Früher kam die Welt über die Zeitung oder das Telefon nach Hause, dann über Kupferkabel und WLAN. Und jetzt oft über die Glasfaser.
Anders als bei vielen anderen Innovationen wird die Welt durch die neuen Kabel für Verbraucher aber nicht notwendig preiswerter. 45,95 Euro ruft zum Beispiel die Telekom als monatlichen Einstiegspreis in die Glasfaserwelt auf – zumindest auf den ersten Blick.
Schaut man sich die Angebote genauer an, stellt man fest, dass sich in der schönen neuen Internetwelt erheblich Geld sparen lässt. Vor allem über den regelmäßigen Wechsel des Anbieters – und am meisten mithilfe von Vergleichsportalen im Internet.
Durch einen Abschluss über ein Vergleichsportal rutscht der Preis für einen Internetanschluss mit ordentlicher Bandbreite schon mal auf 25 Euro im Monat oder sogar auf noch weniger. Der Betrag ist dann der durchschnittliche Monatspreis über zwei Jahre – inklusive aller Bonuszahlungen von Anbieter und Portal, die Sie einstreichen können.
Der Wechsel des Internetanschlusses ist inzwischen fast so einfach wie bei Strom und Gas – vorausgesetzt, der entsprechende Kabel- oder Glasfaseranschluss liegt schon. Also: 10 Minuten. Im Vergleichsportal die Adresse eingeben, Angebote vergleichen, abschließen.
Dass Verbraucher überhaupt Angebote vergleichen können, ist speziell mit Blick auf Glasfaser nicht selbstverständlich. Zu lange hieß es sowohl vonseiten der Politik als auch des Marktführers: »Deutschland, einig Kupferland.«
Schon kurz vor der Wiedervereinigung hat die Bundesrepublik zunächst den Glasfaseranschluss verpasst. Statt auf die modernen Leitungen wurde im Westen politisch aufs Kabelfernsehen gesetzt. »Das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen war in dieser Zeit mit einer absoluten linken Schlagseite versehen«, erklärte der damalige Post-Minister Christian Schwarz-Schilling (CDU) später in einem Deutschlandfunk-Interview . Die Lösung: Mehr Konkurrenz durch Privatfernsehen in die Haushalte bringen. Mit TV-Kabel-Anschlüssen statt Glasfaserausbau .
In den neuen Bundesländern gab es dann in den Neunzigerjahren erste Versuche mit Glasfaser. Hier wurden diese optischen Anschlussleitungen allerdings nur bis in die Verteilerkästen gelegt, um die dahinterliegenden Telefon-Kupferleitungen schnell zu modernisieren. Das war also eher ein begrenzter Feldversuch als eine ernsthafte Glasfaser-Offensive, die die schnellen Fasern bis in die Haushalte brachte.
Den Unternehmen war es offenbar recht. Kupfer ist um einiges billiger als die optischen Highspeed-Leitungen aus Glasfasern.
Erst seit einem Jahrzehnt wird vermehrt Glasfaser bis in Wohnungen und Häuser verlegt, in vielen Städten und auf dem Land. Dieses Umdenken hat den Wettbewerb um wirklich schnelles Internet in Deutschland erst in Gang gebracht.
Stadt-Land-Gefälle
Leider aber immer noch nicht überall. Aufgrund der Kosten lohnen sich die optischen Leitungen in dicht besiedelten Gebieten eher als in dünner besiedelten. Stadt-Land-Gefälle eben. Dabei haben auch Verbraucher auf dem Land ein Recht auf schnelles Internet.
In den Städten war die ökonomische Logik für das Verbuddeln von Anfang an einfacher. Wenn für viele Anwohner einer Straße ein neuer Glasfaseranschluss gelegt wird, lohnt sich das. Sind die Haushalte einmal angeschlossen, kann oft nicht nur die Firma Internet anbieten, die die Kabel gelegt hat. Auch andere Anbieter können Kapazitäten kaufen und ihre Leistungen anbieten – teils eben günstiger.
Diese Konkurrenz entsteht aber nur, weil der Anbieter, der das Kabel gelegt hat, die anderen in sein Netz hineinlassen muss. Diesen Zugang für den geförderten Ausbau und die Telekom als Unternehmen mit beträchtlicher Marktmacht regelt das Telekommunikationsgesetz (§§ 20 bis 26 TKG ). Die Zugangspflicht gilt hingegen nicht für kleinere Unternehmen, die eigenwirtschaftlich ihre Netze ausbauen.
Auf dem Land ist die Situation nicht ganz so einfach. Daher behalf man sich dort vielerorts einfach selbst, wenn die Telekom sich nicht bewegte.
So zum Beispiel der Schützenverein meines Bruders, der einen eigenen Verein fürs Verlegen des Glasfasernetzes in der eigenen Bauernschaft gründete. Die Landwirte verlegten die Kabel kurzerhand selbst – mit technischer Unterstützung eines benachbarten Stadtwerks. Das war sparsam und viel schneller als vom großen Anbieter, den die Gemeinde Jahre später an den Start brachte.
Was heißt das nun für Sie als Verbraucher und Verbraucherin? Je nachdem, wo Sie wohnen, haben Sie eine breitere oder kleinere Auswahl an Internettarifen zum Vergleichen. Für meine Berliner Adresse waren es in dieser Woche über 150 Angebote mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.
