Welche Auswirkungen hat der Iran-Israel-Konflikt für Urlauber?

Seit den frühen Morgenstunden des Freitags greift die israelische Armee Ziele in Iran an (lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen der Operation »Rising Lion« ). Präsident Benjamin Netanyahu bezeichnete die ersten Angriffe als »Eröffnungsschlag« und sagte: »Diese Operation wird so viele Tage andauern, wie es braucht, um diese Bedrohung zu beseitigen.«

In Israel geht man Medienberichten zufolge davon aus, dass mögliche Kämpfe mit Iran sich über mindestens zwei Wochen ziehen könnten. Es wird allgemein mit Vergeltungsschlägen Irans gerechnet, die israelische Flugverteidigung ist in höchster Alarmbereitschaft. Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte, die Bundesregierung rufe beide Seiten auf, »von Schritten abzusehen, die zu einer weiteren Eskalation führen und die gesamte Region destabilisieren können«.

Der Angriff wirkt sich bereits auf den Flugverkehr in die und über der Region aus. Neben Israel und Iran haben auch der Irak und Jordanien angekündigt, ihren Luftraum vorübergehend zu schließen. Airlines streichen Flüge und umfliegen die betreffenden Staaten. Am Morgen befanden sich mehrere Flugzeuge über Iran. Bei Reiseveranstaltern wird noch abgewogen, ob und welche Folgen der Militärschlag haben könnte.

Über die akute Situation in der Region hinaus stellen sich auch Urlauber und Urlauberinnen die Frage, ob ihr Sommerurlaubsziel etwa in der Türkei oder Zypern sicher sein wird. Ob es Beeinträchtigungen ihrer Reisepläne gibt. Und: Können sie aus Angst vor einer Eskalation des Konfliktes ihre Reise etwa nach Ägypten stornieren? Hier sind die Antworten:

Wie reagieren die Fluggesellschaften auf Israels Militärschläge?

  • Die Lufthansa und ihre Tochter-Airlines setzen ihre Flüge nach Teheran und Tel Aviv zunächst bis zum 31. Juli aus. Zusätzlich setzte der Konzern für mindestens eine Woche die Flüge nach Amman in Jordanien, Erbil im Nordirak und Beirut im Libanon aus. »Ebenso verzichtet die Lufthansa Group bis auf Weiteres auf die Nutzung des Luftraums der betreffenden Staaten«, teilte der Konzern mit. Die Regelungen gelten für die Airlines Lufthansa, Swiss, Austrian, Eurowings, ITA Airways, Brussels sowie Lufthansa Cargo.

  • »Für den Sommerurlaub in der Türkei sehen wir aktuell keine negativen Auswirkungen«, teilt die deutsch-türkische Fluggesellschaft SunExpress mit. Die Situation habe keinerlei Auswirkungen auf die Flugverbindungen von und nach Europa. »Die klassischen Ferienziele an der Türkischen Riviera – wie Antalya, Dalaman, Bodrum und Izmir – liegen rund 2000 Kilometer von der Konfliktzone entfernt und verzeichnen derzeit einen kontinuierlichen Anstieg in der Nachfrage.«

  • Die Flotte des Reiseanbieters TUI ist nicht betroffen. Es gebe keine Auswirkungen, weil TUI fly nicht in die Region fliege, sagte eine Sprecherin. Auch fänden zurzeit generell keine Überflüge statt, teilte TUI mit.

  • Die in Dubai ansässige Fluggesellschaft Emirates Airlines streicht sämtliche Flüge von und in den Irak, Jordanien, Libanon und Iran. Die ebenfalls in Dubai ansässige Fluggesellschaft Flydubai teilte mit, Flüge nach Amman, Beirut, Damaskus sowie nach Iran und nach Israel würden ausgesetzt. Andere würden umgeleitet. Qatar Airways fliegt vorerst nicht mehr in Iran und den Irak.

  • Die syrische Fluggesellschaft Syrian Airlines setzte sämtliche Flüge nach Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate vorübergehend aus.

  • Von deutschen Flughäfen gehen derzeit laut Flughafenverband ADV pro Woche rund 45 Flüge nach Tel Aviv. »Damit sind von entsprechenden Flugstreichungen wöchentlich über 8000 abfliegende Passagiere betroffen.« Die Sperrung der Lufträume in Iran, in Jordanien und dem Irak sorge dafür, dass von Deutschland auch Flüge in Richtung Asien umgeleitet würden.

