In Jülich arbeitet jetzt Europas schnellster Supercomputer

Er ist 500 Millionen Euro teuer, wird mit Ökostrom betrieben und ist extrem schnell: Im Forschungszentrum Jülich bei Aachen ist der Supercomputer »Jupiter« offiziell in Betrieb genommen worden.

Bundeskanzler Friedrich Merz und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (beide CDU) reisten zum offiziellen »Jupiter«-Start an. Er eröffne »ganz neue Möglichkeiten – für das Training von KI-Modellen oder für wissenschaftliche Simulationen«, sagte Merz. Der Computer, viertschnellster der Welt, unterstreiche den Anspruch der Bundesrepublik auf eine führende Rolle bei der technologischen Revolution der Gegenwart.

Zurzeit lieferten sich die USA und China ein Wettrennen um künftige Marktanteile, so Merz. Europa und Deutschland hätten aber noch alle Möglichkeiten, dabei aufzuholen.

Ökostrom für »Jupiter«

»Jupiter« wird mit Ökostrom betrieben und ist den Angaben zufolge deshalb der energieeffizienteste Superrechner der Welt. Gerade das mache ihn einzigartig, sagte die Chefin des Forschungszentrums Jülich, Astrid Lambrecht, der Nachrichtenagentur dpa. »In einer Zeit, in der Digitalisierung und KI immer mehr Energie erfordern , zeigen wir mit »Jupiter«, wie der Weg hin zu Ressourcen-schonendem Rechnen aussehen kann.«

»Wir müssen in künstlicher Intelligenz aufholen«, sagte Lambrecht bei der Einweihungsfeier. Das Horrorszenario, dass die KI irgendwann selbst das Kommando über die Menschheit übernehmen könnte, hält sie derzeit nicht für realistisch.

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»Große KI-Modelle versagen bei logischem Denken«, sagte Lambrecht der dpa. »Das ist eine ganz andere Art und Weise, mit Daten umzugehen als unser menschliches Gehirn, in dem es ja unglaublich viele komplexe Verbindungen gibt. Wenn Sie mich persönlich fragen, dann sehe ich es da erst mal mittelfristig nicht, dass diese Maschinen ein Bewusstsein entwickeln werden.«

Mehr als eine Trillion Rechenoperationen pro Sekunde

Das »Jupiter«-Rechenzentrum, das innerhalb von zwei Jahren aufgebaut wurde, besteht aus rund 50 Containermodulen auf mehr als 2300 Quadratmetern Fläche. Auf seine Platten passt der Inhalt von 450 Milliarden Büchern. »Jupiter ist der erste Computer in Europa, der mehr als eine Trillion Rechenoperationen pro Sekunde durchführen wird«, sagte Lambrecht. »Er ist sehr, sehr schnell.«

Die Bezeichnung »Jupiter« ist eine Abkürzung und steht für Joint Undertaking Pioneer for Innovative and Transformative Exascale Research (Gemeinsames Pionierunternehmen für innovative und transformative Exascale-Forschung – Exascale meint Supercomputer). Der Computer hat 500 Millionen Euro gekostet. 250 Millionen davon trägt die Europäische Kommission, je 125 Millionen Euro steuern die Wissenschaftsministerien von Bund und Land bei.

»Jupiter« soll auch die Klima- und Wettersimulation verbessern, um unter anderem die Vorhersage von lokalen Extremereignissen wie Starkregen und heftigen Gewittern zu verbessern. Er soll aber auch Proteine, Zellen und das menschliche Gehirn erforschen – mit dem Ziel, schneller neue Therapien zu entwickeln.

Techkonzerne wollen eine höhere künstliche Intelligenz erschaffen. Sie soll große Menschheitsprobleme lösen und als allwissende Assistentin dienen. Kritiker fürchten, so eine KI wäre unkontrollierbar. Andere wiegeln ab .

Astrid Lambrecht, Chefin des Forschungszentrums Jülich, bei ihrer Rede

Foto: Sascha Schuermann / Getty Images

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