Einem Bericht der Organisation Coalition for the Protection of Racehorses (CPR) zufolge sind in Australien innerhalb der vergangenen zwölf Monate mindestens 175 Galopper in Zusammenhang mit ihrem Einsatz als Rennpferd zu Tode gekommen. Die nach eigenen Angaben 2008 in Australien gegründete Organisation will sich für einen verantwortungsbewussteren Umgang mit den Tieren einsetzen.
Die Daten basieren CPR zufolge auf Todesfällen im Zeitraum zwischen dem 1. August 2024 und dem 31. Juli 2025 in Australien, die in offiziellen Berichten von Rennleitern, Medien und anhand von Informationen von Whistleblowern erfasst wurden. Zudem wurden auch offizielle Zahlen einiger Verbände der australischen Bundesstaaten ausgewertet, wie aus dem Bericht hervorgeht.
Die Geschäftsführerin von CPR, Helle Erhardsen, sagte gegenüber dem britischen »Guardian«, dass alle in dem Bericht aufgeführten Todesfälle anhand öffentlicher Aufzeichnungen, bei den Rennbehörden oder direkt beim Trainer oder Besitzer des betroffenen Pferdes überprüft worden seien.
Der Bericht umfasst sowohl Flach- als auch Hindernisrennen sowie Verletzungen, die während des Trainings auftraten. Weiterhin werteten die Tierschützer die Todesfälle unter anderem nach Bundesstaaten, Alter des Pferdes und soweit möglich nach Todesursache aus.
Ob und wie die Todeszahlen von Rennpferden erfasst und öffentlich dokumentiert werden, hängt von den jeweiligen nationalen Verbänden ab.
Häufig werden die Todesfälle in Relation zu Rennstarts angegeben. Zahlen zu Todesfällen während des Trainings sind darin nicht enthalten.
Tierschutzorganisationen versuchen, die Zahlen ergänzend zu dokumentieren. Sie argumentieren, dass Rennpferde systematisch überfordert würden, etwa indem sie zu jung auf die Rennbahn geschickt oder durch Peitschenhiebe überlastet würden. Eine häufige Todesursache von Rennpferden sind etwa Beinbrüche (lesen Sie hier mehr dazu).
175 tote Pferde sei der Höchstwert der vergangenen Auszählungen, gab die CPR an, die zum zwölften Mal in Folge Daten für Australien gesammelt hat. Die Organisation befürchtet jedoch, dass die Dunkelziffer höher sein könnte.
Eine SPIEGEL-Anfrage an den australischen Verband Racing Australia, ob dieser diese Zahlen kommentieren möchte und eigene Erhebungen zu Todesfällen von Rennpferden in Australien im Renn- oder Trainingseinsatz hat, ließ der Verband zunächst unbeantwortet.
Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen beim Melbourne Cup
Der Bericht von CPR wurde wenige Tage vor dem Melbourne Cup veröffentlicht, dem wichtigsten Pferderennen in Australien und einem der weltweit höchstdotierten.
Der Veranstalter Racing Victoria gab dem »Guardian« zufolge an, dass es seit Einführung veterinärmedizinischer Sicherheitsprotokolle im Jahr 2021 zu keinen tödlichen Verletzungen beim Spring Racing Carnival gegeben habe, in dessen Rahmen auch der Melbourne Cup stattfindet.
Diese umfassten demnach unter anderem bestimmte CT- oder MRT-Untersuchungen der Pferde, bevor diese nach Australien einfliegen, sowie tierärztliche Checks vor den Rennen. Zwischen 2013 und 2020 seien demnach sieben Pferde beim Melbourne Cup ums Leben gekommen, fünf davon aufgrund einer tödlichen Beinverletzung. Alle fünf waren internationale Teilnehmer, hieß es weiter.