Wahlkrimi in Polen – gewinnt der Trump-Fan?

Wohin steuert Polen?

Polen ist von den USA weit weg, aber es gibt eine gewisse Gemeinsamkeit. Denn auch dort teilt sich das Wahlvolk in zwei zutiefst zerstrittene politische Lager auf. Am Sonntag wird es spannend, vom Ausgang der Stichwahl um das Präsidentenamt hängt eine Menge ab. Nicht nur für Polen, sondern auch für Deutschland und den Rest Europas.

Bei der Wahl treten zwei vollkommen unterschiedliche Kandidaten an, die ihr Land in entgegengesetzte Richtungen führen wollen. Rafał Trzaskowski steht dem moderaten Premierminister Donald Tusk nahe und tritt für ein geeintes Europa an. Karol Nawrocki ist hingegen ein nationalistischer Rechtspopulist wie Donald Trump, der das Motto ausgibt: »Polen zuerst«.

Trzaskowski, der heute Bürgermeister von Warschau ist und längere Zeit EU-Politiker war, konnte die erste Runde der Wahl vor zwei Wochen ganz knapp für sich entscheiden, auch in den Umfragen liegt er mit einem minimalen Vorsprung vorn. Er kann daher auf einen Erfolg hoffen. Aber knapp wird die Sache auf jeden Fall.

Sollte Trzaskowski gewinnen, wäre das gut für die europäische Integration, auch das Verhältnis zu Deutschland würde sich sicherlich weiter verbessern. Bei einem Sieg von Nawrocki droht der entgegengesetzte Weg: Er hatte im Wahlkampf Reparationen von Deutschland gefordert, hofiert Donald Trump, den er bereits im Weißen Haus traf. Und er schimpft im Wahlkampf über die ukrainischen Flüchtlinge in seinem Land und deren Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Hoffen wir, dass die Polen eine weise Wahlentscheidung treffen.

  • Mehr Hintergründe hier: Die europäische Schicksalswahl

Wie Elon Musk aufwuchs

Elon Musk hört als Sonderberater des US-Präsidenten auf. Bei einem gemeinsamen Auftritt mit Donald Trump verabschiedete er sich am Freitag offiziell aus der Rolle.

Musks Geschichte fasziniert weiterhin. Die »New York Times« berichtet in einem Investigativ-Report über Musks ausgeprägten Hang zu Drogen und seinen Umgang mit Frauen. Auch die neue, sehr lesenswerte SPIEGEL-Titelgeschichte meiner Kolleginnen und Kollegen Julia Amalia Heyer, Simon Book und Fritz Schaap beschäftigt sich mit Musk und seinem Wirken. Schaap hat dafür in Südafrika den Vater von Elon Musk getroffen. Errol Musk, 78, ist wie der Sohn ein Tausendsassa. Er fliegt gern eigene Flugzeuge, früher handelte er mit Smaragden. Er mag Verschwörungstheorien und glaubt, Michelle Obama sei ein Mann (die ganze Titelgeschichte über Musk lesen Sie hier ).

In seinem Wohnzimmer lehnt ein Porträt von Sohn Elon an der Wand, Öl auf Leinwand. Der Sohn hat öfter die Leiden seiner Kindheit in Südafrika beschrieben. Die Schikanen des Vaters, die Gewalt, zu Hause und in der Schule. Einen »wertlosen Idioten« soll der Vater seinen Sohn genannt haben.

Gewalt scheint für den Vater noch immer ein probates Mittel der Kindererziehung zu sein. »So züchtet man starke Männer heran«, sagt er im Gespräch. »Jungs in Europa wirken ein wenig wie Mädchen in Jungsklamotten.« Er selbst rühmt sich damit, einmal drei Einbrecher erschossen zu haben. Es scheint eine bizarre, zutiefst autoritäre und fremde Welt zu sein, aus der Elon Musk entstammt. Das erklärt vielleicht so einiges.

  • Mehr Hintergründe hier: Game over – wie Trumps schillerndster Berater an sich selbst scheiterte 

Heftiger Streit um Zweistaatenlösung

Welche Perspektive erhalten die Palästinenser für die Zukunft? Die arabischen Nachbarstaaten, allen voran Saudi-Arabien, und die Europäer streben weiter eine Zweistaatenlösung an, also die Gründung eines eigenständigen palästinensischen Staates neben Israel. Speziell Frankreichs Präsident Emmanuel Macron macht Druck. Er will Mitte Juni gemeinsam mit Vertretern aus Saudi-Arabien eine internationale Konferenz zur Zweistaatenlösung abhalten. Auch forderte der Franzose Sanktionen gegenüber Israel, falls sich die Situation im Gazastreifen nicht zeitnah bessern sollte.

