Urlaub mit Kindern darf ein Wagnis sein

Die ersten Bundesländer sind in die Ferien gestartet. Auf den Straßen dürfte es voll werden, und in den Zügen der Deutschen Bahn wird es für Familien auf jeden Fall teurer , seit diese die Familienreservierung abgeschafft hat – pünktlich zur Hauptreisezeit.

Es gibt also manche Gewissheit, wenn es um die Ferien geht. Leider auch die, dass viele Menschen in Deutschland es sich nicht leisten können, für eine Woche in den Urlaub zu fahren. Besonders häufig fehle Alleinerziehenden das Geld zum Reisen, ergab eine Erhebung des Statistischen Bundesamts zu Einkommen und Lebensbedingungen. Wir reden also von einer sehr privilegierten Situation, wenn wir uns fragen: Wie schaffen Familien es, die Ferien so zu gestalten, dass alle eine schöne Zeit haben und sich dabei auch erholen können? Denn dafür sind die Ferien schließlich da.

Berge oder Meer? Damit geht es schon los, auch wenn es zwischen einem Alpengipfel und der Costa Brava noch jede Menge andere Landschaften und Orte gibt, wo Familien Urlaub machen können.

Manche Städte beispielsweise sind fabelhaft geeignet, um mit Kindern ein Abenteuer zu erleben – ob nun Lissabon , Dresden , Barcelona  oder Kopenhagen . Und es gibt Eltern, die mit ihrem Nachwuchs zu richtig großen Rundreisen aufbrechen – so wie Familie Roth aus Mannheim, die hier erzählt, wie sie ohne Auto durch Polen, Schweden und Dänemark  reiste. Außerdem gibt es viele familienfreundliche Campingplätze – ob nun in Ostdeutschland , Südschweden  oder der Toskana  –, von denen auch nicht alle direkt am Wasser oder in einem Gebirge liegen.

»Berge oder Meer« aber ist die verkürzte Fassung der Frage: Wollen wir hauptsächlich chillen, sodass die anspruchsvollste Aufgabe des Tages das richtige Verteilen der Sonnencreme  ist? Oder steht uns der Sinn nach so etwas wie einer richtigen Challenge? Etwas, das jeden Einzelnen von uns auch ein bisschen herausfordert. Das trifft meiner Meinung nach zu, wenn man mit Kindern wandern geht. Und das gilt erst recht für eine Flachlandfamilie wie uns, die bislang nie in den Bergen Urlaub gemacht hat.

Wir haben es im vergangenen Sommer gewagt und sind in die Schweiz gereist. Urlaub inmitten von Viertausendern! Was wir daran mochten – und was schwierig war, erzähle ich Ihnen in diesem Text .

Chillen oder Challenge? Wie gestalten Sie Ihren Familienurlaub am liebsten? Erzählen Sie uns gern von Ihren Reiseroutinen oder -experimenten: familiennewsletter@.de .

Meine Lese- und Hörtipps

Heute gibt es an dieser Stelle Inspiration, Tipps und Lesestoff rund um das Thema Familienreisen:

  • Wie kann das Reisen mit Kindern erholsam werden? Streit im Auto, Babygeschrei auf der Flugreise. Reisebloggerin Nadine Lessenich verrät meiner Kollegin Rachelle Pouplier im Podcast ihre Tipps für möglichst entspannte Nah- und Fernreisen mit Kids.

  • Tipps für den Familienstädtetrip nach Lissabon: die sonnengelbe Tram, ein E-Bike oder die Seilbahn am Tejo? In Portugals Hauptstadt kommen Familien ordentlich in Fahrt. Lesen Sie hier, wo die Rast lohnt – zum Naschen, Experimentieren, Staunen und Spielen .

  • Wandern, wo Elche zwischen Inseln schwimmen: Der gerade eröffnete Trail durch Stockholms Schärengarten feiert seinen ersten Sommer. Über 270 Kilometer und 20 Inseln führen Wanderwege von Arholma bis Landsort. Eine Probetour in der Einsamkeit .

