Putzfirmen sollen Angestellte ausgebeutet und Geld unterschlagen haben

Menschenhandel, Zwangsarbeit, Ausbeutung: Die Münchner Staatsanwaltschaft ist mit Hunderten Ermittlungsbeamten gegen Putzfirmen und Baudienstleister vorgegangen. Insgesamt 18 Manager und weitere Beschuldigte sollen ihre Arbeitnehmer unter menschenunwürdigen Bedingungen ausgebeutet haben, das teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Hauptverdächtige in München sind vier Führungskräfte des größten der insgesamt 14 Unternehmen. Sie befinden sich nun in Untersuchungshaft.

Die Kerngesellschaft ist der Staatsanwaltschaft zufolge in der Reinigung von Gebäuden und Baustellen tätig. Auch Abbrucharbeiten und Gebäudeüberwachung zählen zu den Aufgaben. Die Kerngesellschaft soll Finanzamt und Sozialversicherungen zudem um knapp sieben Millionen Euro geprellt haben.

Großeinsatz in fünf Bundesländern

Mehrere der dreizehn anderen Gesellschaften dienten laut Staatsanwaltschaft als Servicefirmen. Sie sollen Scheinrechnungen ausgestellt haben, um die Schwarzarbeit zu verschleiern.

Insgesamt 850 Ermittlungsbeamte des Zolls, der Polizei und der Steuerfahndung haben demnach im Zuge der Ermittlungen in den vergangenen beiden Tagen 90 Wohnungen, Büros, Steuerkanzleien und Arbeiterunterkünfte in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen untersucht.

Angestellte im Keller ohne Wasser

Bei der Kontrolle einer Münchner Arbeiterunterkunft stieß die Polizei auf menschenunwürdige Bedingungen. Die Angestellten waren laut Staatsanwaltschaft in Kellerräumen auf engstem Raum ohne fließendes Wasser und funktionierende Toiletten untergebracht.

Teilweise sollen sie für ihre Unterbringung erheblich überhöhte Mieten gezahlt haben und nicht zur Sozialversicherung angemeldet gewesen sein. Weiterhin wurden die Betreffenden den Ermittlern zufolge weit unter Mindestlohn bezahlt und arbeiteten weit länger als gesetzlich erlaubt.

Die Beschuldigten hingegen lebten offenkundig nicht schlecht: Die Staatsanwaltschaft belegte 6,7 Millionen Euro mit Arrestbeschluss – die Verdächtigen haben also keinen Zugriff mehr auf das Geld. Außerdem beschlagnahmten die Ermittler nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter anderem mehrere hochwertige Uhren, Schmuck und etwa 30.000 Euro Bargeld.

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