Macron füllt das Vakuum, das die Amerikaner in der Nahostpolitik gelassen haben. US-Präsident Donald Trump interessiert sich für das Thema Zweistaatenlösung immer nur dann, wenn ihn seine reichen Freunde aus Saudi-Arabien darauf hinweisen. Ansonsten ist ihm die Sache insgesamt zu kompliziert. Ein kurzfristiger Erfolg ist für Trump nicht absehbar, deshalb versucht er, das Problem, soweit es geht, zu ignorieren.

Ob das noch lange so weitergehen kann? Es sieht ganz danach aus, als steuere der Streit um diese Frage auf einen neuen Höhepunkt zu. Denn während Macron und die Saudis Druck machen, gräbt sich die israelische Regierung von Premier Benjamin Netanyahu immer tiefer ein. Sie kündigte den Bau von 22 neuen israelischen Siedlungen im palästinensisch verwalteten Westjordanland an. Und Verteidigungsminister Israel Katz drohte Macron mit der Errichtung eines israelisch-jüdischen Staates auch im Westjordanland: »Sie werden einen Palästinenserstaat auf dem Papier anerkennen – und wir werden den jüdischen israelischen Staat hier auf diesem Boden errichten«, sagte Katz.

  • Mehr Hintergründe hier: Israel Katz droht mit israelisch-jüdischem Staat im Westjordanland

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Gewinnerin des Tages…

…ist die französische Gesundheitsministerin Catherine Vautrin. Sie will in Frankreich vom 1. Juli an das Rauchen auch im Freien an vielen Orten verbieten. Insbesondere rund um Schulen, in Parks, an Stränden, an Bushaltestellen und an Sportanlagen. Damit sollen speziell junge Leute vor den Gefahren des Rauchens geschützt werden. Wer gegen das Verbot verstößt, bekommt ein Bußgeld von 135 Euro aufgebrummt.

Die Freiheit der Menschen in Frankreich, zur Zigarette zu greifen, würde durch die neuen Verbote nicht beschnitten, sagte Vautrin in einem Interview laut der Deutschen Presse-Agentur. »Sie dürfen zu Hause und in den erlaubten Bereichen rauchen. Die Freiheit zu rauchen endet dort, wo das Recht der Kinder auf saubere Luft beginnt.«

Die Ächtung ist richtig: Das Rauchen tötet jedes Jahr in Frankreich, aber auch in Deutschland, Zehntausende Menschen. Zudem stinkt es, macht schlechte Haut und kostet Geld. Es ist vollkommen unbegreiflich, warum sich Menschen das immer noch antun.

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Trump will Stahlzölle auf 50 Prozent verdoppeln: Zölle seien sein absolutes Lieblingswort, hat Donald Trump vor Stahlarbeitern betont. Dann kündigte er an, die Importaufschläge für Stahl von derzeit 25 Prozent zu verdoppeln.

  • Joe Biden zeigt sich nach Krebsdiagnose optimistisch: Der frühere US-Präsident leidet an Prostatakrebs, sieht aber gute Chancen für seine Heilung. Neuerlichen Diskussionen über seinen mentalen Zustand während seiner Amtszeit begegnet er mit Humor.

  • Erfinder der medikamentösen Abtreibung ist tot: Seine Forschung führte zur Entwicklung der Abtreibungspille. Nun ist Étienne-Émile Baulieu, der Erfinder des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs, im Alter von 98 Jahren gestorben.

Heute bei SPIEGEL Extra: Die vergessenen Helden

Mannheim, Aschaffenburg, Würzburg, Hamburg – die Namen von Orten, an denen es in den vergangenen Jahren zu Angriffen in der Öffentlichkeit gekommen ist, Amokläufe, Terroranschläge, Wahnsinnstaten, diese Taten bleiben lange im Gedächtnis der Öffentlichkeit. Ganz anders die Namen der Menschen, die sich den Attentätern heldenhaft in den Weg werfen, um Schlimmeres zu verhindern. In allen genannten Fällen waren es Menschen mit Migrationshintergrund, die ihre Angst überwanden und die Täter stellten. Meine Kollegin Christine Keck hat die von vielen vergessenen Helden getroffen. 

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Roland Nelles, US-Korrespondent

Wahlkämpfer Rafał Trzaskowski

Foto: Jakub Porzycki / Anadolu Agency / IMAGO

Elon Musk, politischer Partner Donald Trump

Foto: Nathan Howard / REUTERS

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron

Foto: Edgar Su / REUTERS

Ministerin Catherine Vautrin

Foto: Ludovic Marin / AFP

Taxiunternehmer Muhammad: Als Muslim aus Überzeugung geholfen

Foto: Andy Spyra / DER SPIEGEL

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