So können Sie die Mondfinsternis am Sonntagabend sehen

Für ein Himmelsspektakel wandern am Sonntagabend wieder alle Augen nach oben: Von ganz Deutschland aus kann man eine totale Mondfinsternis beobachten. Vorausgesetzt ist natürlich freie Sicht. »Die höchsten Chancen hat man im Süden und Nordosten Deutschlands«, sagte der Meteorologe Sebastian Schappert vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Die Prognose sei aber noch unsicher. Was passiert bei der Mondfinsternis? Und wie sieht man sie am besten? Der Überblick.

Was passiert bei der Mondfinsternis?

Die voll beleuchtete Mondkugel wandert durch den Schatten der Erde und wird dabei verfinstert. Denn die Erde schiebt sich auf ihrer Bahn um die Sonne zwischen Mond und Sonne. So erläutert es das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). »Mond, Erde und Sonne befinden sich nahezu auf einer Linie, und der Kernschatten der Erde wandert über den Mond.«

Es sei im Grunde das gleiche Prinzip wie bei einer Sonnenfinsternis, bei der sich der Mond zwischen Sonne und Erde schiebt. Weil der Durchmesser der Erde aber etwa viermal größer sei als der des Mondes, gelte das auch für den Schatten. Die Finsternis auf der Mondoberfläche dauere deswegen länger.

Wann startet die Finsternis, wann endet sie?

Die Mondfinsternis am Sonntag beginnt mit Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde gegen 17.27 Uhr. Eine Stunde später gerät er in den Kernschatten. Gegen 19.30 Uhr beginnt die Totalität. Sie dauert bis etwa 20.53 Uhr. Dann schiebt sich der Vollmond aus dem Kernschatten heraus, bevor er ihn gegen 21.57 Uhr ganz verlässt.

Ist die Mondfinsternis bei freier Sicht gut zu beobachten?

»Leider hat die Mondfinsternis dieses Mal einen riesengroßen Haken«, sagt Carolin Liefke, stellvertretende Leiterin des Hauses der Astronomie in Heidelberg. »Egal wo: Der Mond geht schon komplett verfinstert auf.« Weil er auch kein außergewöhnlich großer »Supermond« ist, könnte er zunächst schlecht zu erkennen sein. Erst wenn er höher am Himmel stehe, über den Dunstschichten, könne sich das ändern. »Es ist sogar möglich, dass man ihn erst sehen kann, wenn er schon aus der totalen Finsternis raus ist«, sagt Liefke.

In Berlin erfolgt der Mondaufgang um 19.37 Uhr, in München um 19.40 Uhr, in Hamburg um 19.52 Uhr und in Köln um 20.01 Uhr. »Je weiter im Osten man ist, desto besser«, sagt Liefke mit Blick auf den Aufgang. Manche Sternwarten wie in Berlin und Stuttgart oder das Bodensee-Planetarium in Kreuzlingen bei Konstanz öffnen extra wegen des Naturschauspiels.

Kann man die Mondfinsternis fotografieren?

Ja, dafür taugt schon ein einfaches Smartphone. »Das kann man mit dem Handy aus der Hand fotografieren«, sagt Astronomieexpertin Liefke. »Auf solchen Übersichtsfotos mit dem Handy wirkt der Mond oft erstaunlich klein«. Das liege an der »Mondtäuschung« – einer optischen Täuschung. In der Nähe des Horizonts, von Vergleichsgrößen wie Landschaft und Gebäuden, erscheine der Mond durch das menschliche Auge größer als weiter oben am Himmel. »Der Effekt verschwindet auf Fotos«, erklärt Liefke.

Je besser die technische Ausrüstung sei, desto detailreicher würden die Fotos – beispielsweise mit einer Spiegelreflexkamera samt Teleobjektiv oder sogar durch ein Teleskop – fotografiert. Dann könne man auch die typische Mondlandschaft mit den sogenannten Mondmeeren erkennen, sagte sie. Ein Stativ könne helfen, sei aber kein Muss.

Warum sieht man den Mond trotz Finsternis?

Trotz der Finsternis kann man den Mond erkennen. Ursache ist die Atmosphäre der Erde, wie die Volkssternwarte Darmstadt auf ihrer Internetseite erklärt. Das Sonnenlicht werde durch die Luftschichten der Erdatmosphäre nach innen abgelenkt. Vor allem der kurzwellige blaue Anteil des Sonnenlichts werde durch Streuung in der Atmosphäre geschwächt. »Somit bekommt der Mond vor allem den rötlichen Anteil des Sonnenlichts ab.«

Welche Farbe hat der Mond dann?

Der Mond ist in der Finsternis rötlich-bräunlich zu sehen. Expertin Carolin Liefke erwartet einen relativ tiefroten Mond. »Das wird stark davon abhängen, wie die Verhältnisse vor Ort sind.« Smog in Großstädten oder aufgewirbelter Staub aus der Landwirtschaft könnten hier eine Rolle spielen. Vor allem aber sei der Mond nicht knallrot, erklärt Liefke. Daher findet sie die Bezeichnung »Kupfermond« treffender als das geläufige »Blutmond«.

Was passiert während der Finsternis auf dem Mond?

Wären Menschen während der Mondfinsternis auf dem Mond, würden sie wegen der Lichtbrechung keine vollständige Dunkelheit erleben. Das rötliche Licht spielte weniger eine Rolle. Die Astronautinnen und Astronauten würden das Spektakel laut dem DLR anders erleben: »Für sie wäre es eine von der Erde verursachte Sonnenfinsternis – denn die Sonne verschwindet ja dann hinter der dunklen Erdscheibe«, schreiben die Fachleute auf der Homepage. »Beobachten wir also von der Erde aus eine Mondfinsternis, dann sehen Menschen vom Mond aus gleichzeitig eine Sonnenfinsternis.«

Wann ist die nächste totale Mondfinsternis?

Wer die Mondfinsternis am Sonntag verpasst, muss entweder weit reisen oder ein paar Jahre warten. Am 3. März 2026 kann man eine totale Mondfinsternis von Amerika und Asien aus sehen. In Deutschland gibt es die Chance erst wieder am 31. Dezember 2028.

Immerhin: Kommendes Jahr am 28. August kann man von Deutschland aus zumindest eine partielle Mondfinsternis beobachten. Allerdings müsse man dafür in den sehr frühen Morgenstunden – gegen 4.30 Uhr – aufstehen, so Expertin Liefke.

Ist eine Mondfinsternis für die Forschung von Bedeutung?

Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist ein solches Naturschauspiel heutzutage nicht mehr sonderlich spannend. »Die Forschung weiß, was da passiert«, sagt Liefke. Aber es sei ein schönes Ereignis, das jeder auch ohne Teleskop sehen könne – und das das Interesse an Astronomie wecken könne.

Berliner Forscher wollen eine Technik entwickeln, die den Bau von Straßen und Gebäuden auf dem Mond möglich macht, ohne dass man schweres Baumaterial hintransportieren muss. Einen Test machen sie in der Schwerelosigkeit an Bord einer alten Regierungsmaschine. Mehr dazu lesen Sie hier. 

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