Klara-Fall: Ein volles Stadion wird gern mal als »beeindruckende Kulisse« bezeichnet. Und beeindruckt schienen die Fußballerinnen des FC Bayern München tatsächlich. 57.762 Fans hatten den Weg in die Allianz Arena gefunden, am ersten Bundesliga-Spieltag stellten die Münchnerinnen in Sachen Zuschauerzuspruch einen neuen Rekord auf. Doch die Offensive schien zu verkrampfen. Also musste Neu-Trainer José Barcala zur Pause reagieren – und brachte eine, die eigentlich ohnehin keine Bankspielerin ist: Klara Bühl kam nach 45 Minuten in die Partie, machte sofort Dampf und entschied den Saisonauftakt binnen zwei Minuten per Vorlage (67. Minute) und Tor (68.). Die Bayern mochten zum Start noch ihre Problemchen haben. Das größte aber bleibt es, alle Stars in derselben Startelf unterzubringen.
Das Ergebnis: 2:0 (0:0) gegen Topgegner Leverkusen, damit wird man im Freistaat zufrieden sein. Die Tabellenführung fällt allerdings für den Moment an die Frankfurter Eintracht: Die SGE deklassierte die SGS Essen wenig überraschend mit 5:0 Toren.
Zwischen spannender Bundesliga... 45 Minuten lang verkauften sich die Leverkusenerinnen teuer. Die erste Schrecksekunde verursachte zwar noch Lea Schüller, als die Münchnerin nach Steckpass von Momoko Tanikawa nur das Außennetz traf (2.). Im Anschluss aber gestaltete das Gästeteam die Partie offen. Nationalspielerin Carlotta Wamser, von Frankfurt an den Rhein gewechselt, trieb immer wieder an. Das defensive Mittelfeld um Katharina Piljić ließ den Bayern keinen Raum zur Entfaltung. Und beim Einsatz von Magdalena Eriksson gegen Lilla Turányi hätte Schiedsrichterin Franziska Wildfeuer auch auf Strafstoß entscheiden können (30.). »Man kann nicht jeden Gegner immer zweistellig weghauen«, ordnete Münchens Carolin Simon nach Abpfiff in der ARD ein. »Leverkusen ist eine brutal gute Mannschaft.«
...und Champions-League-Hoffnungen: Eigentlich aber trotzdem ein Pflichtsieg. Denn die Bayern wollen nicht nur die Bundesliga dominieren, sondern sich auch in Europa den Status einer Großmacht erarbeiten. »Ein großes Ziel ist es, in der Champions League den nächsten Schritt zu machen und sich nicht immer frühzeitig zu verabschieden«, sagte Bayerns DFB-Kapitänin Giulia Gwinn. Die Rechtsverteidigerin hatte sich im Sommer beim EM-Auftaktspiel eine Innenbandverletzung zugezogen, wartet noch auf ihr Comeback und trainiert derzeit nur eingeschränkt mit: »In den kommenden Wochen werde ich hoffentlich richtig dazustoßen.«
Zu früh gefreut: In der Gegenwart hieß die Aufgabe aber erst einmal Leverkusen. Und die Gäste jubelten schon: Ruby Grant hatte den Ball im dritten Versuch über die Linie geschossen, zuvor war sie ebenso wie Vanessa Fudalla an Bayerns neuer Nummer eins Ena Mahmutovic gescheitert, die sich im internen Duell gegen Maria Luisa Grohs durchgesetzt hatte. Trainer Roberto Pätzold und die Bayer-Bank versetzte das noch in Ekstase, da war der Treffer schon längst zurückgenommen: Grant hatte den Ball mit der Hand gespielt.
Der Wind dreht sich: Spätestens nun waren die Bayern gewarnt. Jovana Damnjanović köpfte noch an die Torlatte (66.), doch die Richtung des Spiels war nun klar. Für die erste Erlösung sorgte Vanessa Gilles per Kopf nach einer Bühl-Ecke (76.), in der nächsten Aktion chippte Damnjanović den Ball an den langen Pfosten, wo erneut Matchwinnerin Bühl zur Stelle war (77.). Zwei Minuten, und das Spiel war entschieden.
Willkommen dahoam: So geriet die Schlussphase zum Schaulaufen, ganz so, wie man es in München gern mag. Wie schon im Supercup gegen Wolfsburg wurde der rekonvaleszente Mittelfeld-Star Lena Oberdorf eingewechselt. Oberdorf blieb fehlerfrei, nach einem Jahr Zwangspause aufgrund eines Kreuzbandrisses ist die Ex-Wolfsburgerin quasi ein Neuzugang im Bayern-Kader, tastet sich langsam heran. Ist Oberdorf bei voller Fitness, wird es in der Startelf der Meisterinnen noch enger.
Doch kein Tor: Roberto Pätzolds Leverkusenerinnen belohnten sich nicht
Foto: Sven Hoppe / dpa