Versunkener Hafen aus Kleopatras Zeit gefunden

Ein Team um die Archäologin Kathleen Martínez und den Meeresforscher Bob Ballard hat laut einem Bericht von »National Geographic«  Hafenanlagen der antiken Tempelstadt Taposiris Magna vor Ägypten gefunden. Aufnahmen zeigten mehrere Strukturen am Grund des Mittelmeers, die eindeutig menschengemacht seien, darunter eine planierte Fläche, Säulen und mehrere Sockel, die etwa für Statuen gedient haben könnten. Auch mehrere Anker und Amphoren, die gängigen Transportgefäße der Antike, fanden sich rund 15 Meter unter der Meeresoberfläche – etwa vier Kilometer vor der heutigen Küstenlinie, westlich von Alexandria. Das Hafenbecken sei durch ein Korallenriff natürlich geschützt gewesen.

Zuerst berichtete  das ägyptische Ministerium für Tourismus und Antiquitäten am vergangenen Donnerstag über den Fund. Dieser belege »die maritime Bedeutung des alten Ägyptens«, hob Minister Sherif Fathi hervor. Über diesen Hafen sei bisher aus antiken Schriften nichts bekannt gewesen, heißt es beim staatlichen Rat für Altertümer.

Martínez sieht darin einen Beleg, dass Pharaonin Kleopatra VII. dort einen geeigneten Ort gefunden habe, um sich dort gemeinsam mit ihrem römischen Geliebten Marcus Antonius nach ihrer Niederlage gegen den späteren Kaiser Augustus begraben zu lassen. Seit rund 20 Jahren sucht die studierte Juristin aus der Dominikanischen Republik an der bis dahin wenig beachteten und teilweise versunkenen Tempelanlage Taposiris Magna nach Kleopatras Grab.

»Außenseiterin der Archäologie«

Im vergangenen Jahr fand ihr Team an der Außenmauer des Tempels etliche Objekte, darunter mehr als 300 Münzen mit Kleopatras Konterfei. Die Mauer wurde auf das 1. Jahrhundert vor Christus datiert, also zu Lebzeiten der berühmten Pharaonin. Anscheinend wurde sie auf den Ruinen eines älteren Tempels errichtet. Zuvor entdeckte Martínez unter anderem die Totenmaske einer Frau und einen kilometerlangen Tunnel, der aus dem Tempel in Richtung Meer führte – direkt auf den nun gefundenen Hafen zu, wie der als Entdecker des »Titanic«-Wracks bekannte Meeresforscher Bob Ballard erklärte.

Sowohl Ballard als auch Martínez sind von »National Geographic« mit dem Titel »Explorer« beauftragt. Das US-Magazin bewirbt mit den Expeditionsmeldungen eine Streamingserie. Viele anerkannte Archäologen sehen den Medienrummel um Martínez kritisch  und bezweifeln die wissenschaftliche Qualität ihrer Theorien, auch wenn sie die archäologischen Funde anerkennen. »National Geographic« selbst beschreibt die Entdeckerin als »Außenseiterin der Archäologie«.

Martínez nennt als ein Motiv ihrer Suche, Kleopatra als historische starke Frau und nicht bloß mythische Figur zu zeigen. Taposiris Magna als Grabstätte wäre aus ihrer Sicht ein Beleg, dass die Pharaonin sich selbstbewusst für ein Nachleben versteckt vor den Römern entschied. Versteckt blieb das Grab bis heute in jedem Fall – auch wenn es stattdessen im Palastviertel von Alexandria liegt, wie der gängige Forschungsstand aufgrund antiker Schriften besagt. Dieses ist heute ebenfalls auf dem Meeresgrund zu finden.

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