  • Familienurlaub in Jugendherbergen: Mein Kollege Dietmar Hipp übernachtet mit seinen Söhnen gern in Jugendherbergen. Auch, weil Ausstattung und Service immer besser und familienfreundlicher werden .

  • Eine Fahrradreise mit kleinen Kindern – wie hat das geklappt? Zweieinhalb Wochen mit Zelt auf dem Elberadweg mit einem Neunjährigen und einer Vierjährigen: Hier erzählt eine vierköpfige Familie von einem besonderen Urlaub  – und gibt wertvolle Tipps für Nachahmer.

  • Deutsche Bahn streicht Familienreservierungen: Mein Kollege Markus Deggerich fürchtet, dass Bahnfahren mit Kindern zu teuer wird. Und dass die Bahn »nicht überblickt, welchen langfristigen Schaden sie da anrichtet«. Lesen Sie hier seine Familienkolumne »Der totale Bahnsinn« .

Gemeinsam kochen – Rezepte für Familien

Meine Kinder lieben an diesem Rezept für »Griechischen Wassermelonensalat mit luftgetrocknetem Schinken und Fetakäse«  jede einzelne Zutat – und ich auch. Damit Sie beim Zubereiten keine Schwierigkeiten haben, erklären wir Ihnen hier, wie man die köstliche, aber unhandliche Wassermelone in mundgerechte Stücke zerteilt .

Mehr Rezepte für den Sommer  finden Sie hier.

Mein Buchtipp

Geschichten über das Aufbrechen, das Unterwegssein kommen bei Kindern gut an – insbesondere, wenn es sich um Abenteuer mit einer Oma oder einem Opa handelt. So eine Geschichte ist »Großvater und die Wölfe« von Per Olov Enquist, der mit seinen vier Enkeln eine geheime Expedition auf den Dreihöhlenberg macht – ohne das Wissen der Eltern.

Ich mag das Buch für den dezenten Gruselfaktor, der manchmal durchschimmert. Und für Szenen wie die, als ein Wolfsjunges mit Schokoladensuppe gefüttert wird, hergestellt aus Keksschokolade und Wasser, das von einer Höhlenwand herunterläuft. Mein Sohn mag es wegen des liebenswürdigen Großvaters.

Mein Moment

Zu allen möglichen (und unmöglichen) Lebenslagen schicken Sie, liebe Leserinnen und Leser, uns Ihre Überlebenstricks. Einmal wollte meine Kollegin Antonia Bauer wissen: »Was macht Ihren Urlaub mit kleinen Kindern leichter?«. Sie hatte zuvor in ihrem Newsletter über unperfekte Familienreisen geschrieben. Eine zauberhafte Idee kam per E-Mail von SPIEGEL-Leserin Anja Stürzer:

»Wir haben mit unseren Kindern viele wunderbare Wanderferien in den Bergen verbracht. Dort gab es immer Zwerge, die Glasmurmeln versteckten. Das erste Mal hatte ich zufällig eine kleine rote Glasmurmel in der Tasche und kam auf die Idee, diese in einem Baumstumpf zu verstecken. Als ich sie dann fand – genauer gesagt: so tat, als fände ich sie –, war unsere dreijährige Tochter schwer beeindruckt.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich das zu einem System. Bei jeder Wanderung stürmten die Kinder voran, und wir mussten höllisch aufpassen, die Murmeln unauffällig zu platzieren, ohne entdeckt zu werden. Kunstschneeanlagen waren Murmelfabriken, Felslöcher Zwergbehausungen. Abends spielten die Kinder mit den gefundenen Schätzen oder malten die Fantasiewelten mit Tusche oder Buntstiften.

Später, als die älteren Kinder erst Verdacht schöpften und endlich eingeweiht wurden, spielten sie das Spiel für die kleinen Geschwister mit. Ich freue mich schon auf die ersten Wanderungen mit unserem Enkelkind.«

Herzlich
Ihre Julia Stanek

Wandern in den Alpen: Familienurlaube sind nicht immer so erholsam, wie Eltern es sich wünschen. Aber meistens unvergesslich

Foto:

Bkamprath / Getty Images

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