibt es schon seit Jahren im Internet, aber die Tools sind jetzt leichter zugänglich – und werden unter anderem vom Chef des Pentagon für politische Zwecke genutzt. Vergangenen Monat postete Verteidigungsminister Pete Hegseth ein manipuliertes Bild einer beliebten Zeichentrick-Schildkröte, die als granatenbewaffneter Kämpfer dargestellt wurde, um die Militäraktionen der USA in Venezuela zu verteidigen. Die kanadische Zeichentrickserie »Franklin« vermittelt Vorschulkindern Freundlichkeit, Empathie und Inklusivität – doch in Hegseths Händen wurde die sechsjährige Hauptfigur zu einem Instrument zur Förderung von Gewalt.
Das Wort »slop« ruft in Englisch-Muttersprachlern unangenehme Bilder von schlammbedeckten Schweinen hervor, die sich um einen schmutzigen Trog drängen, oder von einem Eimer mit dampfendem, übel riechendem Eintopf.
Der KI-Slop ruft bei manchen Angst hervor. Für Barlow hingegen weckt es Hoffnung. Der Wörterforscher glaubt, dass der Anstieg der Suchanfragen für dieses Wort darauf hindeute, dass die Menschen sich zunehmend der gefälschten oder minderwertigen Inhalte bewusst werden und sich das Gegenteil wünschen. »Sie wollen Dinge, die echt sind, sie wollen Dinge, die authentisch sind«, sagte er. »Das ist fast schon ein provokantes Wort, wenn es um KI geht. Wenn es darum geht, menschliche Kreativität zu ersetzen, wirkt KI manchmal gar nicht so intelligent.«
Seit 2003 wählt der Wörterbuchverlag jedes Jahr ein Wort aus, um den aktuellen Zeitgeist einzufangen und zu verdeutlichen. Vergangenes Jahr, kurz nach den US-Präsidentschaftswahlen und inmitten der sich wandelnden nationalen Stimmung, wählte Merriam-Webster das Wort »polarization« (Polarisierung).
Weitere Topwörter von Merriam-Webster für 2025 sind »6-7 « (das Wort des Jahres bei der Konkurrenz von dictionary.com), »performative «, »gerrymander «, »touch grass «, »conclave «, »tariffs « und »Lake Chargoggagoggmanchauggagoggchaubunagungamaugg« (der Name eines Sees in Massachusetts, der im Roblox-Spiel Spelling Bee eine Rolle spielt)
Der britische Oxford-Wörterbuchverlag hatte »rage bait« zum Wort des Jahres gekürt. In Deutschland wählte die Gesellschaft für deutsche Sprache den Begriff »KI-Ära«.
KI-Slop aus dem Pentagon: Granatenbewaffnete Zeichentrick-Schildkröte
Foto: [KI] Pete Hegseth / X