Am 26. Oktober ist es wieder so weit: Die Uhr wird eine Stunde zurückgestellt, auf »Winterzeit«. Morgens wird es früher hell und abends früher dunkel. Diese plötzlichen Veränderungen im Tag-Nacht-Rhythmus können relevante Auswirkungen auf die Gesundheit haben. So ist gut belegt, dass direkt nach Zeitumstellungen mehr Menschen Herzinfarkte erleiden, zudem steigt das Risiko für Verkehrsunfälle .
In einer Umfrage der Krankenkasse DAK gaben etwa ein Viertel der Befragten an, nach einer Zeitumstellung unter Problemen wie Müdigkeit, Konzentrationsproblemen und Schlafstörungen zu leiden. Der Hauptgrund für die Probleme ist eine Störung des sogenannten zirkadianen Rhythmus, unserer inneren Uhr, die wichtige Körperfunktionen wie Hormonproduktion, Stoffwechsel oder Blutdruck reguliert.
In einer neuen Studie haben amerikanische Forschende nun modelliert, wie sich verschiedene Zeitregelungen konkret auf die Gesundheit der US-Bevölkerung und die Fallzahlen bestimmter Erkrankungen auswirken könnten. Dafür verglichen die Wissenschaftler der Universität Stanford permanente Standardzeit, permanente Sommerzeit und den sogenannten biannualen Wechsel. Also eben jenes Modell, bei dem die Uhr, wie in Deutschland und vielen anderen Ländern, zweimal im Jahr umgestellt wird. Die permanente Standardzeit würde in Deutschland bedeuten, dass das ganze Jahr über »Winterzeit« gilt.
Die Ergebnisse bestätigen im Wesentlichen den wissenschaftlichen Konsens, der unter Schlafmedizinerinnen und Chronobiologen schon lange besteht: Die permanente Standardzeit ist mit der geringsten zirkadianen Belastung verbunden und würde sich am positivsten auf etwaige Erkrankungen auswirken. Sowohl die amerikanische Fachgesellschaft der Schlafmediziner als auch die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin sprechen sich für eine Einführung der permanenten Standardzeit aus.
Die permanente Sommerzeit belegte in der Studie den zweiten Platz und die zweimal jährliche Zeitumstellung war mit den schlechtesten gesundheitlichen Auswirkungen verbunden. Besonders relevante Gesundheitsfolgen sind laut Studie Schlaganfälle und Adipositas (krankhaftes Übergewicht). Eine Umstellung auf permanente Standardzeit könnte die sogenannte Prävalenz von Schlaganfällen demnach um 0,09 Prozent verringern.
Das hört sich wenig an, tatsächlich gibt es zahlreiche andere Faktoren, die das Risiko für Schlaganfälle weitaus stärker beeinflussen. Es könnte aber gemäß den Modellen dazu führen, dass in den USA langfristig etwa 300.000 Menschen weniger an Schlaganfällen und deren Folgen leiden würden. Noch gravierender sieht es bei Adipositas aus. Hier könnte sich die Zahl der Betroffenen sogar um 2,6 Millionen verringern.
Bei der Beurteilung von konkreten Fallzahlen sollte man allerdings vorsichtig sein: Es handelt sich um Annahmen, bei denen etwa gut belegte kurzfristige Auswirkungen auf längere Zeiträume hochgerechnet wurden. Die Ergebnisse können zudem aufgrund von geografischen und gesellschaftlichen Unterschieden kaum auf Deutschland übertragen werden.
Und was war eigentlich ursprünglich die Idee hinter der Umstellung? Sie sollte Energie einsparen und eine bessere Nutzung des Tageslichts ermöglichen. Allerdings stellte das Umweltbundesamt bereits vor Jahren fest , dass mit der Maßnahme tatsächlich gar keine Energie eingespart wird. Mittlerweile bleibt man vorrangig aus politischen Gründen bei dieser Praxis: Für das Umstellen der Uhren gibt es eine EU-Richtlinie, um einen Flickenteppich unterschiedlicher Zeiten zu vermeiden.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, dass durch die Umstellung auf permanente Standardzeit in den USA 300.000 Schlaganfälle und 2,6 Millionen Adipositas-Fälle pro Jahr verhindert werden könnten. Die in der Studie genannten Zahlen beziehen sich jedoch nicht auf konkrete Neuerkrankungen pro Jahr, sondern auf die Änderung der Prävalenz und die daraus abgeleitete Zahl der insgesamt Betroffenen. Wir haben die Stelle geändert und entsprechenden Kontext eingefügt.