Vor etwas mehr als 50 Jahren kam »Der weiße Hai« in die Kinos. Vor etwa drei Tagen erschoss ein Polizist in Mittelfranken einen zwei Meter großen Wels, der mindestens fünf Badegäste in einem Stausee verletzt hat. Müssen Badende in deutschen Seen mit aggressiven Welsen rechnen?
Eher nicht. Vorfälle wie am mittelfränkischen Brombachsee kommen selten vor. »Das ist ein komplett atypisches Verhalten von dem Fisch gewesen«, sagte auch der Polizeisprecher von Mittelfranken, Michael Petzold. Welse sind zwar groß, aber sie greifen normalerweise keine Menschen an – es sei denn, sie fühlen sich bedroht oder verteidigen ihr Nest. Es wird vermutet, dass das Tier ein Nest in der Nähe der Schwimmer hatte und insofern den Nachwuchs verteidigen wollte.
Kuno, der Killerwels
Dennoch sorgen die Fische immer wieder für Aufsehen in Deutschland. In nordrhein-westfälischen Mönchengladbach etwa erlangte vor über 20 Jahren ein Fisch unter dem Namen »Kuno der Killerwels« international Berühmtheit. Dem Tier wurde damals nachgesagt, es habe einen jungen Rauhaardackel verschluckt.
2003 wurde dann ein Wels in dem besagten Teich in Mönchengladbach tot auf dem Wasser treibend entdeckt – schnell ging man davon aus, dass es »Kuno« war. Der Fisch wurde ausgestopft und in ein Museum gestellt. Fänge von Welsen mit deutlich über zwei Metern sind keine Seltenheit, die Tiere können mehrere Jahrzehnte alt und extrem groß werden.
Welse, regional auch als Waller bekannt, gelten grundsätzlich als scheu. Sie meiden den Kontakt zu Menschen, verbringen den Tag meist versteckt am Grund von Seen oder Flüssen und werden erst in der Dämmerung aktiv. Der größte ständig im Süßwasser lebende Fisch ist ein gefräßiger Räuber, der fast alles frisst, was er bewältigen kann.
Neben Fischen (auch anderen Welsen), Fröschen und Krebsen stehen bei geeigneter Größe auch Enten oder Tauben auf dem Speiseplan. Bei der Jagd verlässt er sich auf sein gutes Gehör und zahlreiche Tast- und Geschmackssensoren im und um das Maul herum sowie an Flossen, an der Kopfhaut und am Vorderkörper.
Erderwärmung lässt Fische wohl schneller wachsen
In den vergangenen Jahren wurde immer wieder über enorme Exemplare berichtet. Grund dürfte aus Sicht der Experten die Erderwärmung sein. Sie führt zu steigenden Wassertemperaturen, das wirkt sich wiederum positiv auf das Wachstum wärmeliebender Fischarten wie zum Beispiel der Welse aus. Denn wärmeres Wasser beschleunigt den Stoffwechsel und die Nahrungsaufnahme. Um die Ausbreitung zu bremsen, dürfen gefangene Welse in einigen Regionen nicht mehr ins Wasser zurückgesetzt werden.
Wer beim Baden einen Wels entdeckt, sollte zunächst Ruhe bewahren und sich langsam entfernen. Ein lautes Planschen oder hektische Bewegungen können Tiere verschrecken – oder erst recht neugierig machen. Im Zweifelsfall ist es immer besser, das Badepersonal zu informieren, sollte es vorhanden sein. Dass Welse Menschen attackieren, ist eine Ausnahme.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version der Meldung wurde der Brombachsee als Baggersee bezeichnet. Er ist ein Stausee. Wir haben den Fehler korrigiert.