Bärtierchen nach Ministerpräsident Kretschmann benannt

Sie sind pummelig und winzig klein, können unter extremen Bedingungen überleben und bevorzugen Moose als Lebensraum: Eine neu entdeckte Bärtierchenart ist nach Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) benannt worden.

Bei der Vorstellung der Art im Nationalpark Schwarzwald wurde dem Regierungschef ein Modell des Ramazzottius kretschmanni überreicht. Mit der Benennung soll Kretschmanns Engagement für Artenvielfalt gewürdigt werden.

»Für mich als Biologen ist es natürlich eine große Ehre, in der Nomenklatur biologischer Arten verewigt zu sein«, sagte Kretschmann. Der Erhalt der Artenvielfalt gehöre zu den wichtigsten Aufgaben der Menschheit. Jedes Lebewesen habe eine Funktion, und sei es noch so klein.

Ohne Schutzanzug im Weltall

Kretschmann hat nach 15 Jahren im Amt seinen Rücktritt angekündigt. »Es ist gut, dass ich bald aufhöre«, sage er im Interview mit dem SPIEGEL. (Das ganze Gespräch lesen Sie hier.)

Weltweit sind bislang knapp 1500 Bärtierchenarten beschrieben, auch bekannt als Wasserbären. Bei der Gründung des Nationalparks vor elf Jahren untersuchte Ralph Schill die einzelnen Gruppen. Er ist Zoologe an der Universität Stuttgart und einer der führenden Bärtierchenexperten. Er konnte im Nationalpark insgesamt 28 Bärtierchenarten nachweisen, darunter vier noch unbekannte.

Die pummeligen Bärtierchen, die nur unter dem Mikroskop zu erkennen sind, besiedeln extreme Lebensräume, von heißen Wüsten über tropische Regenwälder bis zu Gletschern und der Tiefsee. Sie haben die Fähigkeit, vollständig auszutrocknen oder einzufrieren und mehr als 20 Jahre zu überdauern.

Ungewöhnlich rötlich-beige

So können sie Temperaturen von mehr als 110 Grad Celsius sowie bis zu minus 200 Grad Celsius überstehen. Wenn sich die Bedingungen bessern, können sie innerhalb von 30 Minuten zu neuem Leben erwachen. Bärtierchen sind die einzige bekannte Art, die bislang einen Weltraumflug ohne Schutzanzug überlebte.

Die Tiere der Art Ramazzottius kretschmanni sind den Angaben zufolge rund 400 Mikrometer groß und besitzen eine rötlich-beige Färbung – ungewöhnlich für Bärtierchen, die sonst meist farblos oder unscheinbar sind.

Sie leben bevorzugt in Moosen und kommen auch in Baumkronen vor, obwohl sie nicht aktiv an Baumstämmen hochklettern können. Laut Nationalpark gelangen sie nach oben, indem sie im ausgetrockneten Zustand vom Wind verdriftet oder mit Moosstücken durch Vögel in die Baumkronen gebracht werden.

Verwandte Artikel

Next Post