Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn Sie öfter mit dem Zug fahren, kennen Sie viele Gründe, aus denen die Bahn später oder gar nicht kommt: Technische Störung am Zug, unbefugte Personen an der Strecke, verspätete Bereitstellung eines Zuges, Vandalismus, Warten auf Anschlussreisende, Verspätung eines vorausfahrenden Zuges, Signalstörung, Böschungsbrand…
Die Menschen im nordrhein-westfälischen Fröndenberg an der Ruhr wären wohl froh, wenn sie nur solche nervigen, gleichwohl vorübergehenden Probleme hätten. Die Bahnverbindung in die nahe gelegene Kreisstadt Unna ist seit 2022 unterbrochen, seither fahren Ersatzbusse. Das wird sich wahrscheinlich auch vor 2028 nicht ändern.
Der Grund dafür hat silbriges Fell und ein schwarz-weiß gestreiftes Gesicht: Meles meles, der Europäische Dachs, hat die Strecke lahmgelegt. Die kleinen Raubtiere haben ihre Höhlen unter der Trasse gebaut – und zwar im großen Stil. 140 Eingänge zu Dachsbauten zählten Verantwortliche entlang der Strecke. Sie ist dadurch wohl nicht mehr stabil genug für den Zugverkehr.
An Bahndämmen scheinen sich die Raubtiere wohlzufühlen, sagt Christian Junge, der nahe der gesperrten Strecke zur Jagd geht. »Bahndämme sind abgelegen, das gefällt dem scheuen Dachs. Da gibt es Deckung, da wachsen Gräser und Brombeeren, da gibt es viel zu fressen.« Dass gelegentlich ein Zug über die Wohnstätte donnert, wird in Kauf genommen.
Im Juni dieses Jahres erklärte die Bahn endlich, wie sie das Dachsproblem in den Griff kriegen will, berichtet mein Kollege Lukas Kissel nach seinem Besuch in Fröndenberg, das er per Ersatzbus erreichte.
Zeitweise hatte Tobias Hauschild – er ist bei der Infrastrukturtochter der Deutschen Bahn für das Schienennetz in der Region zuständig – befürchtet, dass der Bahndamm bei Fröndenberg komplett abgetragen und neu gebaut werden müsste. Stattdessen sollen nun unter anderem Spundwände in den Bahndamm gerammt werden.
Weil alles so lange dauert, sind auf der Strecke in der Zwischenzeit neue Probleme entstanden. Die ganze Geschichte können Sie hier nachlesen.
Herzlich
Ihre Julia Koch
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Europäischer Dachs: 140 Eingänge
Foto: Ondrej Prosicky / imagebroker / IMAGODie Überreste von »Lucy« gehören zu den spektakulärsten Fossilien der Menschheitsgeschichte: Das Skelett des Australopithecus afarensis, das US-Paläoanthropologe Donald Johanson 1974 in Äthiopien fand, ist so vollständig wie von nur wenigen anderen Vormenschen. Seit Montag stellt das Prager Nationalmuseum die Knochen erstmals in Europa aus. Eine lebensechte Rekonstruktion zeigt, wie Lucy vor rund 3,2 Millionen Jahren ausgesehen haben könnte. Forscher Johanson war Ehrengast der Ausstellungseröffnung.
Foto: Michal Cizek / AFP