Liebe Leserin, lieber Leser,
bei der Gassirunde witterte Hündin Poppy etwas im Gebüsch, Halterin Julia Topar dachte an ein Eichhörnchen – dann sprang ihr auch schon eine dunkle Bestie entgegen. Das Tier habe den massigen Kopf gegen sie gerammt und sei so schnell verschwunden, wie es gekommen war, so hat es die Berlinerin meinem Kollegen Jörg Blech berichtet.
Der Vorfall in Dahlem steht für eine Plage, die man in den Städten nicht unbedingt erwarten würde. Wildschweine machen sich in Wohngebieten breit. In Vorgärten wühlen sie nach Insektenlarven, Regenwürmern oder Blumenzwiebeln. Manche Anwohner trauen sich kaum mehr vor die Tür, so berichtet es Jörg.
Auch in Köln haben riesige Rotten manche Stadtbezirke erobert. In Kassel gruben hungrige Exemplare Anfang des Jahres Rasenflächen auf dem Westfriedhof um. Im niedersächsischen Braunlage bedrohten aggressive Kreaturen im vergangenen Sommer Kinder vor einer Grundschule. Kurz darauf drangen sie in einen Garten ein, trafen dort auf einen Dackel – und töteten ihn.
Für Menschen sind die Schwarzkittel durchaus gefährlich, wie der Fall von Julia Topar in Berlin zeigt. Ihre erste Sorge habe ihrer Hündin gegolten, die sei mit dem Schrecken davongekommen, so erzählt sie es. Erst dann habe sie das Blut am eigenen rechten Bein bemerkt: »Oberhalb der Kniekehle klaffte eine Fleischwunde.«
Wildschweine wehren sich, wenn sie sich bedroht fühlen. Als Waffen benutzen sie ihre Eckzähne, die bei Bachen – den weiblichen Tieren also – Haken heißen und einige Zentimeter lang sind. Beim Kampf gegen Feinde schlägt das Schwein die unteren Eckzähne in sein Opfer und reißt dann den Kopf ruckartig nach oben.
Anwohnerin Topar wurde vermutlich von einer Bache attackiert. Ein Arzt habe die Wunde sofort genäht und ihr eine Tetanusspritze gegeben, sagt sie. Die Stelle habe sich entzündet, Topar habe zwei Wochen lang ein Antibiotikum einnehmen müssen.
In Berlin sollen die Tiere nun verstärkt geschossen werden. In Zehlendorf sind nach Auskunft der zuständigen Behörde fünf Jäger unterwegs. Sie arbeiten ehrenamtlich und haben eine spezielle Genehmigung fürs Pirschen in städtischen Grünanlagen. Mit der Büchse in der Hand durchstreifen sie den Kiez, meistens in der Dunkelheit. Sie benutzen künstliche Lichtquellen und spezielle Nachtzielgeräte. Trotz der Schalldämpfer hallen ihre Schüsse durch den Bezirk.
Hier können Sie Jörgs Text nachlesen.
Herzlich,
Ihre Julia Koch
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Foto: VCG / Getty Images