Endlich wieder pünktliche Züge – davon träumen viele Kundinnen und Kunden der Deutschen Bahn. Die neue Chefin des Staatskonzerns, Evelyn Palla, warnt nun vor zu hohen Erwartungen: »Es wird erst mal nicht besser, so ehrlich müssen wir sein«, sagte Palla im Interview mit der »Süddeutschen Zeitung« . »2026 geht es vor allem darum, die Pünktlichkeit zu stabilisieren und den Abwärtstrend zu stoppen.«
Palla zufolge plant der Konzern in diesem Jahr mit insgesamt 26.000 Baustellen – 5000 mehr als im vergangenen Jahr. »Im kommenden Jahr werden es voraussichtlich über 28.000 sein. Das ist eine sehr große Belastung für das Schienennetz«, sagte Palla.
Grund für die vielen Baustellen sei eine deutliche Beschleunigung der Anlagenalterung. »Das hatten wir in unseren Prognosen in dieser Dramatik bislang nicht abgebildet.« Das betreffe Stellwerke, Schienen, Weichen und Oberleitungen.
Die Pünktlichkeit der Bahn liegt derzeit im Fernverkehr bei 51,5 Prozent. Ein Niveau von 55 Prozent sei ihr zwar zu niedrig, sagte die Bahn-Chefin. »In diesem Jahr werden wir bei der Pünktlichkeit im Fernverkehr aber voraussichtlich eine Fünf vorne haben.«
Palla hatte die Führung des Staatskonzerns zum 1. Oktober übernommen. Zuvor war sie Vorstandsvorsitzende der DB Regio AG sowie im Vorstand der Deutschen Bahn für Finanzen zuständig. Ihr Vorgänger Richard Lutz hatte seinen Posten zuvor vorzeitig geräumt.
Palla hatte angekündigt, den Konzern »auf links zu krempeln«. Nun stellte sie erneut grundlegende Reformen bei der Bahn in Aussicht. »Mit kleinen Korrekturen am Rand wird es nicht getan sein«, sagte Palla. »Es braucht einen Neuanfang. Das ist auch die Erwartung unseres Eigentümers.«
Die Managerin ist die erste Bahn-Chefin, die selbst weiß, wie man einen Zug fährt. »Ich habe meinen Lokführerschein immer im Portemonnaie«, sagte Palla. Allerdings sei noch nicht sicher, ob sie den Führerschein behält – denn das erfordere regelmäßiges Training. »Ich muss mal schauen, ob ich die Fahrstunden zeitlich unterbringen kann«, sagte Palla.