Wie reagieren die Reiseveranstalter?

  • Der Deutsche Reiseverband (DRV), der die Interessen von Reisebüros und Pauschalanbietern vertritt, teilte mit, es sei noch zu früh, »über mögliche Auswirkungen auf die Reisewirtschaft zu spekulieren«. Die Branche beobachte die Situation intensiv, sagt die Sprecherin Kerstin Heinen, und sei »in engem Austausch mit dem Auswärtigen Amt, um schnellstmöglich auf Veränderungen reagieren zu können«. Reisende, die eine Pauschalreise eines Reiseveranstalters gebucht haben, würden bei etwaigen Auswirkungen auf gebuchte Reisen aktiv informiert.

  • Der größte deutsche Reiseveranstalter TUI sieht keine Auswirkungen des neuerlichen Konfliktes zwischen Israel und Iran auf sein Geschäft. »Wir gehen weiterhin von guten (Last-Minute-)Buchungen in den kommenden Tagen und Wochen aus«, sagt Sprecher Aage Dünhaupt. »Sommergäste reisen vornehmlich ans Mittelmeer. Und in Ländern wie Spanien, Portugal, Italien, Griechenland oder in der Türkei findet Urlaub ganz normal statt.« Auch während vergleichbarer Situationen in den vergangenen Jahren sei das Buchungsverhalten kaum – und bei Zielgebieten, die weiter entfernt sind, gar nicht – betroffen gewesen. Nach Israel, Iran oder in den Irak biete TUI keine Pauschalreisen an.

  • Reiseveranstalter Dertour bietet seit den Anschlägen durch die Hamas im Oktober 2023 keine Israel-Reisen mehr an. Das Jordanien-Programm werde aufgrund der derzeitigen Luftraumsperrung bis auf weiteres eingestellt, so eine Sprecherin gegenüber dem SPIEGEL. Für einstellige Gästezahl, die aktuell vor Ort ist, werden nun Transfer nach Ägypten organisiert, von dort würden die Pauschalreisegäste nach Deutschland ausgeflogen. Für eine Einschätzung, ob oder wie sich die Situation sich auf Urlaubsländer am Mittelmeer auswirken werde, sei es noch zu früh.

Kann man aus Angst vor einer Eskalation kostenfrei von einer Reise zurücktreten?

Wer nach den jüngsten Entwicklungen nicht mehr seinen Sommerurlaub etwa in Ägypten oder der Türkei verbringen möchte, kann eine gebuchte Pauschalreise in der Regel nicht kostenlos stornieren. Dies ist nur möglich, wenn zum Zeitpunkt der Reise im Urlaubszielland außergewöhnliche Umstände auftreten, die einen Aufenthalt erheblich beeinträchtigen. Ein Indiz dafür ist eine geltende Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Bloße Angst um die eigene Sicherheit reicht daher nicht aus.

Mehr rechtliche Informationen stellt der Verbraucherzentrale Bundesverband auf seiner Website  bereit, auch für Individualreisende.

Was meldet das Auswärtige Amt?

Das Auswärtige Amt hat die Reise- und Sicherheitshinweise für die Region der Angriffe aktualisiert.

  • Für Israel gilt seit den israelischen Angriffen auf Iran und Gegenangriffen eine Reisewarnung  für das ganze Land. Das Auswärtige Amt änderte seine Reisehinweise im Internet entsprechend und verwies darauf, dass in Israel »jederzeit mit weiteren Angriffen durch Drohnen und mit Raketenbeschuss gerechnet werden« müsse.

  • Für Iran besteht eine Reisewarnung . Deutsche Staatsangehörige wurden bereits aufgefordert, das Land zu verlassen. Die Sicherheitslage in der gesamten Region bleibe volatil und sehr angespannt, hieß es mit Stand Dezember 2024.

Anmerkung: Wir haben den Artikel um ein Statement des Reiseveranstalters Dertour sowie der Fluggesellschaft SunExpress erweitert.

Informationstafeln auf dem Ben-Gurion-Flughafen: »Cancelled«

Foto: Ariel Schalit / AP

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