ZDF verteidigt Büroleiter Theveßen gegen US-Kritik

Das ZDF hat den Leiter seines Studios in Washington, D.C., Elmar Theveßen, gegen Kritik aus Donald Trumps MAGA-Bewegung verteidigt. Theveßens Arbeit sei durch die Pressefreiheit geschützt, die sowohl in Deutschland als auch in den USA ein hohes Gut sei, teilte der Sender mit, zuerst hatte die »Zeit«  berichtet.

Richard Grenell, einst US-Botschafter in Deutschland, hatte zuvor gefordert, Theveßen sein Visum für die USA zu entziehen. Der Trump-Vertraute bezeichnete Theveßen auf X  als »Aufwiegler«. Grenell schrieb: »Dieser radikal linke Deutsche ruft zu Gewalt gegen Leute auf, die anderer politischer Meinung sind als er.« Eine Begründung für den Vorwurf des Gewaltaufrufs lieferte Grenell nicht.

»Er gibt sich als Journalist in Washington, D.C., aus«, schreibt Grenell weiter. »Sein Visum sollte widerrufen werden. Für solche Aufwiegler ist in Amerika kein Platz.« Grenell retweetete dazu einen Ausschnitt aus dem Auslandsjournal-Videopodcast »Der Trump-Effekt« , in dem unter anderem Theveßen über die aktuelle US-Politik spricht.

Das ZDF teilte nun mit, dass man die Aussagen von Grenell zur Kenntnis nehme. Theveßen habe mit seiner Aussage auf Haltungen in der US-Regierung verwiesen, »die eine starke Machtkonzentration beim Präsidenten befürworten und demokratische Normen infrage stellen«. Die Zusammenhänge habe Theveßen im ZDF-Podcast »Der Trump-Effekt« ausführlich eingeordnet.

Rechter Hardliner Stephen Miller

Kritik gab es vor allem an Theveßens Einordnung des stellvertretenden Stabschefs im Weißen Haus, Stephen Miller, als extrem rechts. Miller komme in seinen Überzeugungen »ein Stück weit aus der Ideologie des Dritten Reichs«, sagt der ZDF-Journalist. Miller stand schon in Trumps erster Amtszeit hinter dessen Maßnahme, Migranten den legalen Weg zur US-Staatsbürgerschaft deutlich schwerer zu machen. Auch die Trennung Tausender Migrantenkinder von ihren Familien ist auf seine Initiative zurückzuführen.

Als Trump zu Beginn seiner zweiten Amtszeit zahlreiche Präsidialdekrete zu Truppen an der Grenze, Razzien im Landesinneren und Einrichtung von Internierungslagern unterzeichnete, stammten die meisten, wenn nicht alle dieser »Executive Orders« Medienberichten zufolge aus Millers Feder.

Mehr über Stephen Miller, der auch als »Trumps Mastermind« gilt, lesen Sie hier .

Zuvor hatte Theveßen schon Kritik aus den USA geerntet, weil er den extrem rechten Aktivisten Charlie Kirk in einer TV-Sendung als rechtsradikal eingeordnet hatte. Seine Begründung bezog sich auf teils aus dem Zusammenhang gerissene Beispiele. Das ZDF hatte sich danach entschuldigt. Theveßen bedauere, dass er an dieser Stelle nicht ausführlicher gewesen sei, hieß es von dem Sender.

Kirk, ein entschiedener Verbündeter Trumps, war am Mittwoch bei einer Veranstaltung an der Utah Valley University mit einem Gewehrschuss aus der Ferne ermordet worden. Als Mitbegründer der konservativen Studierendengruppe Turning Point USA zog er mit seiner scharfen Rhetorik, die sich oft gegen Einwanderer und die LGBTIQ-Community richtete, viele Konservative an, erntete aber auch scharfe Kritik.

Der US-Präsident machte die »radikale Linke« für Kirks Tod verantwortlich, rechte Aktivisten machten Stimmung gegen alle, die sich kritisch über den Ermordeten äußern. In den sozialen Medien wird dazu aufgerufen, kritische Onlinebeiträge über Kirk öffentlich anzuprangern und auf die Entlassung der Autoren hinzuwirken.

Mehr darüber, wie sich Anhänger von Charlie Kirk an Kritikern rächen, lesen Sie hier.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es im Vorspann über Miller, er sei Trumps Stabschef. Tatsächlich ist er stellvertretender Stabschef. Wir haben den Fehler korrigiert.

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