»Jedes dritte übergewichtige Kind hat auch schon eine Fettleber«

Jeder vierte deutsche Erwachsene hat laut Statistiken eine Fettleber, die in Zusammenhang mit metabolischen Erkrankungen wie Übergewicht oder Diabetes auftritt – und oft unbemerkt bleibt. »Das Problem ist, dass die Leber nicht weh tut«, sagt Franz Ludwig Dumoulin, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin im Gemeinschaftskrankenhaus Bonn. »Die meisten Patienten mit Fettleber haben sie als Bestandteil einer anderen Erkrankung«, sagt er. Neben Übergewicht oder Diabetes könnten das zum Beispiel auch Bluthochdruck oder eine Fettstoffwechselstörung sein. Die Mehrheit seiner Patienten würde die Diagnose »Fettleber« deshalb nicht schockieren.

Dabei sprechen andere Expertinnen wie die leitende Oberärztin an der Charité in Berlin, Münevver Demir, schon von einer »stillen Epidemie«. Im Gespräch mit dem SPIEGEL sagte Demir vor wenigen Wochen: »Ich würde schätzen, dass nur jeder Zwanzigste um seine Fettleber weiß.« Gegen eine schwere Lebererkrankung könnten bald Medikamente helfen, seit 2023 ist der Wirkstoff Resmetirom in den USA verfügbar, in Deutschland soll er im Spätsommer 2025 auf den Markt kommen. Allerdings sollen die Medikamente erst dann ansetzen, wenn die Leber entzündet ist. Lesen Sie hier, was die Leberspezialistin rät, damit es dazu gar nicht kommt.  

»Jedes dritte übergewichtige Kind hat auch schon eine Fettleber«, sagt die Medizinerin Elke Roeb, die die Abteilung Gastroenterologie am Universitätsklinikum der Justus-Liebig-Universität Gießen leitet. Schlank zu sein, so die Ärztin, schütze aber nicht vor einer Fettleber. Ein Viertel der Betroffenen ist der Medizinerin zufolge normalgewichtig. Bei diesen Betroffenen liege häufig eine Störung im Fett- oder Zuckerstoffwechsel vor. Eine verfettete Leber kann demnach das Doppelte ihrer Größe erreichen und bekommt ein helles, teigiges Aussehen. Diagnostiziert wird sie über erhöhte Leberwerte und eine Ultraschalluntersuchung.

Als nächste Stufe drohe den Patienten eine Entzündung der Leber, dann eine Fibrose oder gar im fortgeschrittenen Stadium eine Zirrhose der Leber. Aber nur zehn bis 30 Prozent derer, die eine Fettleber hätten, entwickelten eine Entzündung der Leber. Von denen wiederum nur wenige eine Fibrose oder Zirrhose.

Auf gesunde Ernährung und den Lebensstil kommt es an

Seinen Lebenswandel zu ändern bedeute, erstens, sein Gewicht zu reduzieren oder das gesunde Gewicht zu halten. »Zweitens sollte man sich täglich bewegen – mindestens 150 Minuten in der Woche.« Die Bewegung gilt es in den Alltag zu integrieren: Statt den Aufzug zu nehmen, Treppen zu steigen, in der Mittagspause einen Spaziergang machen oder eine Station eher aus dem Bus oder der Bahn auszusteigen, um den Rest zu laufen. »Studien zufolge führen schon 150 Minuten Bewegung in der Woche zu einer Verbesserung der Fettleber«, sagt Roeb.

Der Arzt Dumoulin betont: »Die Ernährung spielt eine riesige Rolle.« Dabei komme es darauf an, auf industriell verarbeitete Lebensmittel wie Fertigmahlzeiten weitestgehend zu verzichten und stattdessen viele gesunde Eiweiße, ungesättigte Fettsäuren sowie Ballaststoffe zu sich zu nehmen und wenige Kohlenhydrate. Süßigkeiten und Snacks sollten nur selten genascht werden. Das heißt konkret: viel Gemüse und Obst. Für eine lebergesunde Ernährung spielen außerdem gesunde Fette und Öle eine Rolle. Statt zu Limonaden und Säften sollten Betroffene zudem lieber zu Wasser, Tee und Kaffee greifen.

»Die drei größten Gefahren bei einer Fettleber sind Rauchen, Alkohol und Junkfood«, ergänzt Elke Roeb, die auch Vorsitzende des Kuratoriums der Deutschen Leberstiftung ist. Sie sagt: »Wir fordern mehr Prävention, und zwar schon im Vorschul- und Schulalter«. Den Jüngsten müsse beigebracht werden, was gesunde Ernährung ist.

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