Es sieht nicht gut aus für Europas Umwelt

Es steht nicht gut um die Umwelt in Europa. Zu dieser Einschätzung kommt die Europäische Umweltagentur (EEA) in einem neuen Bericht. Die europäische Natur müsse unter anderem mit zunehmend schlechteren Umweltbedingungen, Überbeanspruchung und Artensterben fertig werden, warnt die in Kopenhagen ansässige EU-Behörde. Eine weitere große Herausforderung seien die Folgen des zunehmenden Klimawandels.

Dem Bericht zufolge sind die Aussichten für die Umwelt in vielerlei Hinsicht besorgniserregend. Dies bringe große Gefahren für den wirtschaftlichen Wohlstand, die Sicherheit und den Lebensstandard in Europa mit sich. Die Umsetzung von bereits vereinbarten Richtlinien und Maßnahmen müsse daher dringend beschleunigt werden.

Jüngste Extremwetterereignisse hätten gezeigt, wie anfällig Wohlstand und Sicherheit seien, wenn die Natur zerstört werde und sich die Klimawandelfolgen verstärkten, erklärte die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Teresa Ribera. Der Schutz der Natur sei daher kein Kostenpunkt, sondern eine Investition in Wettbewerbsfähigkeit, Widerstandsfähigkeit und Wohlbefinden der Bürger.

EU ist Vorreiter beim Umweltschutz

Der Bericht ist die europaweit umfassendste Analyse zur aktuellen Lage von Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit in der Region. Er fußt auf Daten aus 38 Staaten aus der EU und darüber hinaus und wird von der EEA nur alle fünf Jahre veröffentlicht. Auch umfassende Daten aus Deutschland sind in den Bericht eingeflossen.

Die Autoren betonen, dass die Europäische Union ein globaler Vorreiter in Sachen Klimaschutz ist. Die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen seien in der EU vor allem dank der Verringerung des Gebrauchs von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas seit 1990 um 37 Prozent zurückgegangen, während sich der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung seit 2005 verdoppelt habe.

Es gibt auch Grund zur Hoffnung

Gut voran sei es außerdem bei der Verbesserung der Luftqualität, beim Recyceln von Müll und der Ressourceneffizienz gegangen. Weitere Fortschritte auf dem Weg zur Nachhaltigkeit, darunter etwa Innovationen und Jobs in grünen Branchen, geben demnach ebenfalls Grund zur Hoffnung.

Zugleich ringt Europa aber mit einer ganzen Reihe an komplexen Umweltproblemen, wie der Bericht auflistet: Die Artenvielfalt ist sowohl an Land als auch im Wasser auf dem Rückzug, weil ihr nicht nachhaltige Produktions- und Konsummuster hauptsächlich im Ernährungssystem zu schaffen machen. Gleichzeitig stehen die Wasserressourcen kräftig unter Druck – vor allem, aber nicht nur, in Südeuropa. Auch die Mobilität wird im Bericht als Sorgenkind betrachtet. Der Verkehrssektor sei noch immer stark von fossilen Brennstoffen abhängig, moniert die EEA.

Europa ist zudem der Kontinent, der sich im Zuge der Klimakrise am schnellsten aufheizt, dem Bericht zufolge zweimal so schnell wie der globale Durchschnitt. »Das Klima verändert sich in einem alarmierenden Tempo, was Sicherheit, die öffentliche Gesundheit, Ökosysteme, Infrastruktur und die Wirtschaft bedroht«, wird in dem Bericht gewarnt.

Angesichts dieser Herausforderungen müsse ein Umdenken beim Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Umwelt stattfinden. Nur durch die Wiederherstellung der natürlichen Umwelt werde es Europa möglich sein, eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufrechtzuerhalten und mit ihr eine hohe Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger.

»Europa erlebt ein stilles Massensterben und damit eine der größten Bedrohungen für unsere Wirtschaft, unsere Heimat und unsere Sicherheit«, erklärte die umweltpolitische Sprecherin der Europafraktion der Grünen, Jutta Paulus. Allein in Deutschland sei bereits jede vierte Tier- und Pflanzenart vom Aussterben bedroht.

Intakte Ökosysteme bezeichnete sie als »unsere Überlebensversicherung«. Sie lieferten saubere Luft, trinkbares Wasser und fruchtbare Böden. »Wer Arten schützt, sichert mit der Vielfalt der Natur auch unser Überleben«, betonte die Europaabgeordnete.

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