Daher sagen auch meine Kollegen von »Finanztip«: Am besten mehrere oder alle der empfohlenen Vergleichsportale nutzen. Denn kein Vergleichsportal bildet den ganzen Markt ab. Das bedeutet: Sie könnten ein gutes Angebot schlichtweg übersehen, wenn Sie nur eines benutzen.
Das Schöne für Sie als Verbraucher: Wie beim Strom können Sie für die Abwicklung des alten Vertrags einfach den neuen Anbieter einspannen – der kümmert sich um die Regelung der Details.
Den neuen Anbieter finden Sie auch ganz einfach. Sie brauchen bei den einschlägigen Vergleichsportalen nur noch Ihre Adresse und den bisherigen Anbieter anzugeben, und dann erfahren Sie, wie preiswert der Internetanschluss in welcher Größe für Sie werden kann. »Finanztip« hat die Portale mit 23 Beispielhaushalten in Stadt und Land getestet . Am wichtigsten waren die Gesamtkosten über einen Standard-24 Monate-Preisvergleich.
Gerade wenn Sie schon seit Jahren im selben Internetvertrag hängen, wird es höchste Zeit, sich nach einem neuen Vertrag umzuschauen. Unter 20 Euro war der preiswerteste von über 150 Tarifen bei mir in Berlin-Schöneberg im monatlichen Durchschnitt. 70 Euro die teuerste Vertragsverlängerung und fast 300 Euro im Monat die teuersten Tarife des Satellitennetzwerks Starlink von Elon Musk.
Vor allem die Boni für Neukunden, die die Vergleichsportale ausschütten, sorgen für große Preisunterschiede. Oder anders gesagt: Einsparmöglichkeiten.
Und so vergleichen Sie konkret!
Geben Sie einfach bei einem der drei Vergleichsportale Preisvergleich.de, Verivox oder Check24 Ihre Adresse ein und voilà: Sie sehen Dutzende Angebote mit unterschiedlicher Anschlussqualität zu unterschiedlichen Preisen von den bei Ihnen verfügbaren Internetanbietern.
Preisvergleich.de bietet dabei nach der aktuellen »Finanztip«-Aufstellung oft die höchsten Boni, Verivox mit weniger Angebot die besten Ursprungspreise und Check24 die größte Auswahl, oft auch mit Anbietern, die man beim Portal nicht direkt kaufen kann.
Die Auswahl für Kunden ist aber oft immer noch unnötig schwierig. Das liegt unter anderem daran, dass die Preise stark schwanken, oft sogar täglich. Was an der Tankstelle in Ordnung sein mag, nervt bei der Entscheidung für den richtigen Internetanschluss gehörig.
Die Preisschwankungen haben nämlich nur wenig mit unterschiedlichen Kosten zu tun. Die Preise sind stattdessen durch Marketingentscheidungen und die Weitergabe von Boni an Kunden geprägt. Zusätzlich zu dem Bonus, den Sie vom Internetanbieter selbst bekommen können.
Die Boni zahlen die Portale an die Endkunden aus – direkt aufs Bankkonto. Und weshalb? Die Portale selbst werden mit noch größeren Boni von den Internetanbietern geködert. Außerdem versuchen unterschiedliche Portale, sich den gerade boomenden Markt unter den Nagel zu reißen.
Um als Kunde den Bonus zu erhalten, müssen Sie dem Vergleichsportal, über das Sie Ihren Vertrag abgeschlossen haben, eine Monatsrechnung Ihres neuen Anbieters als Nachweis schicken. Achtung: Diese Boni der Vergleichsportale verfallen schnell, also verpassen Sie nicht das Abgabedatum und nehmen Sie das Geld mit.
Oft gibt es günstige Preise bei 24-Monats-Verträgen, das ist die längste erlaubte verbindliche Vertragslaufzeit. Mitunter gibt es aber auch schon bei Monats- oder Dreimonatsangeboten Sonderpreise. Oder der Anbieter offeriert für die ersten zehn Monate einen Superpreis, um nachher auf ein eher durchschnittliches Angebot zurückzufallen.
Achten Sie beim Vergleichen darauf: Bei den hier genannten Preisen geht es immer um den durchschnittlichen Monatspreis über 24 Monate, inklusive der monatlichen Grundgebühr, aller einmaligen Anschlusskosten und aller einmaligen Boni.
Spätestens nach 24 Monaten sollten Sie also prüfen, ob es für Sie noch einmal deutlich preiswerter geht oder ein neuer Anbieter mit besonders hohen Boni um neue Kundschaft wirbt.
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie ausreichend gute Angebote finden. Ich selbst hatte das Glück nicht. Während ich für meine Wohnung in Schöneberg 159 Wechselangebote bekam, gab es für mein schon mit Glasfaser ausgestattetes Haus kurz vor Usedom nicht ein einziges Alternativangebot mit Glasfaser.
Da die Abdeckung durch Mobilfunkanbieter auf dem Land – auch kurz vor Usedom – ebenfalls stark ausbaufähig ist, werden die Dörfer hier wieder einmal abgehängt.
Ich bleibe also bei meinem Glasfaseranschluss. Konkurrenzlos billig ist der allerdings nicht.