Oliver Oakes ist als Teamchef des französischen Formel-1-Rennstalls Alpine zurückgetreten. Ab sofort werde Flavio Briatore, bislang als Chefberater tätig, auch die Aufgaben von Oakes übernehmen, teilte Alpine am Dienstagabend mit. Oakes war im vergangenen Sommer zu den Franzosen gekommen. In der vergangenen Saison wurde das Team Sechster in der Konstrukteurswertung. In diesem Jahr verlief der Start aber enttäuschend.
Am Mittwoch folgte dann die nächste Personalentscheidung: Der Argentinier Franco Colapinto ersetzt im Cockpit schon in Imola (18. Mai) den Australier Jack Doohan, erhält aber vorerst selbst nur fünf Grand Prix, um sich zu beweisen. »Wir haben erkannt, dass wir unsere Fahreraufstellung rotieren müssen«, sagte Briatore.
Bereits Montag hatten Medien, darunter die französische Sportzeitung »L’Équipe« und die britische BBC, berichtet, dass die Zeit von Doohan bei Alpine abgelaufen sein soll. Über einen möglichen Zusammenhang mit dieser Personalie mutmaßten internationale Fachmedien am Dienstag auch gleich nach Bekanntgabe des Abgangs von Oakes. Das Team machte indes keine Angaben über Beweggründe, weitere Äußerungen werde es nicht geben. Oakes hatte den Posten als Alpine-Teamchef erst im Sommer 2024 angetreten.
Briatore war schon lange mit dem Australier Doohan unzufrieden. Dieser konnte in der Saison bisher nicht punkten. Man werde mit Doohan und Pierre Gasly beginnen, das könne er garantieren, hatte Briatore vor Saisonbeginn gesagt. Den Rest werde man dann sehen. Der 21-jährige Colapinto war in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison für Williams zum Einsatz gekommen. Er hatte fünf Punkte geholt, aber anschließend kein Cockpit bekommen. Alpine hatte Colapinto anschließend als Reservefahrer verpflichtet.
Briatore nach 16 Jahren wieder Teamchef
Die Rochade an der Spitze des Rennstalls führt nun zu einem bemerkenswerten Comeback: Der 75-jährige Briatore, einstiger Wegbegleiter Michael Schumachers bei Benetton, bekleidet erstmals seit 16 Jahren wieder einen Teamchefposten.
Briatore hatte das Team aus Enstone bereits unter den Namen Benetton und Renault geführt. Doch 2009 fand eine der schillerndsten Karrieren in der Formel 1 ein jähes Ende. Damals war Briatore infolge der »Crashgate«-Affäre lebenslang aus allen zum Motorsportweltverband Fia gehörenden Rennserien verbannt worden.
In jenem Skandal-Grand-Prix von Singapur 2008 steuerte Nelson Piquet junior seinen Renault auf Anweisung der Teamleitung absichtlich in die Mauer, um eine Safety-Car-Phase auszulösen und so Teamkollege Alonso zum Sieg zu verhelfen. Der damalige Teamchef Briatore und Chefingenieur Pat Symonds mussten gehen – unter größtmöglichem Getöse. Die Reputation des Sports war schwer beschädigt.
Briatore wehrte sich vor Gericht gegen seine Sperre auf unbeschränkte Zeit und erhielt Recht, später einigten sich der Italiener und der Weltverband Fia außergerichtlich. Im Sommer 2024 kehrte er in die Königsklasse zurück.
»Der Verbannte ist wieder da«: Lesen Sie hier mehr zur umstrittenen Rückkehr Briatores in die Formel 1.
Oliver Oakes
Foto: Chandan Khanna / AFP