Syphilis-Diagnosen erreichen neuen Höchststand in Deutschland

Die Zahl der Syphilis-Erkrankungen in Deutschland steigt und steigt, im vergangenen Jahr gab es laut Robert Koch-Institut (RKI)  einen neuen Höchststand. Der Behörde zufolge wurden 2024 insgesamt 9519 Fälle der sexuell übertragbaren Krankheit gemeldet. 2023 lag die Zahl noch bei 9159 Fällen. Das entspricht einem Zuwachs von 3,9 Prozent innerhalb eines Jahres.

Noch deutlicher wird der Anstieg bei einem längerfristigen Blick. Syphilis ist seit 2001 meldepflichtig. Damals wurden in ganz Deutschland noch weniger als 2000 neue Fälle dokumentiert. Bis 2015 stieg die Zahl der Diagnosen bereits auf mehr als 5000. Nur in der Zeit der Coronapandemie kam es zu einem Abfall, auf den ein starker Anstieg folgte.

Der überwiegende Anteil der Infektionen betrifft Männer, die Sex mit Männern haben. Nur 7,6 Prozent der Erkrankten im vergangenen Jahr waren Frauen. Dennoch sollte sich jeder des Risikos bewusst sein: Im Vergleich zum Vorjahr sei der Anteil heterosexuell erworbener Infektionen leicht angestiegen und der Anteil von Fällen, die vermutlich über sexuelle Kontakte zwischen Männern übertragen worden seien, leicht zurückgegangen, berichtet das RKI im Epidemiologischen Bulletin . Das Alter der Betroffenen lag im Mittel bei 41 Jahren.

Berlin, Hamburg, Trier

Syphilis wird durch das Bakterium Treponema pallidum hervorgerufen, eigentlich lässt sich die Infektion gut mit Penizillin behandeln. Allerdings wird die Erkrankung häufig erst spät erkannt. Die Bakterien werden meist beim Sex weitergegeben, können laut RKI aber auch von Schwangeren auf Neugeborene oder über Blut übertragen werden.

Das größte Infektionsrisiko in Deutschland besteht den RKI-Zahlen zufolge in Ballungsräumen: Die höchsten Inzidenzen registrierte die Behörde im vergangenen Jahr in Berlin (35,7 neue Fälle pro 100.000 Einwohner) und Hamburg (30,3 Fälle pro 100.000 Einwohner). Die im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße wenigsten neuen Diagnosen gab es der Auswertung zufolge in Brandenburg (4,5 pro 100.000 Einwohner) und Thüringen (6,6 Fälle pro 100.000 Einwohner).

Mit Blick auf die Städte dokumentierte das RKI abgesehen von Berlin vergleichsweise viele Erkrankungen in Trier (45,2 Fälle pro 100.000 Einwohner), Köln (44,1 Fälle pro 100.000 Einwohner), Frankfurt am Main (39,1 Fälle pro 100.000 Einwohner) und München (36,7 Fälle pro 100.000 Einwohner).

Erst Geschwür, Wochen später Hautausschlag

Nur etwa die Hälfte der Betroffenen entwickeln nach einer Infektion Beschwerden. Dann kann die Syphilis laut RKI in drei Stadien verlaufen:

  • Zu den ersten Symptomen zählt ein etwa 0,5 bis 1 Zentimeter großes Geschwür, das sich wenige Tage bis Wochen nach der Infektion bildet. Betroffen sind die Stellen im Mund, Genital- oder Analbereich, an denen die Erreger durch winzige Verletzungen in Haut oder Schleimhaut eingedrungen sind. Da die Geschwüre oft keine Schmerzen verursachen, bleiben sie häufig unbemerkt. Sie sondern jedoch eine stark ansteckende Flüssigkeit ab.

  • In der Regel heilen die Geschwüre auch ohne Therapie wieder ab, die Bakterien aber verbleiben im Körper. Dann kann die Krankheit, falls sie noch mal zu Beschwerden führt, in Schüben verlaufen. Im zweiten Stadium entwickeln Betroffene Wochen nach der Ansteckung häufig einen Ausschlag mit roten Flecken an Handflächen und Fußsohlen, der typischerweise nicht juckt. Die Ausschläge in dieser Phase der Erkrankung können jedoch auch andere Teile des Körpers betreffen und sehr variieren. Ebenfalls möglich sind Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen, aber auch Haarausfall.

  • Bleibt die Erkrankung weiterhin unbehandelt, kann mehrere Jahre nach der Erstinfektion das dritte Stadium eintreten. Dann drohen Schädigungen von Gefäßen und des zentralen Nervensystems.

Antibiotika können auch in den späten Stadien der Erkrankung helfen. Impfungen stehen laut RKI nicht zur Verfügung. Den besten Schutz bieten Kondome.

Verwandte Artikel

Next Post