Trump hat ein Taco-Problem

Das Zollchaos geht in die nächste Runde

Wenn Sie beim Thema Zölle langsam den Überblick verlieren, keine Sorge, da sind Sie nicht allein. Gerade eben sah es noch so aus, als müsste US-Präsident Donald Trump nach einem entsprechenden Gerichtsurteil die meisten seiner Strafzölle auf Eis legen. Doch keine 24 Stunden später hat ein Berufungsgericht die Blockade wieder aufgehoben, zumindest, solange die Sache im Grundsatz weiter vor Gericht geprüft wird. Die diversen Trump-Zölle gegen die weltweiten Handelspartner sind also wieder scharfgestellt. Bis zur nächsten Wende.

Das Chaos ist typisch für Trump, ebenso die endlosen Gerichtsverfahren. Damit kennt er sich bekanntlich fast so gut aus wie mit dem Golfspielen. In den USA wachsen derweil die Zweifel an Trumps Verhandlungsgeschick beim Thema Zölle. An der Wall Street macht bei den abgebrühten Händlern ein geflügeltes Wort die Runde: »Taco – Trump always chickens out.« Das bedeutet auf gut Deutsch so viel wie: Am Ende gibt Trump in den Zollverhandlungen mit anderen Ländern immer nach. (Wie riskant dieser Schlingerkurs für die Weltwirtschaft sein könnte, erfahren Sie hier im SPIEGEL-Interview  mit dem Ökonomen Martin Lück.)

Tatsächlich kann der US-Präsident bislang in Sachen Zölle kaum Erfolge vorweisen. Deshalb ärgert ihn der Taco-Witz sehr. Als ein Reporter ihn danach fragte, setzte Trump zu einem minutenlangen Wortschwall an, der mit einer Beschimpfung des Journalisten endete: »Sagen Sie niemals, was Sie da gesagt haben«, zürnte er in Richtung des Reporters. »Das ist eine böse Frage. Für mich ist das die schlimmste Frage.«

So zeigt sich: Offenkundig liegen bei Trump die Nerven blank. Vielleicht hilft da zur Beruhigung ein schönes mexikanisches Taco-Sandwich mit Hühnchen, Salat und etwas Limone. Sehr zu empfehlen.

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Neue Inflationszahlen – Koalition will Tempo machen

Deutschlands Wirtschaft dümpelt vor sich hin, die Verbraucher sind genervt. Es gibt wohl wenige Menschen, die sich nicht darüber ärgern, dass in den vergangenen Jahren die Preise so stark gestiegen sind. Doch vielleicht gibt es an dieser Front heute gute Nachrichten. Das Statistische Bundesamt gibt die Entwicklung der Inflationsrate im Mai bekannt. Bereits im April lag die Teuerungsrate bei nur noch 2,1 Prozent, es war der niedrigste Wert seit Oktober. Setzt sich der positive Trend fort? Wäre schön.

Die neue schwarz-rote Bundesregierung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) will derweil etwas gegen die miese Stimmung tun und verspricht ein Sofortprogramm für die Wirtschaft. Der Koalitionsausschuss hat eine entsprechende Prioritätenliste aufgesetzt. Darauf stehen die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes für die Gastronomie sowie die Senkung der Stromsteuer. Noch vor der Sommerpause könnten laut Kanzler Merz Steuererleichterungen für Unternehmen beschlossen werden. (Eine Übersicht der Pläne der Koalition bis zur Sommerpause finden Sie hier.)

»Es geht jetzt Schlag auf Schlag«, und »das erste Jahr ist mit das wichtigste«, verkündete Merz. Da ist etwas dran. Vor allem dann, wenn man auf den politischen Kalender blickt. 2026 sind in Baden-Württemberg und in vier anderen Ländern schon wieder Landtagswahlen. Die Koalitionäre werden wieder monatelang zu Kontrahenten – vermutlich mit den bekannten Folgen. Es herrscht weitgehender Stillstand der Rechtspflege. Deshalb bietet sich für die Koalition jetzt die große Gelegenheit, wirklich etwas zu bewegen.

  • Mehr Hintergründe hier: 62 Spiegelstriche und dann verstolpert der Kanzler den Abschied von Saskia Esken 

Lesen Sie zu Kanzler Merz auch den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel

  • Wo Merz’ Spontaneität zum Risiko wird: Friedrich Merz hat die Außenpolitik zur Chefsache gemacht. Doch der internationalen Wirkung seiner Worte scheint er sich nicht immer bewusst. Das ist besorgniserregend. 

