Sex, Drugs and Mückenstich

Manche Menschen sind Mücken-Magneten. Diese alltagswissenschaftliche Binse bestätigt eine Studie des Radboud University Medical Centres  in den Niederlanden. Sie ist bislang als Preprint veröffentlicht, hat also noch kein Begutachtungsverfahren durchlaufen.

Studienleiterin Sara Lynn Blanken und ihr Team befragten zunächst 465 Besucherinnen und Besucher des Lowlands Festival 2023 in der Nähe von Amsterdam. Dabei ging es zunächst um Gesundheit, Ernährung, Hygiene, Verwendung von Sonnenschutzmitteln, Substanzkonsum, Blutgruppe und ob sie in der Nacht zuvor allein geschlafen hatten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler richteten außerdem in vier Containern Teststationen mit insgesamt 1700 in Gefangenschaft gezüchteten Mücken (Anopheles stephensi) ein, die prinzipiell auch Malaria übertragen können. Geprüft wurde, inwieweit das Verhalten auf dem Festival die Stechlust der Mücken beeinflusste.

Der Versuchsaufbau: Zwischen 20 und 35 Mücken wurden in einen durchsichtigen Plastikbehälter gesetzt, der durch eine perforierte Trennwand von den Armen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer getrennt war. So konnten die Mücken auf die jeweiligen Menschen reagieren, diese aber nicht tatsächlich stechen.

Mücken haben Vorlieben

Die Forschenden zählten, wie oft die Mücken innerhalb von drei Minuten versuchten, sich auf den Armen der Festivalbesucherinnen und -besucher niederzulassen. Dabei gab es klare Tendenzen:

  • Unter den 465 Teilnehmenden bevorzugten die Mücken diejenigen, die Bier tranken, gegenüber denen, die nüchtern geblieben waren.

  • Wer in der Nacht zuvor mit einer anderen Person das Bett geteilt hatte, war ebenfalls für die Mücken attraktiver.

  • Geringeres Interesse zeigten die Mücken an Festivalbesuchern, die auf eine Dusche am Morgen verzichtet hatten.

  • Auch die Verwendung von Sonnenschutzmitteln machte Menschen für Mücken weniger attraktiv. Es überdeckt möglicherweise den Geruch der Haut oder wirkt aufgrund seiner Zusammensetzung abwehrend.

Unter den 465 untersuchten Menschen gab es nur vier, bei denen die Mücken überhaupt keine Landeversuche auf dem Arm unternahmen. Das bedeutet auch: Mücken lassen sich vielleicht von ihren Vorlieben leiten, aber wenn sie Hunger haben und ein Mensch kommt vorbei, dann sind sie nicht allzu wählerisch.

Die Forscher fanden keine Hinweise darauf, dass bestimmte Blutgruppen die Plagegeister anziehen oder abwehren. Auch ist nicht ganz klar, ob die Forschungsergebnisse sich auf alle Mückenarten verallgemeinern lassen oder nur für die Malariamücke Anopheles stephensi gelten. Dass Mücken auf Sexuallockstoffe reagieren, ergab schon 1997 eine finnische Studie . Allerdings wurden sie damals durch Seife abgeschreckt und nicht, wie in der aktuellen Studie, durch Schmutz.

»Die Realität ist, dass wir wahrscheinlich alle weniger Stiche abbekommen und unser Risiko für durch Moskitos übertragene Krankheiten senken würden, wenn wir uns einfach daran erinnern würden, Mückenschutz aufzutragen, und weniger Zeit damit verbringen würden, darüber nachzudenken, warum Moskitos uns stechen«, sagt Mückenexperte Cameron Webb von der Universität Sydney dem »New Scientist« .

Auch Studienleiterin Sara Lynn Blanken will sich von den Vorlieben der Mücken nicht abhalten lassen, weiter Bier zu trinken und ihr Leben zu genießen. »Ich ziehe einfach Sachen mit langen Ärmeln an und benutze Insektenschutzmittel.«

Was Sie gegen Mücken und andere lästige Insekten tun können, erfahren Sie im Podcast »Smarter Leben«.

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