Der Löwe vom Markusplatz in Venedig stammt eigentlich aus China

Anmutig thront er über dem Markusplatz, die Flügel ausgebreitet, den Blick nach vorn gerichtet: Der berühmte Löwe von Venedig hat schon Millionen von Touristen kommen und gehen sehen. Schon seit Jahrhunderten ist er ein Wahrzeichen von Venedig. Dabei kommt der Löwe offenbar gar nicht aus der Gegend, sondern zumindest in Teilen aus China. Zu dem Schluss kommen italienische Forscher in einer neuen Studie, die im Fachmagazin »Antiquity«  veröffentlicht wurde.

»Venedig ist eine Stadt voller Geheimnisse, aber eines davon ist gelöst: Der ›Löwe‹ von St. Markus ist chinesisch und wanderte über die Seidenstraße«, sagte Massimo Vidale, Co-Autor der Studie.

Material aus dem Jangtse

Die Wissenschaftler analysierten nach eigenen Angaben das Material, aus dem der Löwe besteht. Demnach fanden sie mithilfe einer Bleiisotopenanalyse heraus, dass das Kupfererz, aus dem der Löwe gegossen wurde, aus dem Bereich des Flusses Jangtse in China stammt. »Bleiisotope bieten eine zuverlässige Möglichkeit, Metalle mit ihren ursprünglichen Erzvorkommen in Verbindung zu bringen«, schreiben die Wissenschaftler.

Die Forscher untersuchten nach eigenen Angaben auch das Erscheinungsbild des Löwen. Sie kommen zu dem Schluss, dass das ursprüngliche Aussehen der Statue radikal verändert wurde. Den Erkenntnissen nach hatte die Statue früher Hörner und war in der Tang-Dynastie in China eine Grabwächterstatue. In Europa seien dem Grabwächter dann die Hörner abgenommen worden, damit er eher wie ein Löwe aussieht – das Wappentier Venedigs.

Reise nach Venedig

Wie aber kam die Statue aus Asien nach Venedig? »Wir wissen nicht, wann die Skulptur nach Venedig kam, wo sie überarbeitet wurde, wer sie angefertigt hat oder wann sie auf der Säule aufgestellt wurde, wo sie noch heute zu sehen ist«, sagte Wissenschaftler Vidale. Sein Team entwickelte zwei Theorien:

  • Die Statue könnte auf bislang unbekannte mittelalterliche Handelsbeziehungen zwischen China und Europa hindeuten.

  • Oder Niccolò und Maffeo Polo – Vater und Onkel von Marco Polo – könnten die Statue während ihres Besuchs im heutigen Peking entdeckt und über die Seidenstraße nach Venedig geschickt haben.

Die Forschungsergebnisse könnten demnach zeigen, dass die Kontakte des mittelalterlichen Venedigs in die Welt viel weiter reichten als bislang angenommen.

Venedig verfällt. Doch statt die Einnahmen aus gigantischen Millionärshochzeiten in die Zukunft der Stadt zu investieren, bemühen sich die Verantwortlichen, ihren drohenden Untergang zu verschleiern. Mehr dazu lesen Sie hier. 

Der Löwe vom Markusplatz

Foto: Crisfotolux / iStockphoto / Getty Images

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