Gletscherabsturz im Lötschental

Das Lötschental in den Schweizer Alpen ist ein wunderbares Refugium. Es liegt ein wenig abgeschieden, man erreicht es mit dem Auto durch einen Eisenbahntunnel. Im Winter lässt es sich dort vortrefflich Skifahren. Alles sehr romantisch. Doch nun wurde die Idylle erheblich gestört.

Ein gigantischer Gletscherabbruch hat zu einer Katastrophe geführt. Es ist ein Naturereignis, das in den Schweizer Bergen vorkommen kann, aber dennoch selten ist. Das Dorf Blatten wurde von den Eis- und Geröllmassen verschüttet. Weil sich das Wasser des Flusses Lonza hinter dem durch den Abbruch entstandenen Gesteinsdamm staut, drohen dem Tal jetzt größere Überflutungen. Weitere Dörfer etwas tiefer im Tal mussten evakuiert werden. Das Militär ist im Einsatz.

Die Landschaft im Lötschental werde durch den Gletschersturz neu geformt, erklärt der Geologe Flavio Anselmetti von der Universität Bern im Interview mit meinem Kollegen Johann Grolle. »Das Tal sieht anders aus, und es wird anders aussehen«, sagt er. »Es war für die gesamten Alpen vielleicht kein Jahrtausendereignis, aber für das Lötschental war es das schon.«

  • Mehr Hintergründe hier: »Jetzt droht bereits die nächste Katastrophe« 

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Verlierer des Tages…

…ist Elon Musk. Der Multiunternehmer verlässt offiziell seinen Posten als Sonderberater des US-Präsidenten. Die Rolle als Trump-Berater und oberster Kettensägen-Spar-Kommissar ist Musk nicht gut bekommen. Seine Automarke Tesla steckt in Schwierigkeiten, in vielen wichtigen Märkten verliert sie wohl auch wegen Musks Ausflug in den Rechtspopulismus Kunden. Das persönliche Image des Milliardärs hat ebenfalls Schaden genommen. Offenkundig will sich Musk nun wieder mehr um seinen eigenen Konzern kümmern, statt armen Beamtinnen und Beamten in den Behördenstuben von Washington das Leben zur Hölle zu machen.

Ab jetzt werden Wetten angenommen, wann Musk für die nächste Überraschung sorgt. Ihm wäre zuzutrauen, dass er nach einer kurzen Phase der Rekonvaleszenz in einer neuen großen Rolle auftaucht. Als Trumps schärfster Kritiker und Gegner vielleicht? Wir lassen uns überraschen.

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Tausende fliehen vor Waldbränden in Kanada: Immer wieder kommt es in Kanada zu heftigen Waldbränden. Ein unkontrolliertes Feuer in der Provinz Manitoba zwingt die Behörden nun jedoch zu einem ungewöhnlichen Schritt.

  • Luís Montenegro erneut zum Ministerpräsident Portugals ernannt: Nach der dritten Wahl in drei Jahren bleibt in Portugal erst mal alles beim Alten. Es droht ein politischer Stillstand. Eine Mehrheit im Parlament zeichnet sich nämlich auch nach der Wahl nicht ab.

  • Anwältin in Kaliningrad verhaftet: Der Druck auf Verteidiger in Russland steigt massiv. Mit Marija Bonzler ist jetzt die erste Anwältin in Haft gesperrt worden, weil sie angeblich Informationen an einen feindlichen Staat übergeben haben soll.

Heute bei SPIEGEL Extra: Wie Profis Spargel schälen – und was Sie dafür brauchen

Dass es Frühling wird, erkennt meine Kollegin Maren Keller immer daran, dass in ihrem Supermarkt mitten in der Gemüseabteilung eine Spargelschälmaschine steht. Angeblich steigern diese Geräte den Spargelabsatz des Geschäfts deutlich. Dabei ist es gar nicht so schwer, das selbst zu machen. Maren hat sich von der Köchin Elli Neubert Schritt für Schritt zeigen lassen, wie man Spargel richtig schält – und was man mit den Schalen und Enden machen kann, anstatt sie wegzuwerfen. 

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Roland Nelles, US-Korrespondent

US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus

Foto: Jim Watson / AFP

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU)

Foto: Political-Moments / IMAGO

Gletscherabbruch in der Schweiz

Foto: Jean-Christophe Bott / KEYSTONE / dpa
Foto: Win McNamee / Getty Images
Foto: Dennis van der Sloot

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