125 Jahre alter »Kaiserwagen« soll bald wieder durch Wuppertal schweben

Die Wuppertaler Schwebebahn ist das Wahrzeichen der ehemaligen Industriestadt im Bergischen Land. Sie ist öffentliches Verkehrsmittel, aber auch eine Touristenattraktion – und im kommenden Jahr feiert sie ihren 125. Geburtstag. Rechtzeitig zum Jubiläumsjahr soll auch der beliebte sogenannte Kaiserwagen wieder durch die Stadt schweben. Nach langer Generalüberholung werden Gäste künftig wieder mitfahren können. Davon gehen die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) aus.

Bis Ende 2018 war der Kaiserwagen als Museumswagen unterwegs – für Kaffeefahrten, Frühschoppen oder Abendfahrten. Dann wurde er zu einer Großbaustelle. »Im Laufe der Arbeiten wurde deutlich, dass aufgrund des Allgemeinzustands des Kaiserwagens mehrere Bauteile an den Fahrwerken ersetzt werden müssen«, heißt es auf der Website der WSW. Derzeit werde daran gearbeitet, die Fahrwerke und Wagenkästen wieder miteinander zu verbinden. Voraussichtlich im Herbst könne das Fahrzeug nachts erste Testfahrten unternehmen. »2026 soll der komplette Kaiserwagen wieder zum Mitfahren auf der Strecke sein.«

Der Kaiserwagen fällt durch seine weinrote Farbe und seine Konturen auf. Optisch unterscheidet er sich stark von der hellblau lackierten vierten Fahrzeuggeneration, die seit 2019 im Einsatz ist. Als einziges Fahrzeug der Baureihe 1900 blieb der Kaiserwagen bis heute erhalten. Genau genommen sind es zwei Wagen: die Wagen 5 und 22. Der Vorderwagen ist kürzlich auf einem Tieflader in der Schwebebahn-Werkstatt eingetroffen.

Vor fast 125 Jahren waren Kaiser Wilhelm II. und seine Gemahlin Auguste Viktoria die ersten Passagiere des neuartigen Verkehrsmittels gewesen – und das noch vor offizieller Eröffnung der Schwebebahn im Jahr 1901. Am 24. Oktober 1900 ging die Sonderfahrt mit den kaiserlichen Gästen von Döppersberg nahe dem heutigen Wuppertaler Hauptbahnhof nach Vohwinkel. Das war ungefähr die Hälfte der letztlich insgesamt 13,3 Kilometer langen Schwebebahntrasse.

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Zehntausende Fahrgäste täglich

Schöpfer der Schwebebahn war der Zuckerfabrikant Eugen Langen, der auch den Würfelzucker erfand. Im etwa 50 Kilometer von Wuppertal entfernten Köln stand die Wiege der freischwebend aufgehängten Personenwagen. Dort entstand zunächst eine Versuchsstrecke. Hängebahnen dienten damals in den Betrieben als Transportmittel. Langen übertrug das System auf die Personenbeförderung. Doch der Durchbruch für die Schwebebahn als Verkehrsmittel in den schnell wachsenden Metropolen gelang damals nicht.

Kurz nach der Wuppertaler Schwebebahn am 1. März 1901 ging nach dem System Langen in Dresden am 6. Mai 1901 eine Bergbahn  in Betrieb. Schon in der Anfangszeit der Schwebebahn rückten U-Bahn-Projekte in Metropolen in den Fokus. Denn in dicht bebauten Straßen stand wenig Raum zur Verfügung. Auch in Berlin wurde eine U-Bahn gebaut. Die Sonderfahrt für den Kaiser mit der Schwebebahn in Wuppertal sorgte nicht für eine andere Weichenstellung.

Gut 470 Metallstützen tragen den Fahrweg der Wuppertaler Schwebebahn in acht bis zwölf Meter Höhe. Meist windet sich die Trasse direkt über der Wupper mit dem Fluss durch das Tal. An anderer Stelle steht der grüne Stahlkoloss auch über einer Straße. Zehntausende Fahrgäste nutzen täglich die Schwebebahn, darunter auch Touristen. Wenn der Kaiserwagen wieder auf Fahrt geht für besondere Anlässe, haben sie ein Fotomotiv mehr.

Lesen Sie hier, wie im Jahr 1950 eine Elefantendame mit der Wuppertaler Schwebebahn reiste. Als Tuffi in Panik geriet, nahm die Fahrt eine dramatische Wendung.

Unten die Alte, oben die Neue: Der Kaiserwagen rollte kürzlich auf einem Tieflader durch Wuppertal

Foto: Bettina Osswald / WSW

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