17 Prozent weniger – Löhne im Osten weiterhin deutlich geringer als im Westen

Auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung besteht bei den Löhnen noch ein Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschland. Laut einer Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung verdienten Vollzeitbeschäftigte in Westdeutschland im Jahr 2024 durchschnittlich 4810 Euro brutto im Monat, während Ostdeutsche nur auf 3973 Euro monatlich kamen.

Das entspricht einem Unterschied von 17,4 Prozent. Im Vergleich zu 1991, dem ersten vollen Jahr nach der Einheit, hat sich allerdings viel getan. Damals wurde in Ostdeutschland 53,5 Prozent weniger als im Westen verdient, wie es unter Berufung auf Daten des Statistischen Bundesamtes heißt. Damals erhielten Ostdeutsche also weniger als die Hälfte dessen, was im Westen gezahlt wurde.

Tarifbindung im Osten deutlich schwächer

Auch in den vergangenen Jahren hat sich die Lohnlücke wieder stärker verkleinert – um sieben Prozentpunkte seit 2014. Hintergrund ist nach Angaben der Forscherinnen und Forscher der Mindestlohn, der im Jahr 2015 deutschlandweit eingeführt wurde.

»Beschäftigte in den ostdeutschen Bundesländern haben vom Mindestlohn überdurchschnittlich häufig profitiert – und zwar einfach, weil sich hier in den Jahren nach der Wende ein besonders großer Niedriglohnsektor ausgebreitet hatte«, sagt Malte Lübker, Entgeltexperte am WSI. »Die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro im Oktober 2022 hat die Lohnentwicklung in Ostdeutschland noch einmal zusätzlich unterstützt.«

Dank des Mindestlohns gibt es am unteren Ende der Lohnverteilung mittlerweile auch kaum noch Ost-West-Unterschiede: Die Stundenlöhne unterschieden sich hier um gerade mal ein Prozent. Vor Einführung betrug der Ost-West-Abstand auch im Niedriglohnsektor noch 17,5 Prozent.

Die breite Bevölkerung wiederum profitiert laut WSI vor allem von Tarifverträgen. Zulasten der ostdeutschen Beschäftigten wirkt dabei, dass die Tarifbindung dort mit 41,7 Prozent deutlich niedriger ausgeprägt ist als im Westen der Republik (50 Prozent).

Strukturschwache und strukturstarke Regionen gibt es allerdings in beiden Teilen Deutschlands. So liegen die Stundenlöhne in Schleswig-Holstein auch satte 17,6 Prozent unter denen Hamburgs. Das entspricht in etwa dem Unterschied zwischen Ost und West.

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